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12. RÄStV: Rückendeckung für Produzenten

Die Länder hätten ARD und ZDF aufge­fordert, neue Terms of Trade zu verein­baren – „Rücken­de­ckung für die Produ­zenten“ –, schreibt Katharina Dockhorn in Blickpunkt:Film. Bei der zuneh­menden Verbreitung und Nutzung von Fernsehin­halten im Internet gehe es laut Alexander Thies, Vorstand der Produ­zen­ten­al­lianz, nicht um höhere Erlöse, „sondern um Erlöse überhaupt“. Der kostenlose Download von Programmen in Online-Media­theken schade den digitalen Verwer­tungs­mög­lich­keiten der Produ­zenten, so Thies. Derzeit werde die Verwertung von Produk­tionen im Internet „nahezu automa­tisch und ohne jede Gegen­leistung“ in den Verträgen verankert, das führe zu einer Abwertung von Nutzungs­rechten und zu „unmit­tel­baren finan­zi­ellen Verlusten.“

Holger Roost-Macias, stell­ver­tre­tender Allianz-Vorstand, ergänze: „Grund­sätzlich geht es uns jetzt um eine Betei­ligung des Produ­zenten an allen Auswer­tungen seines Produkts. Wer diese Verwertung macht und wie die Erlöse dann aufge­teilt werden, muss im Einzelfall geregelt werden.“

Die Rundfunk­po­li­tiker der Länder hätten auf die Forde­rungen der Produ­zenten reagiert, so Dockhorn weiter. In einer Proto­kol­lerklärung zum 12. Rundfunk­än­de­rungs­staats­vertrag werde der öffentlich-recht­liche Rundfunk aufge­fordert, gegenüber Fernseh­pro­duk­ti­ons­un­ter­nehmen „ausge­wogene Vertrags­be­din­gungen und eine faire Aufteilung der Verwer­tungs­rechte zu gewähren“. Derzeit verhan­delten Produ­zen­ten­al­lianz und Sender über diesen strit­tigen Punkt, wobei die Sender von vornherein klar gemacht hätten, dass es nichts zu verteilen gebe. „Alle Sender­ver­treter haben aber verstanden, dass kreative Entwick­lungs­leis­tungen, inter­na­tionale Qualität und umfas­sende Risiko­über­nahmen durch den Produ­zenten nichts mehr mit dem tradierten Buy-out-System der Sechzi­ger­jahre zu haben“, habe Roost-Macias deutlich gemacht.

Schließlich zitiert Dockhorn noch einmal Alexander Thies. Nach Gesprächen mit ARD und ZDF habe man den Eindruck, dass sie sich der Auffor­derung aus der Politik nicht verschließen werden: „Wir sind optimis­tisch, mit ihnen zu einer vernünf­tigen Einigung zu kommen.“ – „Krümel oder Sahne­stück?“ (Blickpunkt:Film Nr. 36 vom 1.9.2009, S. 28)

Der ARD-Vorsit­zende Fritz Raff und ZDF-Intendant Markus Schächter hätten sich im Vorfeld der Inter­na­tio­nalen Funkaus­stellung „ein Stell­dichein unter dem Berliner Funkturm“ gegeben, schreibt Christian Meier beim Medien­dienst Kress. Sie hätten über die Zukunft des Fernsehens gesprochen. Zu den geplanten Änderungen im 12. Rundfunk­än­de­rungs­staats­vertrag, der den Öffentlich-Recht­lichen Grenzen im Internet aufzeigen soll, habe Raff gesagt: „Das tut uns weh.“ Man werde bis zum Schluss für die eigene Position kämpfen. Bis zum 23. Oktober, wenn die Minis­ter­prä­si­denten der Länder die Änderungen beraten, werde Schächter noch eine Reihe von Gesprächen führen. Die Verlage habe Schächter davor gewarnt, „nicht die falsche Tür zu bewachen“ Verlage und Sender müssten zusammen arbeiten, nicht gegen­ein­ander, die „Feindes des Quali­täts­jour­na­lismus sitzen woanders“, so Schächter, der Google als ein Beispiel genannt habe: „Das Schlüs­selwort heißt Koope­ration“ (frei zugänglich)

Für den 12. Rundfunk­än­de­rungs­staats­vertrag würden am 11. September bei der Sitzung der Rundfunk­kom­mission die entschei­denden Weichen gestellt, berichtet ebenfalls Blickpunkt:Film und zitiert Martin Stadel­maier, den für die Länder feder­füh­renden Chef der Staats­kanzlei Rheinland-Pfalz: „Ich bleibe optimis­tisch, dass wir den Zeitplan einhalten können und der neue Vertrag zum 1. Mai 2009 gelten kann.“

Jürgen Doetz vom VPRT umreiße in seiner Kritik  am Vertrags­entwurf drei Punkte, die die weitere Diskussion bestimmen: Die Vorgaben für die inhalt­liche Konzeption der digitalen Kanäle, die Abgrenzung des Online­an­gebots der Öffentlich-Recht­lichen zu anderen Rundfunk­an­stalten und zur Presse sowie die Überführung des Bestands an Telemedien von ARD und ZDF.

Die Politik wolle das Inter­net­an­gebot der öffentlich-recht­lichen Sender generell auf sendungs­be­zogene Inhalte beschränken, die nur sieben Tage lang zum Download bereit­stehen. „Vor allem die junge Zielgruppe holt sich ihre Infor­ma­tionen mittler­weile zu wesent­lichen Teilen im Netz“, kriti­siere das der ARD-Vorsit­zende Fritz Raff. Nicht nur sendungs­be­zogene Inhalte, sondern alle Programme, „für die ja schon Gebühren bezahlt wurden“, sollten orts- und zeitun­ab­hängig abgerufen werden können: „Feilschen auf den letzten Metern“ (Blickpunkt:Film Nr. 36 vom 1.9.2009, S. 20)

Auch bei der Medien­woche Berlin-Brandenburg („medienwoche@IFA“) geht es am Nachmittag des 2. Septembers um das Thema „New Terms of Trade? Partner­schaft für die digitale Welt“. Nach einem filmpo­li­ti­schen Grußwort von Kultur­staats­mi­nister Bernd Neumann stellt der Vorsit­zende der Produ­zen­ten­al­lianz, Alexander Thies, „Strategie und Agenda der Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen“ vor, Peter Weber vom ZDF erläutert „Die Perspektive der Sender“, danach disku­tieren auf dem Podium zusätzlich Uli Aselmann (Produzent, d.i.e.film.gmbh, Stell­ver­tre­tender Vorstand Produ­zen­ten­al­lianz), Oliver Berben (Produzent, MOOVIE – the art of enter­tainment), Peter Dinges (FFA) und Jürgen Doetz (VPRT). Mehr Infor­ma­tionen auf den Seiten der medienwoche@IFA (frei zugänglich)