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Interview mit Ted Sarandos, Programmchef von Netflix: Wir zerstören das Kino nicht. Die Leute gehen nicht mehr hin.

In einem Gespräch von Axel Weidemann mit Ted Sarandos in der aktuellen Ausgabe der Frankfurter Allge­meine Zeitung (FAZ vom 15.5., Nr. 111,  S.13, Wirtschaftsteil), äußert sich der Programmchef des Strea­ming­dienstes Netflix ausführlich.

Ein paar Auszüge:
„Wir kommen den Produ­zenten ja erst mal entgegen und versuchen Serien zu machen, die vornehmlich in dem Land oder einer bestimmten Region funktio­nieren. Also erst das Land, dann die Region und dann hoffentlich die Welt. Wenn es schon im Land selbst, wo es produ­ziert wurde, nicht hinhaut, dann funktio­niert es auch woanders nicht.“ Zum Filmmarkt Deutschland äußert er, dass es „noch ein ziemlich verschlos­sener Markt“ sei. „ARD und ZDF sind sozusagen von der Öffent­lichkeit beauf­tragt und haben eine lange gemeinsame Geschichte mit vielen Fernseh­ma­chern. Das macht es schwierig, sich den Markt zu teilen, aber so richtig kommt man an ihnen eben auch nicht vorbei.“ Der Exodus des Kinos habe aus seiner Sicht „lange vor Netflix begonnen“. Sarandos: „Wir zerstören das Kino nicht. Die Leute gehen nicht mehr hin. Die Kinoti­cket­ver­käufe waren in Amerika jahrzehn­telang stabil. Und wenn sie steigen, dann nur, weil sich der Preis der Karten ein wenig erhöht.“
Die Medien­nutzung würde aus seiner Sicht „mit einem Genera­ti­ons­wechsel“ zusam­men­hängen. „Bei denje­nigen, die mit Netflix groß werden, sinkt einfach die Wahrschein­lichkeit, dass sie ins Kino gehen. Zudem werden sie weniger privates Fernsehen konsu­mieren. Wozu sollen sie sich noch Werbung ansehen?“
Kritisch merkt er an, dass jährlich acht Milli­arden Euro für das öffent­liche Fernsehen zur Verfügung standen „und alles, was vor „Babylon Berlin“ inter­na­tional bekannt geworden ist, ist irgend so eine Polizei­serie von was weiß ich wann.“
Zum Start einer eigenen Strea­ming­plattform durch Disney sagt Sarandos, dass starke Marken noch nicht automa­tisch bedeuten, dass man erfolg­reich sei, da man sich „doch stark selbst“ und auch die eigene Reich­weite begrenze. „Wenn sie erzäh­le­risch nur in ihren bereits vorhan­denen Universen operieren, wird ihnen das nicht bekommen.“ Deutschland ist immer noch ein verschlos­sener Markt

(nicht frei zugänglich)