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ARD-Vorsitzender Boudgoust: ARD und ZDF brauchen „Kraft der Kreativen“

In einem Gastbeitrag für Blickpunkt:Film schreibt der ARD-Vorsit­zende Peter Boudgoust, die ARD setze sich für eine gestärkte Partner­schaft zwischen Produ­zenten und Öffentlich-Recht­lichen ein mit dem Ziel, kreative Filmpro­duk­tionen für das Publikum zu reali­sieren. Der Gastbeitrag im Wortlaut:

ARD-Vorsitzender Boudgoust: "Fairer Partner für Produzenten"

Als vor einem Jahr die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen gegründet wurde, ist viel darüber speku­liert worden, ob die neue starke Inter­es­sens­ver­tretung einen „Aufstand der Produ­zenten“ gegenüber den öffentlich-recht­lichen Rundfunk­an­stalten plant. Nach Kuschelkurs und Schmu­se­ein­heiten sahen denn auch die öffentlich geführten Debatten des letzten Jahres gegenüber ARD und ZDF nicht aus: Online­jour­na­lismus, Rundfunk­än­de­rungs­staats­vertrag und Dreistu­fentest waren Reizworte in der öffent­lichen Ausein­an­der­setzung über die Festsetzung der neuen Rundfunk­gebühr. Wir haben da manchmal zu viel überein­ander und zu wenig mitein­ander geredet.

Nach dem rheto­ri­schen Schlag­ab­tausch sollten wir nun die Chance zur gestärkten Partner­schaft zwischen Produ­zenten und Öffentlich-Recht­lichen nutzen, um unser gemein­sames Ziel auch in Zeiten der wirtschaft­lichen Krise zu verfolgen: Starke kreative Filmpro­duk­tionen für unser Publikum zu reali­sieren. Ein Publikum, das wir auf der großen Kinoleinwand erreichen, im Fernsehen und in Zeiten der Digita­li­sierung zunehmend auch auf neuen Vertriebs­wegen. Dort wo angesichts neuer techni­scher und gesell­schaft­licher Entwick­lungen neue Wege beschritten werden müssen, werden die Produ­zenten bei der ARD offene, faire und gesprächs­be­reite Partner finden.

Gestärkte Partner­schaft beginnt damit, dass wir früher und inten­siver mitein­ander reden – und dann für unsere gemein­samen Inter­essen auch öffentlich einstehen. Der von den Inten­dan­tinnen und Inten­danten der ARD einge­richtete Gesprächs­kreis mit der Allianz ist ein erster Schritt zum regel­mä­ßigen Dialog.

Unsere Fernseh­pro­duk­ti­ons­land­schaft ist eine der kreativsten und quali­tativ hochwer­tigsten in ganz Europa. Von der Berlinale bis zum Fernsehfilm-Festival Baden-Baden am Ende des Jahres, von den großen Fernseh­pro­duk­tionen bis zu den „Debüt“-Reihen von ARD und ZDF zeigt sich die große künst­le­rische und handwerk­liche Qualität, mit der wir unser Publikum verwöhnen. Das können wir nur mit der ganzen Kraft unserer vielfäl­tigen Produk­ti­ons­land­schaft in Deutschland.

Auf der einen Seite die Big Player: Die UFA, Studio Hamburg, die Constantin, die Bavaria. Produk­tionen wie „Der Baader Meinhof Komplex“, „Mogadischu“ oder „Budden­brooks“ wären ohne die gewaltige Markt­kenntnis und das große finan­zielle Engagement, zu denen nur die ganz Großen der Branche in der Lage sind, nicht möglich.

Auf der anderen Seite brauchen ARD und ZDF in gleichem Maße die Kraft der Kreativen, die sich ebenso häufig nur in den kleinen oder mittel­großen Produk­ti­ons­firmen zu ungeheuren Leistungen aufschwingen kann: „Das Leben der Anderen“, „Vier Minuten“, „Wer früher stirbt ist länger to“, die Filme von Fatih Akin und Hans-Christian Schmid oder der kürzlich mit zwei Silbernen Bären ausge­zeichnete Film „Alle Anderen“ sind eindrucks­voller Beleg für das auch inter­na­tional immer stärker wahrge­nommene neue deutsche Filmwunder.

Im künst­le­ri­schen Erfolg wie in der finan­zi­ellen Krise liegt die Chance auf Zukunfts­fä­higkeit in der ehrlichen Analyse der eigenen Fähig­keiten und der eigenen Möglich­keiten: "To make the good popular and the popular good", darin sehe ich mit Volker Herres den Programm­auftrag der Öffentlich-Recht­lichen. Um diesen Auftrag zu erfüllen, brauchen ARD und ZDF kreative und starke Partner.

Innova­tionen, Public Value, neue Programm­stra­tegien wie vernetzte Themen­schwer­punkte zum Nutzen unserer Zuschauer und auch der Online-User: Dies sind für mich die Felder, auf denen sich die Zukunfts­fä­higkeit des öffentlich-recht­lichen Systems in den nächsten Jahren entscheidet. Im Online­be­reich erfüllen wir unseren Programm­auftrag ebenso wie in den klassi­schen Medien Hörfunk und Fernsehen, denn Erreich­barkeit für alle ist eine der Grund­be­din­gungen öffentlich-recht­lichen Rundfunks. In Form von einem „Seven-days-catch-up“ in Media­theken, durch Video-on-Demand-Angebote, Online-Foren und Podcasts stellen wir uns als Sender auf die verän­derten Lebens­ge­wohn­heiten unseres Publikums flexibel ein, das sich seinen Medien­konsum zunehmend nicht mehr von einem starren Programm­schema diktieren lässt. Auch hierfür brauchen ARD und ZDF die gestärkte Partner­schaft mit den Produ­zenten. Denn erst gemeinsam sind wir stark. Wenn wir unsere Kräfte bündeln, können wir gemeinsam unsere Vision mit starken Programmen verwirk­lichen. Wir sind es unserem Publikum schuldig. Peter Boudgoust

Der Gastbeitrag ist online bei blickpunktfilm.de (ARD-Vorsit­zender Boudgoust: „Fairer Partner für Produ­zenten“) zugänglich und soll in der Blickpunkt:Film-Ausgabe 30/09 vom 20. Juli 2009 auch gedruckt erscheinen. Wir danken dem Enter­tainment-Media-Verlag für die freund­liche Geneh­migung zur Wiedergabe des Textes auf unseren Seiten.