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Alexander Thies: Geschlossenheit zieht Resultate nach sich

Im Interview mit Blickpunkt:Film spricht Alexander Thies, Vorsit­zender des Vorstands der Produ­zen­ten­al­lianz, über die Fortführung der Vertrags­ver­hand­lungen mit den Fernseh­sendern, das Ringen um die Zukunft der FFA und die Gründe für das rasant gestiegene Interesse an der Produ­zen­ten­al­lianz: „Mit der Erkenntnis, dass Geschlos­senheit auch Resultate nach sich zieht“, sei das Vertrauen in den Verband gewachsen. „Wichtig war in diesem Zusam­menhang sicherlich, dass wir überall dort, wo in den Gesprächen Diskretion erfor­derlich war, diese auch wahren konnten – obwohl intern stets sehr offen disku­tiert wird.“

Das Interview aus Blickpunkt:Film Nr. 9/2010 vom 1. März (Seiten 30/31) im Wortlaut:

Alexander Thies zur Entwicklung der Produ­zen­ten­al­lianz

Offenheit und Zielstrebigkeit

Berlin – Mit 72 Mitgliedern war die Allianz Deutscher Produ­zenten 2008 an den Start gegangen. Knapp zwei Jahre nach der Gründung hat sich ihre Zahl verdoppelt. Der Vorstands­vor­sit­zende Alexander Thies sieht darin nicht zuletzt eine Bestä­tigung für den Ansatz, die Produ­zen­ten­land­schaft in ihrer ganzen Breite abzubilden.

Vor wenigen Wochen konnte die Allianz bereits das 147. Mitglied begrüßen. Wo sehen Sie die Gründe für das rasant gewachsene Interesse?
Ich denke, man kann ohne Übertreibung behaupten, dass sich die Allianz als Erfolgs­modell etabliert hat. Gerade ein Punkt, der uns kritisch entgegen gehalten wurde – die Diver­sität unserer Mitglieds­un­ter­nehmen – hat sich als großes Plus erwiesen. Wir haben mit unserer Arbeit gezeigt, dass ein integra­tiver Ansatz, der darauf fußt, mit allen zu sprechen und gemeinsame Schnitt­mengen zu betonen, zum Erfolg führen kann. Wir bilden die Produ­zen­ten­land­schaft in ihrer ganzen Breite ab, vertreten große Unter­nehmen ebenso wie kleine, etablierte wie junge. Eine derart umfas­sende Vertretung zu sein, hat uns geholfen, von der Politik und anderen Partnern wie den Sendern als die gemeinsame Stimme einer ganzen Branche wahrge­nommen zu werden. Das hat uns viele Türen geöffnet und bewiesen, dass sich auch vermeintlich große Gräben überwinden lassen, wenn man mitein­ander spricht. Im Gegenzug wuchs mit der Erkenntnis, dass Geschlos­senheit auch Resultate nach sich zieht, das Vertrauen in den Verband. Wichtig war in diesem Zusam­menhang sicherlich, dass wir überall dort, wo in den Gesprächen Diskretion erfor­derlich war, diese auch wahren konnten – obwohl intern stets sehr offen disku­tiert wird.

Wie steht es um die Koope­ration mit dem Verband Deutscher Filmpro­du­zenten?
Wir haben mit diesem Verband eine Assozi­ierung angestrebt und tatsächlich bereits eine konkrete Verein­barung ausge­handelt. Die dabei feder­füh­renden Mitglieder des Altpro­du­zen­ten­ver­bandes wurden jedoch bei den dortigen Vorstands­wahlen vor wenigen Wochen abgewählt. Die Assozia­ti­ons­ver­ein­barung ist mit der Abwahl ihrer Befür­worter aber nun bedau­er­li­cher­weise hinfällig geworden. Wesent­liche Mitglieder sind infolge dessen in die Allianz einge­treten.

Dazu zählt unter anderem die Bavaria. Was denken Sie, hat die „Zweifler“ letztlich von der Allianz überzeugt?
Neben der bereits angespro­chenen Offenheit sicherlich die Tatsache, dass Entschei­dungs­findung und Umsetzung nachhaltig und zügig betrieben werden. Bestes Beispiel sind sicherlich die Sender­ge­spräche. Mit dem politi­schen Rückenwind aus dem Rundfunk­än­de­rungs­staats­vertrag ist es gelungen, die Verhand­lungen mit den öffentlich- recht­lichen Sende­an­stalten rasch aufzu­nehmen und bereits nach rund zehn Monaten zu einer Verein­barung mit der ARD zu finden, die den Produ­zenten künftig mehr Rechte sichert. Die kurze Zeitspanne ist angesichts der Komple­xität des Thema sensa­tionell und sicher auch ein Verdienst der Verhand­lungs­führer bei der ARD und nicht zuletzt auch unserer hervor­ra­genden Mannschaft um GF Christoph Palmer.

Wie geht es in den Sender­ge­sprächen jetzt weiter?
Momentan verhandeln wir noch mit dem ZDF. Ich bin sehr zuver­sichtlich, dass wir dort zu einem ähnlichen Ergebnis kommen werden wie in den Gesprächen mit der ARD, schließlich ist das ZDF seit jeher ein Partner der Produ­zenten. Auch mit den Privaten haben wir bereits zusam­men­ge­sessen. Wir können natürlich nicht erwarten, dass wir überall sofort mit offenen Armen empfangen werden und alles so schnell geht wie im Fall der ARD. Klar sollte sein, dass die Verhand­lungen keine Einbahn­straße sind, denn letztlich sind es gemeinsame Inter­essen von Produ­zenten wie Sendern, um die es geht. Im Vorder­grund steht die gemeinsame Wertschöpfung und Attrak­ti­vität für die Zuschauer.

Welche Themen haben darüber hinaus die Arbeit in den ersten zwei Jahren bestimmt?
Zum einen die grund­sätz­liche Bildung der Struktur und insbe­sondere die Komplet­tierung der Geschäfts­führung. Daneben war es von Anfang an Ziel, sich als moderner Dienst­leis­tungs­verband aufzu­stellen. Tatsächlich haben wir durch den enormen Zulauf und auch durch den Beitritt neuer Sektionen wie den Anima­ti­ons­pro­du­zenten eine Größe erreicht, die bereits einen neuen moderaten Struk­tur­wandel erfor­derlich macht. Dazu und zu einer weiteren neuen Sektion werden wir nach dem 10. März mehr Infor­ma­tionen geben, wenn der Gesamt­vor­stand den Vorsit­zenden gewählt hat. Besondere Erfolge unserer Arbeit waren die erstmalige Teilnahme an einer Anhörung zum 12. Rundfunk­än­de­rungs­staats­vertrag mit der entspre­chenden Proto­koll­notiz sowie der Abschluss eines Tarif­ver­trags für Film- und Fernseh­schaf­fende. Darüber hinaus lag die Herku­les­aufgabe der letzten Jahre im Ringen um die Zukunft der FFA. Wir sind sehr dankbar, dass ein Haushalt aufge­stellt werden konnte, der uns für 2010 Planungs­si­cherheit bietet.

Wird die kleine Novelle des FFG die Probleme lösen können?
Die kleine Novelle ist sicherlich ein wichtiger und entschlos­sener Schritt, aber keine Gewähr dafür, dass das System stabil bleibt. Niemand kann ein Interesse daran haben, dass uns die FFA sprich­wörtlich um die Ohren fliegt, darum müssen wir uns bemühen, den Schul­ter­schluss in der Branche trotz der ein oder anderen unver­rück­baren Position so eng wie möglich zu gestalten. Ich finde es ganz außer­ge­wöhnlich, dass sich die Politik seit Jahren frakti­ons­über­greifend derart engagiert für eine Branche einsetzt, die ihrer­seits kaum in der Lage ist, mit einer Stimme zu sprechen und deren Parti­ku­lar­in­ter­essen in diesem Fall einem übergrei­fenden Einver­nehmen im Wege stehen. Gerade deshalb müssen wir uns als Branche aber dringend Gedanken machen, wie wir die Grund­lagen der Filmför­derung zukünftig gestalten wollen.

Den Förder­sorgen zum Trotz erlebt der deutsche Film seit Jahren einen Höhenflug.
Der Erfolg, so erfreulich er ist, spiegelt leider nicht die Situation in der Breite der Unter­nehmen wider. Denn die Rahmen­be­din­gungen sind zunehmend schwie­riger geworden – was letztlich auch ausschlag­gebend für die Gründung einer starken Inter­es­sen­ver­tretung war. Die Produk­ti­ons­wirt­schaft hat seit Jahren mit sinkender Auftrags­vergabe und schwin­denden Budgets zu kämpfen. Auf der anderen Seite sind die Kosten in einer Weise gestiegen, dass die Margen völlig unzurei­chend werden. Geradezu wider­sinnig ist, dass in dieser Situation die erfolg­reichen Produk­ti­ons­un­ter­nehmen dadurch „abgestraft“ wurden, dass die Referenz­film­för­derung durch Vorbe­halte unter Druck geriet.

Welche Themen neben der FFA werden in nächster Zukunft die Arbeit der Allianz bestimmen?
Zum einen natürlich die bereits angespro­chene Neuauf­stellung in den Gremien und Sektionen. Darüber hinaus wollen wir noch stärker den internen Dialog mit unseren Mitgliedern führen und auch den externen Dialog mit unseren Partnern erweitern. Und es ist sicherlich an der Zeit, die Verbands­arbeit künftig auf die europäische Ebene auszu­dehnen. Der Grund­stein hierfür ist bereits gelegt. Grund­sätzlich lautet die wunderbare Heraus­for­derung, den Nutzen der Allianz für die einzelnen Mitglieder konti­nu­ierlich zu erweitern. uh/mab

Wiedergabe mit freund­licher Geneh­migung des Enter­tainment Media Verlags.