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Pressemitteilung

Ausweitung des Ursprungslandprinzips: Produzentenallianz warnt vor existenzieller Gefährdung der Filmwirtschaft

SatCab-Verordnung: Ursprungs­land­prinzip für rundfunknahe Online-Dienste wird in morgiger Trilog-Sitzung verhandelt – Produ­zen­ten­al­lianz sieht Gefahr des Wegbre­chens von Lizenz­ein­nahmen aus EU-Verwertung – Sicherung einer vielfäl­tigen Produk­ti­ons­wirt­schaft in Europa steht auf dem Spiel

Berlin – 16. April 2018. Im Hinblick auf die dritte Brüsseler Trilog-Runde, bei der morgen im Rahmen der sogenannten SatCab-Verordnung auch über die Vorschläge zur Ausweitung des Ursprungs­land­prinzips verhandelt wird, appel­liert die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen e.V. (Produ­zen­ten­al­lianz) nochmals eindringlich an die Teilnehmer, die Existenz einer vielfäl­tigen europäi­schen Filmin­dustrie nicht zu gefährden. Trilog-Verhand­lungen sind paritä­tisch besetzte Treffen zwischen der Europäi­schen Kommission, dem Rat der Europäi­schen Union und dem Europäi­schen Parlament, die zustande kommen, wenn der Rat den Änderungs­vor­schlägen des Parla­ments aus zweiter Lesung nicht zustimmt.

Die von der EU-Kommission vorge­schlagene SatCab-Verordnung soll als Teil des sogenannten Urheber­rechts­pakets der Verwirk­li­chung des digitalen Binnen­marktes dienen. In Abschnitt 2 der Verordnung wird von der Kommission die Geltung des Ursprungs­land­prinzips für rundfunknahe Online-Dienste, zu denen auch die Media­theken zählen, gefordert. Dies hätte zur Folge, dass Sender für ein EU-weites Angebot ihrer Online-Dienste nur urheber­recht­liche Nutzungs­rechte für das Ausgangsland erwerben müssten.

Alexander Thies, Vorsit­zender der Produ­zen­ten­al­lianz: „Die vorlie­genden Vorschläge der Kommission sind ein fatales Signal für die Filmschaf­fenden in Deutschland und Europa. Würden sie umgesetzt, käme dies einer existen­zi­ellen Gefährdung der Filmwirt­schaft gleich. De facto würden den Produ­zenten Lizenz­ein­nahmen aus einer EU-weiten Vermarktung ihrer Werke vollständig wegbrechen. Diese sind jedoch für die Refinan­zierung der Produk­tionen und somit für ihre Existenz entscheidend. Die theore­tische Möglichkeit, den Wegfall von Verwer­tungs­mög­lich­keiten innerhalb der EU durch Erhöhungen der Lizenz­preise auszu­gleichen, halten wir aufgrund der stark beschränkten Verhand­lungs­macht besonders kleiner und mittlerer Produk­ti­ons­firmen für wenig wahrscheinlich.“

Kurzum: Für die unein­ge­schränkte Verbreitung filmi­scher Angebote innerhalb der EU die Existenz eines bedeu­tenden Indus­trie­zweiges und den Erhalt des europäi­schen Filmerbes in die Waagschale zu werfen, sieht die Produ­zen­ten­al­lianz als eine Rechnung an, die nicht aufgehen kann.

Die maßgeb­liche Inter­es­sen­ver­tretung der deutschen Produ­zenten hofft, dass sich das Europäische Parlament, dessen Einsatz für eine Ausweitung des Ursprungs­land­prinzips ausschließlich für Nachrichten und tages­ak­tuelle Bericht­erstattung in ergän­zenden Online-Diensten sie ausdrücklich befür­wortet, durch­setzen wird. Allen­falls könnte es ein möglicher Kompromiss sein, das Ursprungs­land­prinzip nur auf Inhouse-Produk­tionen der Sender zu begrenzen. Sie appel­liert daher nochmals ausdrücklich an die Teilnehmer des Trilogs, sich für die Sicherung einer vielfäl­tigen und erfolg­reichen Film- und TV-Produk­ti­ons­wirt­schaft einzu­setzen.

Darüber hinaus mahnt die Produ­zen­ten­al­lianz auch eine Klarstellung zur „Direct Injection“ (nicht-öffent­liche Signal­zu­führung) an. Es drohen die bishe­rigen Erlöse, die Produk­ti­ons­un­ter­nehmen wie Kreative für die Weiter­sendung in Kabel­netzen erhalten, durch die technische Entwicklung, bei der keine öffentlich zugäng­lichen Sende­si­gnale mehr einge­speist werden, wegzu­brechen. Da eine Kabel­wei­ter­sendung im recht­lichen Sinne aber nur vorliegt, wenn ein öffentlich zugäng­liches Signal weiter­ver­breitet wird, fordert die Produ­zen­ten­al­lianz die Beibe­haltung des bishe­rigen Systems der Sicherung von Kabel­wei­ter­sen­de­er­lösen.

Die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen ist die maßgeb­liche Inter­es­sen­ver­tretung der deutschen Produ­zenten von Film-, Fernseh- und anderen audio­vi­su­ellen Werken. Sie vereint ca. 250 Produk­ti­ons­un­ter­nehmen aus den Bereichen Animation, Dokumen­tation, Kinofilm, TV-Enter­tainment, TV-Fiktion und Werbung.