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Martin Moszkowicz: Refinanzierung der Digitalisierung in den meisten Kinos innerhalb eines Jahres möglich

Im Interview mit dem medien­po­li­ti­schen Magazin promedia (März-Ausgabe) sagt Martin Moszkowicz, Mitglied des Gesamt­vor­stands der Produ­zen­ten­al­lianz und Vorstand Film und Fernsehen der Constantin Film AG, die Qualität deutscher Filmpro­duk­tionen sei „vor allem auch wegen der besseren Finan­zie­rungs­mög­lich­keiten“ gestiegen, dass es 2009 zwölf „Kinomil­lionäre“ gegeben habe, sei ein „kommer­zi­elles Quali­täts­merkmal“.

Für Produ­zenten sei es ein Problem, „dass gerade einmal 400 3D-fähige und nur 500 digitale Kinosäle existieren und wir mit den Millio­nen­in­ves­ti­tionen in den Produk­tionen nun vor den wenigen Häusern Schlange stehen. Wenn man die möglichen Mehrein­nahmen von 3D-Filmen hochrechnet, könnte man bei einem Großteil des deutschen Theater­parks die digitale Umrüstung in einem einzigen Jahr refinan­zieren.“ Bei den „alten und kleinen Häusern“ werde es jedoch schwie­riger, hier sei man auf die Unter­stützung der Politik angewiesen.

Der Beitrag im Wortlaut:

  • Constantin Film hatte 2009 sechs Besucher­mil­lionäre – so viele wie in keinem Jahr zuvor
  • Deutsche Produ­zenten bringen 2010 ihre ersten 3D-Filme ins Kino
  • Auch in Deutschland sollte eine Hochtech­no­lo­gie­för­derung für die Filmwirt­schaft erfolgen

„3D ist der Beginn einer technischen Revolution“

  • Interview mit Martin Moszkowicz, Vorstand Film und Fernsehen, Constantin Film AG


Für Martin Moszkowicz, den Vorstand Film und Fernsehen der Constantin Film AG ist die moderne 3D-Techno­logie „der Beginn einer techni­schen Revolution, vergleichbar mit dem Umbruch vom Stumm- zum Tonfilm“. Um so wichtiger sei es deshalb, dass möglichst schnell alle Kinosäle mit dieser digitalen Technik ausge­rüstet werden. „Wieder einmal haben hier einige den Start­schuss verschlafen. Es ist für uns Produ­zenten ein Problem, dass gerade einmal 400 3D-fähige und nur 500 digitale Kinosäle existieren und wir mit den Millio­nen­in­ves­ti­tionen in den Produk­tionen nun vor den wenigen Häusern Schlange stehen“, so Moszkowicz in einem promedia-Gespräch. Bei den alten und kleinen Häusern werde es jedoch schwie­riger und hier werde man auf die Unter­stützung der Politik angewiesen sein. Aber nicht zuletzt durch ihre Klage gegen das FFG hätten einige Kinoketten hier einen schnellen und sinnvollen Weg vorerst verbaut.

promedia: Herr Moszkowicz, welches waren für Sie die wichtigsten geschäft­lichen Ergeb­nisse der Berlinale?
Moszkowicz:  Im wirtschaft­lichen Bereich ist bei der Berlinale sicherlich der European Filmmarket besonders wichtig. Der hat sich gegenüber dem letzten Jahr wieder erholt. 2009 war bei den Einkäufern wegen der Finanz­krise sehr wenig Geld in Umlauf, es gab aber auch nur sehr wenige inter­es­sante Filme. In diesem Jahr hat sich die Finanz­si­tuation durchaus verbessert, es gibt kaufwillige Verleiher aus der ganzen Welt. Das Filman­gebot lässt aber noch etwas zu wünschen übrig, so dass wir in diesem Jahr keine Titel für unseren Vertrieb einge­kauft haben. Wir konnten aller­dings sehr gut verkaufen, vor allem unsere deutschen Produk­tionen. Besonders erfreulich ist, dass wir den 3D-Film „Konferenz der Tiere“ fast in die ganze Welt verkaufen konnten, obwohl der Film noch nicht fertig ist und wir auf der Berlinale nur zwölf Minuten zeigen konnten. Bei unseren Verkäufen handelt es sich um Beträge in einem hohen Millio­nen­be­reich.

promedia: 2009 waren einige Ihrer Filme erfolg­reich im Kino. Wie sind die inter­na­tional gelaufen?
Moszkowicz:  Der Verkauf ist sehr genre­ab­hängig. Anima­ti­ons­filme sind im Ausland sehr gut zu verkaufen, gut laufen auch Genre­filme wie der Vampir/Action-Film „Wir sind die Nacht“ von Dennis Gansel. Schwer verkaufen lassen sich hingegen deutsche Komödien. Lokale Komödien haben es aber weltweit generell schwer.

promedia: Wirkt sich die gewachsene Breite und Qualität des deutschen Films auf dem deutschen Kinomarkt inzwi­schen auch inter­na­tional aus?
Moszkowicz:  Insgesamt ist die Qualität deutscher Filmpro­duk­tionen vor allem auch wegen der besseren Finan­zie­rungs­mög­lich­keiten gestiegen. Es ist die Haupt­aufgabe des DFFF, große Filmpro­duk­tionen im Land zu behalten oder ins Land zu holen. Darüber hinaus hat solch ein Instrument aber auch den Neben­effekt, dass es die Qualität des deutschen Kinos hebt, allein weil man heute Filme mit größerem Schauwert und aufwän­digere Projekte reali­sieren kann. Früher konnte man außer einem Drama, einem Arthouse-Film oder einer billigen Komödie fast gar nichts produ­zieren. Heute sind große Histo­ri­en­spek­takel, Action-Filme und andere in einer hohen Qualität möglich, was dem deutschen Film auch inter­na­tional sehr geholfen hat.

promedia: Der große Renner beim Publikum im vergangen Jahr waren 3D-Filme, obwohl nur weniger als 10 Prozent der Kinos solche Filme zeigen können. Muss man sich doch wieder Sorgen um den deutschen Markt­anteil machen?
Moszkowicz: Diese Frage müsste man eigentlich den Theater­be­sitzern stellen. Wieder einmal haben hier einige den Start­schuss verschlafen. Es ist für uns Produ­zenten ein Problem, dass gerade einmal 400 3D-fähige und nur 500 digitale Kinosäle existieren und wir mit den Millio­nen­in­ves­ti­tionen in den Produk­tionen nun vor den wenigen Häusern Schlange stehen. Wenn man die möglichen Mehrein­nahmen von 3D-Filmen hochrechnet, könnte man bei einem Großteil des deutschen Theater­parks die digitale Umrüstung in einem einzigen Jahr refinan­zieren. Ich zähle aber auf die Vernunft der Theater­be­sitzer, obwohl wir bereits seit Jahren diese Entwicklung einfordern. Leute wie Jeffrey Katzenberg reisen seit fünf Jahren durch die ganze Welt und erzählen allen, dass die Produk­ti­ons­firmen weltweit hunderte von Millionen Euro in 3D-Filme inves­tieren und die Kinos umgerüstet werden müssen – es ist fast nichts passiert. Es wird jetzt trotzdem sehr schnell gehen und bei den großen kommer­zi­ellen Kinos auch ohne staat­liche Hilfe möglich sein. Bei den alten und kleinen Häusern wird es jedoch schwie­riger und hier wird man auf die Unter­stützung der Politik angewiesen sein. Aber nicht zuletzt durch ihre Klage gegen das FFG haben einige Kinoketten hier einen schnellen und sinnvollen Weg vorerst verbaut.

promedia: Es war 2009 kein einziger deutscher 3D-Film in den Kinos. Haben die deutschen Produ­zenten nicht auch geschlafen?
Moszkowicz:  Die neue Techno­logie in den Griff zu bekommen ist sehr komplex und es hat der großen ameri­ka­ni­schen Produk­tionen wie „Ice Age“ und „Avatar“ bedurft um auch den Letzten davon zu überzeugen, welchen visuellen und finan­zi­ellen Mehrwert man erzielen kann. Wir haben mit unserer Planung für S3D-Produk­tionen vor drei Jahren begonnen und es dauert eine Weile, bis solche Projekte umsetzbar sind und in die Kinos kommen. „Konferenz der Tiere“ ist seit fast zwei Jahren in der Produktion, jetzt ist er fertig und wir benötigen die 3D-Kinos.

promedia: Wie viele deutsche 3D-Produk­tionen kommen 2010 in die Kinos?
Moszkowicz:  Von uns werden drei S3D-Filme in die Kinos kommen: Es beginnt im August mit „Step up“ in 3D, eine Produktion von Disney, die wir – wie auch Step up 1 und 2 in Deutschland verleihen. Dann folgt im September „Resident Evil – Afterlife „, den wir selbst herge­stellt haben. „Konferenz der Tiere“ folgt dann im Oktober. Wir sind gegen­wärtig die einzige Firma, die in Deutschland das technische Know-how für stereo­sko­pische Live-Action und Animation besitzt.
Ich weiß aber von vielen Kollegen, dass auch sie S3D-Projekte in Arbeit haben. In diesem Jahr werden wir weitere S3D-Drehs beginnen, darunter „Wiki“ und die große englisch­spra­chige Produktion „Die drei Muske­tiere“. Für uns wird S3D ein wichtiger Teil der Produk­tionen der nächsten Jahre sein.

promedia: Sie teilen also nicht die Einschätzung von Herbert Kloiber, dem TMG-Geschäfts­führer, dass 3D ein vorüber­ge­hender Boom ist?
Moszkowicz:  Nein, vor allem, weil es nichts mit dem 3D aus den siebziger Jahren zu tun hat. Darüber hinaus wird die Techno­logie weiter­ent­wi­ckelt, so dass ein Film wie „Avatar“ nicht den Höhepunkt sondern den Anfang der Entwicklung darstellt. Es ist der Beginn einer techni­schen Revolution, vergleichbar mit dem Umbruch vom Stumm- zum Tonfilm. Das Publikum entscheidet schon heute mit seinen Füßen darüber und ist auch bereit dafür mehr Geld auszu­geben. Stereo­sko­pische Filme werden uns die nächsten Jahre begleiten, auch im Fernsehen. Sky und HBO fangen im April 2010 an stereo­sko­pisch auszu­strahlen, obwohl die technische Revolution HDTV noch nicht einmal abgeschlossen ist. Auch die Hardware- Industrie hat bereits Geräte auf den Markt gebracht, die fähig sind, stereo­sko­pische Bilder zu zeigen. 3D wird auch in neuen Genres zum Thema, zum Beispiel wird die Fußball-WM stereo­sko­pisch aufge­nommen und über Blueray verbreitet und im Kultur­be­reich nimmt die Metro­po­litan Opera gegen­wärtig ihre Produk­tionen in 3D auf. Es können auch Auffüh­rungen aus New York live in S3D in Kinosälen der ganzen Welt gezeigt werden. Diese Entwicklung stellt einen enormen Quanten­sprung dar und wird uns über die nächsten Jahre begleiten. Die nächsten Entwick­lungs­schritte wie S3D-Fernsehen ohne Brille und 3D-Sound stehen schon vor der Tür. Mit aller vorsich­tigen Analyse der gegen­wär­tigen Situation scheint diese Entwicklung nur Vorteile zu haben, wenngleich sie sicherlich nicht für alle Filme richtig ist. Wir bauen S3D jeden­falls fest in unsere Planungen ein.

promedia: Wenn 3D schnell einen Massen­markt erreicht, sind die deutschen Produ­zenten auch in der Breite in der Lage, darauf zu reagieren?
Moszkowicz:  Ich weiß aus vielen Gesprächen mit Kollegen, dass es viele Projekte gibt, die man in S3D herstellen will. Die Infra­struktur für 3D-Produk­tionen ist in Deutschland aller­dings noch nicht auf der Höhe, die benötigt wird. Das ist aller­dings auch in Amerika noch nicht so. S3D muss billiger und einfacher werden, aber das wird es auch. Die Grundlage ist aber, dass die Zuschauer diese Filme verlangen werden und daher wären die Produ­zenten schlecht beraten, wenn sie diesen Markt nicht bedienen.

promedia: Wie viel teurer ist ein 3D-Film als eine herkömm­liche Produktion?
Moszkowicz:  Das kann man nicht genau mit Prozent­zahlen festmachen. Zum einen benötigt man mehr Zeit um einen 3D-Film zu drehen, weil die Technik so komplex ist, dass nicht dieselbe Anzahl von Einstel­lungen pro Tag möglich ist. Mit einem System, bei dem eine Kamera stereo­sko­pisch durch zwei Linsen aufnimmt, liegen die Kosten einer großen inter­na­tio­nalen Produktion von über 30 Mio. Dollar etwa um zehn Prozent höher. Bei deutschen Produk­tionen von im Durch­schnitt fünf Mio. Euro werden es eher 20–30 Prozent sein. Diese Mehrkosten werden sich aber verringern, auch durch neue Techniken. So arbeitet man gegen­wärtig an der „Dimen­sio­na­li­sierung“ normaler 2D-Aufnahmen durch Computer. Dieses Verfahren kostet jedoch noch 40.000 bis 50.000 Dollar pro Minute und erreicht nicht die gleiche Qualität wie das Doppel­linsen-Verfahren. Es wird sich vielleicht auch eine Teilung zwischen teuren und billigen Verfahren einstellen, wie wir sie aus dem Bereich der computer-generierten Effekte kennen.

promedia: Lassen sich die Mehrkosten allein durch das Kino herein­holen, solange die anderen Verwer­tungs­mög­lich­keiten noch nicht verbreitet sind?
Moszkowicz:  Der Kinopreis von zwei bis drei Euro mehr pro Karte recht­fertigt aber allein schon höhere Produk­ti­ons­kosten. Wir glauben fest daran, dass die spätere Verwertung über Video- 3D und 3D-Fernsehen kommen wird. Deshalb planen wir gegen­wärtig unsere Klassiker wie „Die unend­liche Geschichte“ durch Dimen­sio­na­li­sierung nicht als S3D-Filme noch einmal ins Kino zu bringen, sondern als Video und im Fernsehen zu vermarkten.

promedia: Halten Sie es für sinnvoll den 3DUmstieg durch eine spezielle Förderung zu beschleu­nigen?
Moszkowicz:  Ein Film wie „Konferenz der Tiere“ ist von den üblichen Förder­instru­menten gefördert worden, ohne jedwede Zuschläge. In diesem Rahmen sollte es bei einer unmit­tel­baren Förderung von S3D-Produk­tionen auch bleiben. Eine spezielle Förderung würde dagegen im gesamten Hochtech­no­lo­gie­be­reich sinnvoll sein. Wir haben deshalb bei der Überar­beitung des DFFF angeregt, dass Hochtech­no­lo­gie­an­teile eines Films besonders gefördert werden sollten. In Kanada gibt es etwa die „hightec credits“, weil es um Zukunfts­tech­no­logien, quali­fi­zierte Arbeits­plätze und arbeits­in­tensive Produk­tionen geht. Einen starken Anreiz auch bei deutschen Filmen zu schaffen, halte ich deshalb für notwendig. Gleich­zeitig ist die Förderung von Infra­struktur wichtig. Es ist uns in Deutschland nicht gelungen ein Hochge­schwin­dig­keitsnetz zwischen den relevanten Firmen einer 3DProduktion einzu­richten. So etwas gibt es beispiels­weise in England mit dem „Soho Net“ bereits seit den 80er Jahren, das alle Hochtech­no­lo­gie­un­ter­nehmen des Raums London unter­ein­ander verbindet, um die Zusam­men­arbeit dieser Firmen zu unter­stützen. Das ist eine klassische Infra­struk­tur­maß­nahme, für die dort regionale und nationale Förder­mittel zur Verfügung stehen.

promedia: Bei einer Hochtech­no­lo­gie­för­derung über den DFFF würden die Produ­zenten die Förderung erhalten?
Moszkowicz:  Den Hochtech­no­lo­gieteil einer jeden Produktion kann man gegen­wärtig weltweit auslagern. Wir würden es gern in Deutschland machen, weil wir auch die Firmen haben, die über dieses Know-how verfügen, aber wir müssen dafür sorgen, dass diese Firmen konkur­renz­fähig sind. Das können sie aber nicht sein, weil die Inzen­ti­vie­rungen in den anderen Ländern so stark sind.

promedia: Es hat 2009 zwölf Kinomil­lionäre gegeben. Ist das viel oder wenig und ist es überhaupt ein Quali­täts­merkmal?
Moszkowicz:  Es ist ein kommer­zi­elles Quali­täts­merkmal. Es gab noch nie so viele deutsche Filme, die die Millio­nen­grenze überschritten haben. Das letzte Kinojahr hat ausge­zeichnet, dass sich der Erfolg auf viele Schultern verteilt, während sich die bishe­rigen großen Kinojahre 2001 und 2004 dadurch ausge­zeichnet hatten, dass jeweils ein einzelner Film ein sehr hohes Ergebnis einspielte. Die Constantin Film hatte sechs Besucher­mil­lionäre und davon fünf in den Top zehn – so etwas hatten wir noch nie. Das ist sicherlich eine neue Qualität im kommer­zi­ellen Erfolg deutscher Filme.

promedia: Wird man, angesichts einer Vielzahl von Problemen, diesen Markt­anteil von knapp 30 Prozent 2010 halten können, oder gibt es dieses Jahr die Delle nach unten?
Moszkowicz:  Es wird immer wieder Jahre geben, die abfallen. Viel wichtiger als das besonders erfolg­reiche Jahr 2009 ist aber, dass der Trend der letzten Jahre nach oben zeigt. Diesen Effekt müssen wir beibe­halten. Die Umsätze werden sicherlich weiter steigen, immer voraus­ge­setzt, dass die Kinobe­treiber es schaffen ihre Säle umzurüsten. Es existieren bereits in diesem Jahr Zeiträume, in denen es zu viele S3D-Filme für die wenigen Säle gibt. In kleinen Spiel­plätzen schießen sich die Filme dann gegen­seitig aus den Kinos, so dass der Film, wenn man ihn in dem einen Kino nicht unter bekommt, in dieser Stadt gar nicht gespielt wird. Das ist ein Unding. Wenn wie im 2D-Segment auch S3D-Filme überall parallel laufen können, werden auch die Besucher­zahlen steigen.

promedia: Die Pläne von Staat­mi­nister Neumann zur Förderung der digitalen Umrüstung kleiner Kinos hören sich aber nicht so an, als würden sie 2010 wirksam…
Moszkowicz:  Die Digita­li­sierung ist lebens­wichtig für die Filmin­dustrie, weil wir uns im Umbruch ins digitale Zeitalter befinden. Unsere Produktion bedient beides und für den Zuschauer ist der Unter­schied zunächst unerheblich. Es profi­tieren die Kinos, weil sie keine Kopien mehr benötigen, die Verleiher durch geringere Vertriebs­kosten und später einmal die Produ­zenten, wenn der analoge Bereich komplett wegfällt. Für die Zuschauer beginnt der Mehrwert der Digita­li­sierung erst mit S3D sichtbar zu werden, weshalb sie auch bereit sind mehr dafür zu zahlen. Deswegen wird die S3D-Technik in den kommer­zi­ellen Häusern die Digita­li­sierung massiv voran­treiben. Ob die Hilfe für die kleinen und mittleren Theater, wie sie Bernd Neumann vorhat und wie sie für die Fläche dringend notwendig ist, schon in diesem Jahr wirksam wird, weiß ich nicht. Ich hoffe aber sehr, dass es so ist, denn wir brauchen auch Kinos auf dem flachen Land.

promedia: Wird bei der Constantin der Kinobe­reich durch rückgängige Eigen­pro­duk­tionen der Fernseh­sender weiter an Bedeutung gewinnen?
Moszkowicz:  Wir stehen auf mehreren Beinen, aber weder der Kinofilm- noch der Fernseh­film­be­reich sind wichtiger als der andere. Es sind gleich­be­rech­tigte Teile nach Umsatz und Erträgen. Der Anteil der Kinofilme an Umsatz und Gewinn­marge ist etwas kleiner, aber es ist etwa 50/50. Die Constantin Film kann heute nur existieren, weil wir alles anbieten. Wir könnten weder als allei­niges Verleih­un­ter­nehmen im Kinobe­reich, noch als Produk­ti­ons­un­ter­nehmen allein für den Kino- oder Fernseh­be­reich tätig sein. Die Stärke des Geschäfts­mo­dells der Constantin – weshalb es von Wettbe­werbern so gern kopiert wird – besteht darin, die gesamte Kette abzudecken: deutsches und inter­na­tio­nales Kino, deutsche und inter­na­tionale Fernseh­pro­duk­tionen, deutsche und inter­na­tionale Verwertung, Volumen­fern­sehen und Enter­tainment – Produk­tionen. Dieser Mix schützt uns vor Markt­ein­brüchen, wie etwa jetzt durch die privaten Fernseh­ver­an­stalter, da wir ein starkes Kinojahr verzeichnen konnten.

promedia: Aber die Situation der Fernseh­sender wird sich auf Jahre nicht verbessern. Die Sender leben doch anscheinend hervor­ragend mit Billig­pro­duk­tionen und Wieder­ho­lungen…
Moszkowicz:  Leben sie wirklich so erfolg­reich? Die Qualität des Fernseh­pro­gramms ist ein entschei­dender Faktor für den Fernseh­konsum. Nur billige und minder­wertige Programme werden immer mehr Zuschauer vergraulen und ins Internet treiben, wohin übrigens auch die Werbe­kunden abwandern. Ich glaube natürlich daran, dass man diesen Trend abwenden kann, weil die Zuschauer immer gute Unter­haltung sehen werden. Man kann und muss hier mit Qualität und neuen Ideen dagegen­halten. Inzwi­schen erholt sich der Werbe­markt ein wenig und ich bin optimis­tisch, dass die Sender wieder mehr Programme in Auftrag geben werden. Das Verhalten der jungen Generation verändert sich aber und die Sender müssen sich darauf einstellen, damit ihr Programm kein Dinosau­ri­er­fern­sehen wird. (JI)

Aus: Promedia Nr. 3/2010, S. 29–31 – Wiedergabe mit freund­licher Geneh­migung des promedia-Verlags.