Skip to main content
News

Boudgoust gegen deutschen Sonderweg beim Internet

Nach WDR-Inten­dantin Monika Piel spricht jetzt auch SWR-Intendant Boudgoust von einer Benach­tei­ligung der deutschen Öffentlich-Rechlichen durch den 12. Rundfunk­än­de­rungs­staats­vertrag im Vergleich zum Beispiel zur BBC.

Die Presse­mit­teilung des SWR im Wortlaut:
Boudgoust gegen deutschen Sonderweg beim Internet
SWR-Intendant kriti­siert Entwurf zum Rundfunk­staats­vertrag

    Stuttgart (ots) – Mainz. Der Intendant des Südwest­rund­funks (SWR) Peter Boudgoust hat deutliche Kritik am Entwurf des neuen Rundfunk­staats­ver­trages geübt, den die Minis­ter­prä­si­denten am 12. Juni in einem vorläu­figen Entwurf formu­liert hatten. Vor dem Rundfunkrat in Mainz sagte Boudgoust am Freitag, 20. Juni 2008, dass das jetzige Papier deutsche Medien­nutzer gegenüber den europäi­schen Nachbarn klar benach­teilige. Boudgoust: "Briten und Franzosen werden vom öffentlich-recht­lichen Rundfunk in diesen Ländern mehr bekommen können als die Deutschen. Wir sollen Restrik­tionen unter­liegen, die für die franzö­si­schen Sender und die BBC nicht gelten." Dieser "deutsche Sonderweg" sei besonders befremdlich, da immer argumen­tiert werde, dass es um die Vorgaben der EU-Kommission gehe, die auf gleiche Wettbe­werbs­be­din­gungen in Europa hinaus­liefen. Hier werde deutlich, dass der Entwurf für den neuen Staats­vertrag mehr Beschrän­kungen enthalte, als die EU von Deutschland gefordert habe. Boudgoust: "Entschei­dende Begriffe im Staats­ver­trags­entwurf wie ‚Sendungs­bezug‘, ‚7-Tage-Frist‘ oder – wie beim Sport – gar ’24-Stunden-Frist‘ sind nicht Gegen­stand der Einigung der Kommission mit der Bundes­re­publik im Beihil­fe­streit gewesen. Hier hat sich die Lobby der privaten Konkur­renten durch­ge­setzt."

    SWR-Intendant Boudgoust sagte bei der Rundfunk­rats­sitzung in Mainz, dass es im Eckpunk­te­papier noch viele Unklar­heiten und Ungewiss­heiten gebe. So sei nicht geklärt, ob der ganze Bestand der öffentlich-recht­lichen Online-Angebote den Drei Stufen-Test durch­laufen müsse. Boudgoust: "Die Vorstellung von dann fälligen hunderten von Drei-Stufen-Tests wäre eine bürokra­tische Schre­ckens­vision." Besonders proble­ma­tisch sei das Bestreben, Unter­haltung aus den öffentlich-recht­lichen Online-Angeboten zu streichen, denn "Unter­haltung  gehört zur klassi­schen Trias unseres Grund­ver­sor­gungs­auf­trages: Infor­mation, Bildung und Unter­haltung." Boudgoust weiter: "Wir haben gerade von unseren Gremien mit Recht den Auftrag erhalten, uns verstärkt um den Zugang zur Jugend zu kümmern. Aber jedem ist klar, dass dies ohne alters- und medien­ge­rechte Unter­hal­tungs­an­gebote eine ‚mission impos­sible‘ ist."

    Es gelte nun, so der SWR-Intendant weiter, zu verhindern, dass mit einem neuen Rundfunk­staats­vertrag "Regulierung um der Regulierung willen" betrieben werde. Boudgoust: "Es dürfen nicht nur die Inter­essen privater Medien­häuser berück­sichtigt werden, sondern auch die Inter­essen der Nutzer – und gerade der jungen Nutzer."

    An die Verlage und kommer­zi­ellen Sender gerichtet sagte Boudgoust, dass diese sich beim jetzigen medialen Umbruch mit ARD und ZDF die falschen Gegner heraus­ge­sucht hätten. Die Gegner hießen vielmehr Murdoch, Montgomery, Myspace  oder Google. "Ich kann nur hoffen, dass die Unter­nehmens-Chefs das bald erkennen und reagieren. Nicht mit Lobby­arbeit für ARD-feind­liche Geset­zes­ent­würfe, sondern mit Strategien für ihre Online-Angebote."

    Der Vorsit­zende des SWR-Rundfunk­rates Harald Augter sagte in Mainz, dass der öffentlich-recht­liche Rundfunk auch in der digitalen Welt angemes­senen Entwick­lungs­spielraum benötige, um seinen Programm­auftrag für alle gesell­schaft­lichen Gruppen erfüllen zu können. Dies sei gerade mit Blick auf jugend­liche Medien­nutzer von Bedeutung. Augter: "Neue Formen von Rundfunk sind heute unent­behrlich, um junge Menschen zu erreichen. Wir müssen aber die Stärken des öffentlich-recht­lichen Angebotes noch mehr als bisher für die jungen Menschen einsetzen. Das gilt für den SWR aber sicher auch für die ARD als Ganzes."