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Ärger wegen „ZDF-Propaganda“

Am Dienstag Abend habe das „heute journal“ Propa­ganda für die Inter­net­ak­ti­vi­täten des ZDF gemacht, schreibt Chris­topher Keil in der Süddeut­schen Zeitung. In der Halbzeit­pause des Abschieds­spieles von Oliver Kahn sei „in knappen, wohlklin­genden Sätzen die Existenz­angst des öffentlich-recht­lichen Fernsehens thema­ti­siert“ worden. In diesen Wochen solle eine gesetz­liche Regelung das Wirken von ARD und ZDF im Zukunfts­medium Internet beschreiben, die Minis­ter­prä­si­denten hätten der EU-Kommission einen Entwurf vorgelegt, der bald verab­schiedet werde. An diesem Mittwoch habe es dazu noch einmal eine Anhörung der Bundes­länder gegeben. Davor habe es ZDF-Intendant Markus Schächter offenbar für angemessen gehalten, BBC-Chef Mark Thompson dem deutschen Publikum vorzu­stellen, der bei der  medienwoche@IFA einen „einen schlecht besuchten Vortrag über die digitale Zukunft staatlich finan­zierter Medien“ gehalten hatte.

Kleber habe darüber gesagt: „Da hat sich heute in Berlin auf der Inter­na­tio­nalen Funkaus­stellung eine Stimme von Gewicht gemeldet. Jemand aus dem Mutterland des öffentlich-recht­lichen Quali­täts­fern­sehens.“ Richtiger wäre gewesen, dass sich das ZDF bei Thompson gemeldet hat, schreibt Chris­topher Keil weiter. Im „heute-journal“-Beitrag, der auf Klebers Ankün­digung folgte, sei der Brite als Kronzeuge gegen alle in Stellung gebracht worden, die einen kontrol­lierten Einsatz staat­licher Rundfunk­an­stalten im Internet fordern. Darin nicht gesagt worden sei aller­dings, dass der britische Quali­täts­sender auf Werbung, Schleich­werbung und Gewinn­spiele verzichtet: „Das siebte Mainzel­männchen?“ (frei zugänglich)

Deutsche Inten­danten lenkten mit falschem Pathos von den Streit­punkten der hiesigen Debatte ab, schreibt Michael Hanfeld in der Frank­furter Allge­meinen: „Sie diskre­di­tieren die Aufgabe, das Selbst­ver­ständnis und die Funktion der freien Presse, sie verkehren die Fronten und weisen den öffentlich-recht­lichen Rundfunk in maßloser Selbst­über­schätzung als allei­nigen Hort des Quali­täts­jour­na­lismus aus.“ Dass er das aber gerade nicht sei, sondern politi­schen und eigenen Inter­essen bis in die Nachrich­ten­gebung hinein unter­worfen bleibe, das hätten die ZDF-Nachrichten an diesem Abend „wahrlich eindrucksvoll“ bewiesen: „Mit dem Zweiten sieht man Propa­ganda“ (frei zugänglich)

Der öffentlich-recht­liche Rundfunk müsse an dieser „Evolution“ der Medien teilhaben, sonst werde er „am Ende sterben“, zitierte die Berliner Zeitung gestern den BBC-Chef. Nach diesen Worten dürfte ihm der Applaus der Inten­danten von ARD und gewiss sein. Aller­dings habe Thompson auch gesagt, die Ausweitung der Öffentlich-Recht­lichen ins Internet dürfe nicht ungehindert vonstatten gehen. In Großbri­tannien werde versucht, eine „vernünftige Balance“ zu finden, damit öffentlich-recht­liche Sender nicht Bereiche einnähmen, die vom Markt bereits ausrei­chend besetzt seien: „50 Millionen Euro verbrennen“ (frei zugänglich)

Zur Presse­mit­teilung der medienwoche@IFA: „Medien­woche disku­tiert Medien­po­litik für das Inter­net­zeit­alter“ (frei zugänglich)

Über die Auftritte von ARD und ZDF bei der IFA schreiben Jennifer Lachmann und Lutz Knappmann in den Financial Times Deutschland, ARD und ZDF buhlten auf der IFA nicht nur um die Gunst der Messe­be­sucher. Die gebüh­ren­fi­nan­zierten Sender verfolgten eine politische Agenda, denn der Streit über ihre Digital­pläne gehe bald in die nächste Runde. „Ihr gutes öffent­liches Recht“ (frei zugänglich)