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Alexander Thies: „Anreize schaffen für Privatanleger“

Im Interview mit Blickpunkt:Film zu den Folgen der Finanz­krise für die Branche sieht der Vorsit­zende des Vorstandes der Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen, Alexander Thies, „ironi­scher­weise“ auch eine positive Note, Krisen­zeiten verliehen der Filmwirt­schaft eher einen Schub, „die Menschen suchen Unter­haltung“. Die unmit­tel­barste und leider negative Folge der Krise aber sei, „dass Fremd­ka­pital deutlich schwie­riger und deutlich teurer zu bekommen sein wird – mehr denn je wird es darauf ankommen, eine solide Eigen­ka­pi­tal­decke zu haben. Gerade für Unter­nehmen der Filmpro­duktion ist dies alles andere als leicht zu verwirk­lichen. Thies befürchtet, „dass sich der Konzen­tra­ti­ons­prozess in unserer Branche noch verstärken wird, denn gerade den Mittel­stand werden die Schwie­rig­keiten hart treffen.“

Die Politik sei in dieser Situation aufge­fordert, das umzusetzen, „was sie bereits in den Koali­ti­ons­vertrag aufge­nommen hat. Neben der Stärkung des Produk­ti­ons­standorts – ein Vorhaben, das mit Hilfe des DFFF geglückt ist – wird darin auch die besondere Bedeutung des Zugangs der Branche zu Eigen­ka­pital betont.“

Ein wesent­licher Punkt sei auch, Anreize für private Anlieger zu schaffen, in der Film-und TV-Produk­ti­ons­branche zu inves­tieren: „Gerade wenn man davon ausgeht, dass kultu­relle Inhalte krisenfest sind, ergibt sich eine inter­es­sante Ausgangslage. Um attrak­tiver für private Inves­ti­tionen zu werden, müssten die Produ­zenten aber auch markt­be­zo­gener verwerten können.“ Dies würde aber nicht auf Kosten der Vielfalt geschehen: „Ganz im Gegenteil, der Markt wird häufiger Überra­schungen hervor­bringen müssen. Zu viel vom Gleichen schafft kein Wachstum. Die Spezia­li­sierung wird zunehmen. Gleich­zeitig darf man keine Angst davor haben, andere Geschäfts­mo­delle anzupacken. Insofern entsteht nicht nur der Drang zur Konzen­tration, sondern auch zur Koope­ration zwischen den einzelnen Gliedern der Wertschöp­fungs­kette.“

Zur derzei­tigen Stimmung bei den Mitgliedern der Produ­zen­ten­al­lianz sagt Alexander Thies: „Wir sind besorgt, nicht zuletzt mit Blick auf die Situation vieler Kinos und mancher Sender. Wenn die Werbe­märkte Schaden nehmen und die von den Sendern gefor­derten Renditen nicht sinken, werden die Anfor­de­rungen an die Produ­zenten noch höher, insbe­sondere bei den privaten Sendern. Die Öffentlich-Recht­lichen auf der anderen Seite stehen in dieser Situation vor großen Chancen, da sie die Entwicklung gelas­sener betrachten können: Sichere Gebühren bieten erheb­lichen Vorsprung vor Unter­nehmen, die neben Unsicherheit auf der Einnah­men­seite auch mit Rendi­te­druck belastet sind. Talent wird sich dahin orien­tieren, wo die Kondi­tionen als sicherer und inter­es­santer empfunden werden. Und hoffentlich kommt dazu zum Tragen, dass die Banken neue Geschäfts­felder brauchen und der Bereich der Kultur-Film- und Medien­fi­nan­zierung noch relativ klein ist.“ – „Alexander Thies über die Folgen der Finanz­krise: ,Anreize schaffen für Privat­an­leger’“ (Blickpunkt:Film Nr. 50/2008, S. 11-12)