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KI.KA-Affäre (VII): Udo Reiter: „Wir sind alle beschädigt“

Der millio­nen­schwere Betrugs­skandal beim Kinder­kanal (KI.KA) solle nach dem Willen der Film- und Fernseh­pro­du­zenten dauer­hafte Konse­quenzen für ARD und ZDF haben, schreibt Hans-Peter Siebenhaar im Handels­blatt. Die Produ­zen­ten­al­lianz verlange von den Anstalten mehr Offenheit bei der Ausgabe der Gebüh­ren­gelder. „Wir fordern von ARD und ZDF mehr Trans­parenz in der Auftrags­vergabe", habe Christoph Palmer, Chef der Produ­zen­ten­al­lianz, dem Handels­blatt gesagt. „Wir wollen genau wissen, welche finan­zielle Mittel Sendern wie dem Kinder­kanal bei der Vergabe von Fernseh­sen­dungen zur Verfügung stehen.“ Durch Offenheit bei den Ausgaben für das Fernseh­pro­gramm könnten Betrü­ge­reien wie im Fall des Kinder­kanals verhindert werden, sei sich Palmer steher.

Die ARD sei in den vergan­genen Jahren durch eine Reihe von Finanz­skan­dalen erschüttert worden, schreibt Siebenhaar weiter. So sei die frühere NDR-Fernseh­spiel­chefin Doris Heinze wegen Bestech­lichkeit, Untreue in drei Fällen und Betrugs vor Gericht gekommen. Beim Saarlän­di­schen Rundfunk habe der Chef der Produk­ti­ons­tochter Telefilm Saar mit gefälschten Rechnungen und frisIerten Bilanzen einen Schaden von 25 Millionen Euro angerichtet. Der Ex-Sportchef des Hessi­schen Rundfunks, Jürgen Emig, habe 2008 wegen Untreue und Bestech­lichkeit für zweI Jahre und acht Monate hinter Gitter gemusst, ein Jahr später sei der frühere Sportchef des MDR, Wilfried Mohren, wegen Bestech­lichkeit zu einer Bewäh­rungs­strafe verur­teilt worden: Filme­macher fordern mehr Trans­parenz (frei zugänglich, Handels­blatt Nr. 6 vom 10.1.2011, S. 29 – Unter­nehmen & Märkte)

Der Tages­spiegel bringt ein Interview mit dem MDR-Inten­danten Udo Reiter. Auf die Frage, ob es in der ARD „jemals einen größeren Betrugsfall“ gegeben habe, antwrtet Reiter: „Ich kenne keinen. Diesen Ruhm haben wir für uns.“ Bei sieben Millionen Euro Schaden seit 2005 ergebe sich die „hübsche Summe von mehr als einer Million Euro pro Jahr“, rechnet der Tages­spiegel nach und fragt, wie das gehe. „Das fragen wir uns auch,“ antwortet Reiter. Es sei „in der Tat schwer nachzu­voll­ziehen, wie das im Detail abgelaufen ist“. Zwar habe es interne Prüfungen mit „etlichen Vorschlägen“ für interne Verbes­se­rungen“ gegeben, „aber keinen Hinweis auf den Betrugsfall“.

Zwar habe man im MDR „die Schrauben nach dem Fall Mohren so eng angezogen wie nur irgend möglich“, aber: „Irgendwo müssen Sie auch noch Platz lassen für kreatives Handeln. Wir machen ja Fernsehen und produ­zieren keine Autos. Sie können natürlich eine perfekte Kontroll­ma­schine aufbauen. Dann hätten sie vielleicht keine Betrugs­fälle mehr, aber vermutlich auch kein leben­diges, flottes Programm. Wir sind da in einer Zwick­mühle.“ Auf die Frage, ob er damit rechnen müsse, dass ihm „der Skandal auf die Füße fällt“, antwortet Reiter: „Der KiKa ist ja eine Gemein­schafts­ein­richtung von ARD und ZDF. Insofern sind wir alle beschädigt.“ „Ich bin der Betrogene, nicht der Betrüger“ (frei zugänglich)

Eine aktuelle Zusam­men­fassung bei epd Medien: Nach KI.KA-Skandal: Produ­zenten fordern mehr Trans­parenz (frei zugänglich)