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Pressemitteilung

Filmförderung auf Bundesebene: Produzentenallianz fordert grundsätzliches Umdenken

Berlin, 7. September 2016 – In dieser Woche wird im Deutschen Bundestag der Haushalt 2017 beraten. Am heutigen Mittwoch steht die Aussprache über den Etat des Kanzleramts auf der Tages­ordnung, am morgigen Donnerstag der Etat des Bundes­mi­nis­te­riums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Beide Tages­ord­nungs­punkte betreffen die deutsche Filmin­dustrie. Zum Haushalt des Kanzleramts gehört als „Anreiz zur Stärkung der Filmpro­duktion in Deutschland“ der Deutsche Filmför­der­fonds (DFFF) der Beauf­tragten für Kultur und Medien. Für ihn sind wie in den vergan­genen Jahren 50 Mio. Euro vorge­sehen. Beim BMWi sind für die „Förderung der Filmwirt­schaft“ 10 Mio. Euro einge­stellt; dieser Posten ist als German Motion Pictures Fund (GMPF) bekannt und wurde 2016 einge­führt.

Beide Maßnahmen sollen auch die Infra­struktur, die Auslastung, die Beschäf­tigung und die inter­na­tionale Wettbe­werbs­fä­higkeit des Produk­ti­ons­standorts Deutschland stärken. Dazu sind sie wegen ihrer geringen Mittel­aus­stattung – trotz der gesun­kenen inter­na­tio­nalen Nachfrage waren beide Förder­töpfe 2016 bereits kurz nach der Jahres­mitte ausge­schöpft – aber nur sehr einge­schränkt geeignet. Daher fordert die Produ­zen­ten­al­lianz ein grund­sätz­liches Umdenken bei der Filmför­derung auf Bundes­ebene.

„Automa­tische Förde­rungen wie der DFFF und der GMPF sind für die nationale und inter­na­tionale Filmpro­duktion von heraus­ge­ho­bener Bedeutung“, erläutert der Produ­zen­ten­al­lianz-Vorsit­zende Alexander Thies: „Sie sind eine verläss­liche und berechenbare Finan­zie­rungs­quelle, unabhängig von Gremi­en­ent­schei­dungen. Das ist für uns deutsche Produ­zenten wichtig – aber auch für inter­na­tionale Großpro­duk­tionen, wie sie vor der Kürzung des DFFF in größerem Umfang in Deutschland gedreht wurden. Wir haben eine hervor­ra­gende Infra­struktur und exzellent ausge­bildete und motivierte Filmschaf­fende in allen Gewerken. Im inter­na­tio­nalen Standort-Wettbewerb sind wir aber längst von Ländern abgehängt, in denen teilweise ein Vielfaches an Produk­ti­ons­an­reizen zur Verfügung steht. Diese Länder setzen um, was auch bei uns längst bekannt ist: Macht­volle und gut ausge­stattete Förder­mo­delle sind Jobmo­toren und Innova­ti­ons­ma­schinen – und sie bringen der Staats­kasse schon kurzfristig mehr Einnahmen, als sie den Steuer­zahler kosten. Wir brauchen auch in Deutschland eine konsis­tente Förderung für die hochwertige nationale und inter­na­tionale Film-und Fernseh­pro­duktion und für die damit verbun­denen Zukunfts­tech­no­logien Animation und Visual Effects. Und wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass diese Förderung mit erheb­lichen Mitteln ausge­stattet sein muss, die eine andere Dimension als die bishe­rigen Förder­instru­men­tarien haben, um den Produk­ti­ons­standort Deutschland zu erhalten, seine Beschäf­tigten und so seine Zukunfts­fä­higkeit entfalten zu können.“

„Wir müssen mit dem klein­tei­ligen Denken aufhören und uns endlich als die Wachs­tums­in­dustrie begreifen, die wir sind“, ergänzt Uli Aselmann, Vorsit­zender der Produ­zen­ten­al­lianz-Sektion Kino. „Der DFFF hat sich im Prinzip bewährt, aber mit seiner absolut unzurei­chenden Ausstattung und seinen praxis­fremden Obergrenzen hat er weder die Kraft, Zig-Millio­nen­pro­jekte à la ‚Star Wars‘ oder ‚Minions‘ nach Deutschland zu holen – die in Großbri­tannien und Frank­reich reali­siert wurden –, noch kann sich mit ihm das Potential des deutschen Films entfalten. Unsere Budgets sind in der Regel immer zu klein, um nachhaltig mit den Production Values zu konkur­rieren, die inter­na­tionale Produk­tionen im deutschen Filmmarkt aufbieten können.“

„Außerdem müssen sich die deutschen Förder­instru­mente auch für eine erleich­terte Förderung von Visual Effects und Anima­ti­ons­pro­duk­tionen öffnen“, so Jan Bonath, Vorsit­zender der Produ­zen­ten­al­lianz-Sektion Animation. „Diese Zukunfts­tech­no­logien sind in Deutschland hoch entwi­ckelt, wir haben dafür beste Ausbil­dungs­ein­rich­tungen und entspre­chend hochqua­li­fi­zierte Fachleute. Trotzdem droht uns, dass wir den inter­na­tio­nalen Anschluss verlieren, weil die Bundes-Förde­rungen diesen kreativen High-Tech-Bereich noch viel zu wenig im Blick haben.“

Die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen ist die maßgeb­liche Inter­es­sen­ver­tretung der deutschen Produ­zenten von Film-, Fernseh- und anderen audio­vi­su­ellen Werken. Sie vereint rund 230 Produk­ti­ons­un­ter­nehmen aus den Bereichen Animation, Dokumen­tation, Kinofilm, TV-Enter­tainment, TV-Fiktion und Werbung.