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Standpunkt: Reform der Filmförderung in Deutschland

Nachdem Nico Hofmann und Wolf Bauer im Januar 2018 in der FAZ (Ausgabe vom 16.1.2018) die Zukunfts­fä­higkeit eines Förder­instru­ments „unabhängig von Abspiel­wegen“ in der Unter­stützung und Förderung der Inhalte-Produktion insgesamt sehen und besondere Anreize für die Produktion von High-End-Drama-Serien fordern, stellt das Fachblatt Medien­Wirt­schaft (Heft 2/2018; S. 2ff.) drei Stand­punkte zu dem Thema zusammen, auf die wir gerne hinweisen möchten:

Dr. Christoph Palmer, Geschäfts­führer der Produ­zen­ten­al­lianz stellt in seinem Stand­punkt heraus, dass als Parameter für eine erwei­terte Fernseh-Serien­för­derung „hochwertige, inter­na­tional vermarktbare, fiktionale Serien mit anspruchs­vollen Budgets und zumindest sechs bis acht Folgen pro Staffel gefördert werden“ sollten. Weitere Eckpfeiler einer solchen Förderung sollten sein, „dass sowohl Entwick­lungs­kosten wie Herstel­lungs­kosten von Produk­tionen bezuschusst werden können.“ Auch die Kombi­na­ti­ons­fä­higkeit mit Creative Europe und den Länder­för­de­rungen sollten bei Co-Produk­tionen ermög­licht werden. Palmer wird im Artikel noch konkreter und rechnet zur Förderhöhe vor, dass „man realis­ti­scher­weise von Mindest­kosten von einer Mio. Euro pro Folge bei 45/60 Minuten Länge ausgehen“ müsse. Somit würden pro Staffel Entwick­lungs­kosten von 250.000 Euro nötig werden, pro Staffel käme man auf einen Zuschuss von „bis zu 3,5 Mio. Euro. Damit könne man inter­na­tional mitspielen. Es ginge dabei auch um die „Positio­nierung europäi­scher Themen, Anliegen und Erzähl­weisen im inter­na­tio­nalen Konzert.“ Palmer äußert sich weiter zu den Rechten und der politi­schen Umsetz­barkeit eines solchen Förder­instru­ments. Er appel­liert daran, dass man „im Haushaltsjahr 2019 mit einem Volumen von zumindest 50 Mio. Euro für den GMPF als dritter Säule der natio­nalen Filmför­derung“ durch­starten könne, damit weitere Erfah­rungs­werte sammle und damit unter­stütze man schon „den begin­nenden deutschen Serienboom kraftvoll“. Unter Berufung auf eine Studie des Bundes­wirt­schafts­mi­nis­te­riums (Wirtschaft­liche Bedeutung der Filmin­dustrie in Deutschland) betont er, dass erheb­liche Stand­ort­ef­fekte auch und „insbe­sondere auf dem Arbeits­markt für kreative und quali­fi­zierte Berufe“ die Folge wären.

Ein weiterer Beitrag des Stand­punkts kommt von Prof. Dr. Karola Wille, Filmin­ten­dantin der ARD und Inten­dantin des Mittel­deut­schen Rundfunks.

ARD und Degeto sehen sich – zusam­men­ge­rechnet – als größter und wichtigster Auftrag­geber der deutschen Film- und Fernseh­pro­duk­ti­ons­wirt­schaft in einer beson­deren Verant­wortung bei der Reform der Filmför­derung in Deutschland. Die ARD begrüße daher die im Herbst des Jahres 2016 beschlossene effizi­entere Förderung. Dabei hebt sie besonders die Initiative „Der besondere Kinderfilm“ hervor, die vor fünf Jahren startete und zwischen­zeitlich über 26 Partner habe. Die Filmin­ten­dantin sieht vor allem in der notwen­digen Stärkung auf der europäi­schen Ebene „eine der größten Heraus­for­de­rungen für alle Betei­ligten“ und betont, dass eine Weiter­ent­wicklung der AVMD-Richt­linie vonnöten sei, ebenso wie die Einführung einer „Quote für europäische Werke in Video-on-Demand-Katalogen“ und die Anerkennung der gesetz­lichen Zahlungs­ver­pflich­tungen der großen inter­na­tio­nalen Player.

Kirsten Niehuus, Geschäfts­füh­rerin der Filmför­derung des Medien­board berlin-Brandenburg erinnert daran, dass in der Filmför­derung in Deutschland seit den 60er Jahren „das Primat des Kinofilms“ galt. Aber seinerzeit habe es eben noch kein SVoD oder YouTube gegeben. Den GMPF sieht sie als erste Reaktion als „etwas zöger­lichen Schritt, auf natio­naler Ebene auch hochbud­ge­tierte Produk­tionen zu fördern“ – ohne Konzeption für die Kinoaus­wertung. Für die Branche betrachtet sieht sie, dass man nun Inhalte für andere Platt­formen produ­zieren können müsse, und dazu muss die Branche selbst „in die Lage versetzt werden“. Sie sieht daher, dass neben der klassi­schen Kinofilm­för­derung „auch neue Finan­zie­rungs­mo­delle – z.B. Finan­zierung durch einen/mehrere Sender und Platt­formen oder Weltver­triebs­ga­rantien“ in die Filmför­derung einge­bunden werden müssten.

Niehuus hebt hervor, dass das Diktum „German Films don’t travel“ nicht mehr gelte, da die Sprach­be­grenzung keine Hürde mehr sei, Niehuus im Artikel: „Serien in deutscher Sprache laufen weltweit und sind nicht mehr auf den deutschen Markt begrenzt.“

Im Hinblick auf die Stand­ort­po­si­tio­nierung Deutsch­lands in der Filmför­derung macht aus ihrer Sicht „nur eine Zuschuss­för­derung Sinn, denn: ohne Rechte keine Erlöse und ohne Erlöse keine Darle­hens­tilgung.“

Niehuus sieht neben den klassi­schen Finan­zie­rungs­för­de­rungen noch einen Mangel bei der Wirtschafts­för­derung, denn „die wirtschaftlich-techno­lo­gische Relevanz der Filmbranche als Zukunfts­in­dustrie“ sei ausbau­fähig.

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