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Bundesländer wollen Künstlersozialversicherung abschaffen

Der Deutsche Kulturrat teilt mit, er sei „bestürzt über die Initiative der Länder Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Hessen, Nieder­sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein, die Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung abschaffen zu wollen.“ Der feder­füh­rende Wirtschafts­aus­schuss, der Ausschuss für Frauen und Jugend, der Ausschuss für Innere Angele­gen­heiten sowie der Finanz­aus­schuss des Bundes­rates hätten mit den Stimmen der genannten Länder beschlossen: „Der Bundesrat fordert, dass die Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung abgeschafft oder zumindest unter­neh­mer­freundlich refor­miert wird.“ Dies sei „klamm­heimlich“ in einer Empfehlung (Bundes­rats­druck­sache 558/1/08 vom 08.09.2008) zum „Entwurf des Dritten Gesetzes zum Abbau bürokra­ti­scher Hemmnisse insbe­sondere der mittel­stän­di­schen Wirtschaft (Drittes Mittel­stands­ent­las­tungs­gesetz)“  versteckt.  

Die Abstimmung über die gefor­derte Abschaffung der Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung solle bereits am 19. September 2008 im Bundesrat statt­finden. Der Deutsche Kulturrat fordert die Minis­ter­prä­si­denten der Länder auf, bei der Bundes­rats­sitzung ihre Kultur­ver­ant­wortung ernst zu nehmen und der Empfehlung nicht zu zustimmen.

Die Presse­mit­teilung im Wortlaut unten auf dieser Seite oder auf den Seiten des Deutschen Kulturrats: „Eilmeldung: Bundes­länder wollen Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung abschaffen“ (frei zugänglich)

„Der Sturm der Entrüstung tobt“ berichtet die Netzeitung und fragt, wie es in Gremien des Bundes­rates zu einer Abstimmung über die Existenz eines weltweit vorbild­lichen Modells kommen konnte. Unter­dessen hätte der Bremer Kultur­se­nator und Bürger­meister Jens Böhrnsen (SPD) von einem „bedau­er­lichen Missver­ständnis auf Arbeits­ebene“ in den Bundes­rats­gremien gesprochen, auch die Regie­rungs­spre­cherin in Magdeburg, Monika Zimmermann, habe betont, Sachsen-Anhalt habe nicht vor, die Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung abzuschaffen. Der Kieler Regie­rungs­sprecher Christian Hauck habe sogar von einer „Ente“ gesprochen, entspre­chende Meldungen des Kultur­rates seien „schlicht falsch“.
Dazu zitiert die Netzeitung den Geschäfts­führer des Kultur­rates, Olaf Zimmermann: Ihm liege aus „absolut zuver­läs­sigen Quellen“ das Abstim­mungs­ver­halten der einzelnen Länder in den Ausschüssen vor. Nach Ansicht Zimmer­manns hätten einzelne Staats­kanz­leien in diesem Fall „ganz offen­sichtlich ihrer Kontroll­pflicht nicht genügt und sind von ihrer Bürokratie übertölpelt worden“. Der jetzige Protest komme daher noch zur rechten Zeit: „,Künst­ler­so­zi­al­kasse ist unver­zichtbar’“ (frei zugänglich)

Die Presse­er­klärung des Deutschen Kultur­rates im Wortlaut:

Eilmeldung: Bundesländer wollen Künstlersozialversicherung abschaffen

Deutscher Kulturrat fordert Minis­ter­prä­si­denten auf, ihrer Verant­wortung für die Künstler gerecht zu werden

Berlin, den 09.09.2008. Der Deutsche Kulturrat, der Spitzen­verband der Bundes­kul­tur­ver­bände, ist bestürzt über die Initiative der Länder Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Hessen, Nieder­sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein, die Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung abschaffen zu wollen.
 
Klamm­heimlich, versteckt in einer Empfehlung (Bundes­rats­druck­sache 558/1/08 vom 08.09.2008) zum „Entwurf des Dritten Gesetzes zum Abbau bürokra­ti­scher Hemmnisse insbe­sondere der mittel­stän­di­schen Wirtschaft (Drittes Mittel­stands­ent­las­tungs­gesetz)“  (Bundes­rats­druck­sache 558/08) haben der feder­füh­rende Wirtschafts­aus­schuss, der Ausschuss für Frauen und Jugend, der Ausschuss für Innere Angele­gen­heiten sowie der Finanz­aus­schuss des Bundes­rates mit den Stimmen der genannten Länder beschlossen:
 
„Der Bundesrat fordert, dass die Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung abgeschafft oder zumindest unter­neh­mer­freundlich refor­miert wird.“
 
Gegen die Empfehlung haben sich folgende Länder gewandt: Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen. Enthalten haben sich: Bayern, Berlin und das Saarland.
 
Die Abstimmung über die gefor­derte Abschaffung der Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung soll bereits am 19.09.2008 im Bundesrat statt­finden. Der Deutsche Kulturrat fordert die Minis­ter­prä­si­denten der Länder auf, bei der Bundes­rats­sitzung ihre Kultur­ver­ant­wortung ernst zu nehmen und der Empfehlung nicht zu zustimmen.
 
Die Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung ist eine kultur- und sozial­po­li­tische Errun­gen­schaft. Sie abzuschaffen würde bedeuten, dass die Mehrzahl der Künstler weder eine Kranken- noch eine Pflege- oder Renten­ver­si­cherung haben würden. Bei einem durch­schnitt­lichen Jahres­ein­kommen von 12.616 Euro ist eine private Absicherung nicht möglich.
 
Der Geschäfts­führer des Deutschen Kultur­rates, Olaf Zimmermann, sagte: „Die von Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Hessen, Nieder­sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein betriebene Abschaffung der Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung ist an Schein­hei­ligkeit nicht zu überbieten. Weil vor einem Jahr der Deutsche Bundestag die Künst­ler­so­zi­al­ver­si­cherung erfolg­reich refor­miert hat und jetzt endlich alle schon seit 20 Jahren abgabe­pflich­tigen Unter­nehmen und auch öffent­lichen Körper­schaften zur Zahlung heran­ge­zogen werden, wird von einem zu großen bürokra­ti­schen Aufwand gesprochen. In Wirklichkeit geht es den sieben Bundes­ländern darum, die abgabe­pflich­tigen Unter­nehmen und öffent­lichen Körper­schaften auf Kosten der Künstler von ihren Sozial­ver­si­che­rungs­pflichten zu befreien. Die Künstler sollten sich das nicht gefallen lassen!“