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Alexander Thies: „Wir wollen das Ende des anachronistischen ‚Total-Buyouts‘“

Im Interview mit dem Fachin­for­ma­ti­ons­dienst Meinungs­ba­ro­meter digitaler Rundfunk sagt Alexander Thies, Vorsit­zender des Produ­zen­ten­al­lianz-Gesamt­vor­stands, die Produ­zenten wollten einen Paradig­men­wechsel in der sogenannten „vollfi­nan­zierten Auftrags­pro­duktion“: „Wir wollen das Ende des anachro­nis­ti­schen und inzwi­schen in den meisten Ländern aus gutem Grund abgeschafften ‚Total-Buyouts‘. Statt­dessen fordern wir ein Lizenz­modell, nach dem die Sender die Rechte für eine bestimmte Zahl von Ausstrah­lungen in einer bestimmten Zeit erwerben – und nicht mehr alle Rechte für alle Zeiten besitzen. Für die verschie­denen Sende­plätze und Format­formen sollen Preis­kor­ridore definiert werden, die etwa dem entsprechen, was die Sender heute für entspre­chende Programme ausgeben. Und nach dem Ablauf der Lizenzzeit fallen die Verwer­tungs­rechte an den Produ­zenten zurück, der entscheiden kann, wer die Zweit­ver­wertung organi­siert und den Sender mit 50 % an den Erlösen betei­ligen muss. Dieses Modell hat seit seiner Einführung in Großbri­tannien 2004 dafür gesorgt, dass sich die Umsätze des Produk­ti­ons­sektors fast verdoppelt haben und dass es dort heute eine der erfolg­reichsten und kreativsten Fernseh­in­dus­trien weltweit gibt.“

Auf die Frage nach den Chancen des „voll digita­li­sierten Fernseh­markts mit seinen Smart-TV-Media­theken“ antwortet Thies, man müsse feststellen, dass die Produ­zenten davon derzeit noch so gut wie gar nichts haben: „Die Nutzung unserer Produktion steigt immer mehr, schlägt sich aber in unserer Wertschöpfung praktisch nicht nieder, im Gegenteil: Die Bereit­stellung der Programme in den kosten­losen Media­theken – für die die Produ­zenten nicht vergütet werden – verhindert eine Vermarktung auf anderen Platt­formen.“

Das Geschäfts­modell des kranke daran, dass der Produzent nicht am Erfolg beteiligt wird und er daher kaum Rücklagen für Inves­ti­tionen in neue, innovative Projekte bilden kann, so Thies abschließend. Es gehe darum, die Rahmen­be­din­gungen so zu verändern, dass die Wertschöpfung verbessert wird: „Wir haben verstanden, dass die Sender sehr viele unabän­der­liche Notwen­dig­keiten haben und Verant­wor­tungen tragen, die man nicht von heute auf morgen abschaffen kann. Wir haben auch verstanden, dass die flexi­belste Budget­po­sition der Sender das Programm betrifft und dass diese auch in Zukunft nicht mehr wachsen wird. Wir aber müssen immer mehr bieten, weil das Publikum immer anspruchs­voller wird und im Wettbewerb immer schwie­riger zu erreichen ist. Also bleibt nur, dass wir als Produ­zenten unseren Beitrag auch dadurch leisten, dass wir die Stagnation bei den Budgets akzep­tieren und die immer größer werdende Lücke im Zweit­ver­wer­tungs­markt finan­zieren. Dazu müssen wir die entspre­chenden Rechte besitzen und verwerten können. Es ist im Übrigen ein Irrglaube, dass das Lizenz­modell nur den größeren Unter­nehmen nützen und den kleineren die Luft abdrücken wird. Innerhalb der Produ­zen­ten­al­lianz sind es auch die Dokumen­tar­filmer – tradi­tionell ein Bereich mit kleineren Einheiten – die den Paradig­men­wechsel sehr nachdrücklich fordern: Mehr Geld! Produ­zenten erhöhen Druck auf ARD