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Position

Absenkung des Rundfunkbeitrags innovations- und beschäftigungsfeindlich

Brief an die

  • Minis­ter­prä­si­den­tinnen und Minis­ter­prä­si­denten der Länder,
  • den Regie­renden Bürger­meister von Berlin,
  • den Bürger­meister der Freien Hanse­stadt Bremen, und
  • den Ersten Bürger­meister der Freien und Hanse­stadt Hamburg

Berlin, 7. März 2014
Rundfunk­beitrag – Absenkung innova­tions- und beschäf­ti­gungs­feindlich

(Anrede),

unsere mehr als 200 Mitglieder, die über 25.000 Filmschaf­fende in der Film- und Fernseh­wirt­schaft beschäf­tigen, stehen für attraktive, innovative Programme. Dokumen­ta­tionen, Enter­tain­ment­pro­gramme, Kinder­pro­gramme sowie hochwertige fiktionale Film- und Serien­pro­duk­tionen benötigen ausrei­chende Finanz­mittel. Meinungs­vielfalt und Plura­lismus kann nur bewahrt werden, wenn das vielfältige Angebot finan­zierbar bleibt. Wir sprechen uns daher nachhaltig gegen eine Absenkung des Rundfunk­bei­trages aus. Vielmehr sollte der sich abzeich­nende Mehrertrag genutzt werden, den Rundfunk­an­stalten Spiel­räume zurück­zu­geben, die ihnen Programm­in­no­va­tionen ebenso erlauben, wie die in der Vergan­genheit statt­ge­fun­denen Kosten­stei­ge­rungen im Produk­ti­ons­be­reich auszu­gleichen.

Der 19. KEF-Bericht macht deutlich, dass ARD und ZDF die Aufwen­dungen aller Partner­pro­gramme mit Ausnahme von ARTE reduziert haben, die Einspa­rungen betreffen insbe­sondere den Bereich der Abgeltung urheber­recht­licher Nutzungs­rechte. Mit anderen Worten: Einspa­rungen zu Lasten der Mitwir­kenden und Krea-tiven. Auch die Programm­auf­wen­dungen für die Haupt­pro­gramme wurden in der letzten Gebühren-Periode unter dem Infla­ti­ons­aus­gleich angemeldet, die Konse­quenz sind Einschnitte beim Umfang und der Qualität der Produk­tionen. Der Vorsit­zende der KEF, Herr Dr. Heinz Fischer-Heidl­berger, weist in öffent­lichen Stellung­nahmen immer wieder darauf hin, dass die KEF die Programm­au­to­nomie der Anstalten achten muss und gleich­zeitig prüft die KEF die Bedarfs­an­mel­dungen stets verbunden mit weiteren Sparhin­weisen. Wenn bei der Degeto 10 Mio. Euro durch die KEF einseitig gekürzt werden mit dem Argument, man würde einen Wirtschaft­lich­keits­ab­schlag vornehmen, dann ist dies reali­tätsfern und zynisch. Die Politik muss hier den Rundfunk­an­stalten wieder die Freiräume einräumen, Bedarfs­an­mel­dungen vorzu­nehmen, die die Kosten­stei­ge­rungen der Produk­ti­ons­wirt­schaft berück­sichtigt und innovative Programm­ideen erlaubt. Tarif­ver­hand­lungen im Bereich der Film- und Fernseh­wirt­schaft werden seit Jahren unter dem Spardiktat geführt, die Gehalts­stei­ge­rungen in der freien Produk­ti­ons­wirt­schaft liegen unter denje­nigen der festan­ge­stellten der öffentlich-recht­lichen Rundfunk­an­stalten. Die Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung wurde um über 25 % in den letzten beiden Jahren erhöht, ohne dass die Produk­ti­ons­budgets entspre­chend stiegen. Ein Tatort kostet heute infla­ti­ons­be­reinigt über 20 % weniger als vor 10 Jahren. Die Produk­ti­ons­wirt­schaft schließt mit ver.di weitrei­chende Verein­ba­rungen über eine Urheber­be­tei­ligung – wie sie vom Urheber­gesetz gefordert ist – entspre­chende Ansätze in den Budgets der Rundfunk­an­stalten werden dennoch gekürzt. Programm­an­mel­dungen neuer Programme, die auf Wieder­ho­lungen bereits produ­zierten Materials beruhen, sollen ohne Abgeltung von Urheber­rechten auskommen, ohne dass die KEF hier eine Plausi­bi­li­täts­kon­trolle nach oben vornimmt.

Wir appel­lieren an Sie, auf eine Beitrags­senkung zu verzichten, um den Rundfunk­an­stalten politisch zu ermög­lichen, zu angemes­senen Produk­ti­ons­be­din­gungen zurück­zu­kehren und neue Programm­farben zu entwi­ckeln, die für die Meinungs­vielfalt in Deutschland wichtig sind. Es ist falsch, zu behaupten, Serien wie „House of Cards“ oder „Homeland“ könnten deutsche Produ­zenten nicht herstellen, sie können es sehr wohl, wenn ausrei­chende Finanz­mittel auch für innovative Programm­ideen zur Verfügung stehen.

Die Beschäf­tigten in der Produk­ti­ons­wirt­schaft vertrauen auf eine richtung­wei­sende Beratung und Entscheidung bei Ihrer kommenden Konferenz.

Mit freund­lichen Grüßen

Alexander Thies
Vorsit­zender des Gesamt­vor­stands