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Pressemitteilung

Terms of Trade – Modernisierung des Vergütungsmodells

Rechte­ent­bün­delung, Kalku­la­ti­ons­rea­lismus, Format­schutz: Produ­zenten formu­lieren Mindest­ver­trags­be­din­gungen bei Auftrags­pro­duk­tionen für Fernseh­sender in Deutschland

Berlin, 19. März 2009 – Film- und Fernseh­pro­du­zenten schaffen als Kreativ­un­ter­nehmer Produkte, deren wirtschaft­licher Wert größer ist als die Summe der Herstel­lungs­kosten. Seit den sechziger Jahren des vergan­genen Jahrhun­derts, als sich der Fernseh­markt in Deutschland entwi­ckelte, diktierten die Sender die Vertrags­be­din­gungen. Sie verlangten alle Verwer­tungs­rechte und billigten den Produ­zenten dafür einen geringen Prozentsatz der Herstel­lungs­kosten als Gewinn und Handlungs­umlage (HUs) zu. Diese „Terms of Trade“ gelten im Großen und Ganzen noch heute, obwohl sich der Markt zunächst mit der Zulassung der Privat­sender, Kabel- und Satel­li­ten­fern­sehen, Home-Enter­tainment und später mit den neuen digitalen Vertriebs­wegen (z. B. Video on Demand) grund­legend gewandelt hat. Gleich­zeitig haben sich auch die Gepflo­gen­heiten bei Auftrags­pro­duk­tionen geändert. Die Auftrag­geber erwarten heute ein Produkt, das in allen diesen Verwer­tungs­formen möglichst auch inter­na­tional erfolg­reich ist, ohne sich jedoch von dem überkom­menen Vergü­tungs­system zu lösen.

Deshalb ist eines der wichtigsten Ziele der Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen, das herkömm­liche, nur Herstel­lungs­kosten-orien­tierte Vergü­tungs­modell zu einem System weiter­zu­ent­wi­ckeln, das den tatsäch­lichen wirtschaft­lichen Wert der Programme zugrun­delegt und den Produ­zenten die Möglichkeit gibt, an dem Wert der von ihnen geschaf­fenen Programme angemessen und nachhaltig zu parti­zi­pieren.

„Wir müssen zu einer anderen Austa­rierung der Rechte­si­tuation kommen“, sagt Dr. Christoph E. Palmer, Vorsit­zender der Produ­zen­ten­al­lianz-Geschäfts­führung, „die Gespräche mit den öffentlich-recht­lichen und den privaten Rundfunk­ver­an­staltern laufen bereits an, so konsti­tiert sich zum Beispiel am 7. April ein gemein­samer Gesprächs­kreis von ARD und Produ­zen­ten­al­lianz.“

Als Gesprächs­grundlage hat die Produ­zen­ten­al­lianz jetzt den „Forde­rungs­ka­talog Terms of Trade zur Neure­gelung der Mindest­ver­trags­be­din­gungen der Produ­zenten bei Auftrags­pro­duk­tionen für Fernseh­sender in Deutschland“ vorgelegt, in dem sechs grund­le­genden Punkte benannt werden:

  1. Rechte­ent­bün­delung – Mit der Grund­ver­gütung werden nur die „primary rights“, eine limitierte Nutzung des Sende­rechts, abgegolten. Darüber hinaus­ge­hende „secondary rights“ sollen beim Produ­zenten verbleiben.
  2. Kalku­la­ti­ons­rea­lismus Die kalku­lierten Kosten sollen die Herstel­lungs­kosten einschließlich der Entwick­lungs- und Finan­zie­rungs­kosten vollständig und trans­parent wider­spiegeln.
  3. Zahlungs­ziele sollen dem tatsäch­lichen Cash-Flow der Produktion entsprechen.
  4. Erfolgs­be­tei­ligung Besonders erfolg­reiche Programme sollen mit einer Bonus­re­gelung honoriert werden.
  5. Format­schutz Weiter­ent­wick­lungs- und Format­rechte an vom Produ­zenten entwi­ckelte oder erworbene Formate verbleiben beim Produ­zenten.
  6. Produ­zen­ten­bindung Eine beauf­tragte Produktion darf nicht ohne Zustimmung des Produ­zenten an einen anderen Produ­zenten übertragen werden.

„Der Produzent ist der zentrale Motor der digitalen Wertschöpfung, Partner der Urheber und ausübenden Künstler einer­seits, der Sender, Verwerter und Platt­formen anderer­seits“, heißt es in der Präambel des Forde­rungs­ka­talogs. Prof. Dr. Oliver Castendyk, Geschäfts­führer der Produ­zen­ten­al­lianz-Sektion Enter­tainment: „Ist der Produzent zusätzlich – über Rechte­teilung oder über sonstige Erlös­an­sprüche – am Erfolg seiner Produk­tionen beteiligt, stärkt dies deren Qualität und Vermarkt­barkeit. Nur mit moder­ni­sierten Terms of Trade kann langfristig eine vielfältige und inter­na­tional wettbe­werbs­fähige audio­vi­suelle Produk­ti­ons­land­schaft in Deutschland gesichert werden.“

Berlin, 19. März 2009