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Pressemitteilung

ARD und Produzentenallianz stellen Eckpunkte 2.0 für ausgewogene Vertragsbedingungen und eine faire Aufteilung der Verwertungsrechte vor: „Für Fernsehauftragsproduktion in Deutschland wird ein neuer Abschnitt beginnen“

Berlin, 28. Januar 2016 – In einer umfas­senden Verstän­digung nach zweijäh­rigem Gesprächs­prozess mit der Produ­zen­ten­al­lianz hat die ARD eine Selbst­ver­pflich­tungs­er­klärung für die zukünftige Ausge­staltung der Beauf­tragung von Fernseh-Auftrags­pro­duk­tionen beschlossen. Damit besteht nun für die teil- und vollfi­nan­zierten Auftrags­pro­duk­tionen der Genres Fiktion, Unter­haltung und Dokumen­tation ARD-weit eine einheit­liche Grundlage.

Mit den neuen Eckpunkten 2.0 werden unter anderem die Themen­kom­plexe Kalku­lation und Rechte umfassend neu geregelt. Erstmals in der Geschichte der Auftrags­pro­duktion in Deutschland erhalten Produ­zenten bei Teilfi­nan­zierung jetzt in größerem Umfang die Möglichkeit, den Anspruch auf Rechte an ihren Produk­tionen geltend zu machen, um sie von Anfang an selbst zu verwerten. Ebenfalls erstmals wird darüber hinaus eine syste­ma­tische Erfolgs­prä­mierung für Produ­zenten geschaffen.

1. Kalku­lation

In der Vergan­genheit wurden Kalku­la­ti­ons­posten wie wichtige Berufs­bilder und bestimmte allge­meine Kosten von der ARD nicht anerkannt und mussten von den Produ­zenten finan­ziert werden. Künftig werden zahlreiche Berufs­bilder wie beispiels­weise Producer oder Headautor bei fiktio­nalen Serien sowie etwa projekt­be­zogene Rechts­be­ratung und Archiv­arbeit kalku­la­ti­ons­fähig. Die Mehrkosten für die realis­tische Kalku­lation wurden von der ARD bei der KEF für die nächste Beitrags­pe­riode angemeldet und stehen somit noch unter KEF-Vorbehalt.

Dazu erklärt Alexander Thies, Vorsit­zender des Produ­zen­ten­al­lianz: „Die ARD steht mit der neuen Kalku­la­ti­ons­rea­lität nun ganz an der Spitze der Fernseh­sender in Deutschland. Diese muss in den einzelnen Häusern freilich auch gelebt und prakti­ziert werden. Es kann dadurch gelingen, in Zukunft auskömm­li­chere Fernseh­pro­duk­tionen herzu­stellen, die dem Zuschauer, aber eben auch allen Filmschaf­fenden, zu Gute kommen.“

2.  Rechte

Die Produ­zen­ten­al­lianz begrüßt, dass die ARD am Prinzip der vollfi­nan­zierten Auftrags­pro­duk­tionen festhält, künftig aber verstärkt auch teilfi­nan­zierte Produk­tionen ermög­lichen wird. Erstmals in der Geschichte der Auftrags­pro­duktion in Deutschland kann der Produzent durch­setzen, durch Mitfi­nan­zierung Rechte zu erwerben, die er selbst verwerten kann. Dafür wurde ein „Schich­ten­modell“ entwi­ckelt, mit dem Sender und Produ­zenten anhand eines einheit­lichen Katalogs eine faire Aufteilung von Verwer­tungs­rechten an der konkreten Produktion herstellen können.

Alexander Thies: „Indem sie künftig Rechte selbst verwerten können, kommen die deutschen Produ­zenten in eine dynamische, unter­neh­mende und verwer­tende Rolle, die sich unserer Überzeugung nach einem ‚Lizenz­modell‘ nach briti­schem Vorbild schon sehr annähert. Jetzt muss sich zeigen, wie die Rechte­teilung und Verwertung in der Praxis umgesetzt wird.“

3. Erfolgs­prä­mierung

Ebenfalls erstmals in der Geschichte der Auftrags­pro­duktion in Deutschland können die Produ­zenten künftig am Erfolg ihrer Werke teilhaben. Dafür enthalten die neuen Eckpunkte ein syste­ma­ti­sches Leistungs­modell, das einer­seits heraus­ra­gende und presti­ge­trächtige Auszeich­nungen und Nominie­rungen honoriert und gleich­zeitig die programm­liche Nutzung (Wieder­ho­lungen) auf den verschie­denen ARD-Platt­formen berück­sichtigt. Für die jeweils genre­spe­zi­fisch besten zehn Produk­tionen eines Jahres wird es einen neuen zweck­ge­bun­denen Entwick­lungs­vertrag für ein neues ARD-Projekt geben.

Weitere Regelungen der neuen Eckpunkte betreffen u.a. die Erlös­be­tei­ligung der Produ­zenten, die Verwertung nicht genutzter Rechte durch den Produ­zenten, die Einrichtung einer Schieds­stelle und verbind­liche Regeln für Ausschrei­bungen und Pitches.

„Man kann die ARD zu ihrem Weitblick, dem Mut und der Innova­ti­ons­be­reit­schaft beglück­wün­schen. In der Fernseh­auf­trags­pro­duktion in Deutschland wird ein neuer Abschnitt beginnen“, betonte Alexander Thies anlässlich einer Presse­kon­ferenz am heutigen Donnerstag, bei der die „Eckpunkte 2.0“ der Öffent­lichkeit vorge­stellt wurden: „In der digitalen Medienwelt mit ihrer weiter zuneh­menden Inter­na­tio­na­li­sierung wird eine erheb­liche Verwer­tungs­dy­namik durch VoD und neue Vertriebs­formen entstehen, an der die Produ­zenten durch die neuen Eckpunkte leichter parti­zi­pieren können. Davon – und von den anderen Verbes­se­rungen durch die Eckpunkte 2.0 – werden die Programme und damit die Zuschauer profi­tieren. Sie sind es, für die wir produ­zieren.“

Zum Download: „Eckpunkte für ausge­wogene Vertrags­be­din­gungen und eine faire Aufteilung der Verwer­tungs­rechte“