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Debatte um die Zukunft des Kinos / Steigende Zahl von Dokumentarfilmen / Forderung nach Anreizsystem und Zukunftsfonds

In einem Interview mit Felix Bruder, Geschäfts­führer der AG Kino – Gilde e.V. auf medienpolitik.net, betont dieser auf die Frage,  ob Arthouse-Filme für die deutschen Produ­zenten vielleicht nicht mehr attraktiv seien, weil deren Refinan­zierung schwierig sei.."Bei der jedes Jahr steigenden Zahl von deutschen Produk­tionen, davon der größte Teil Arthouse und immer mehr Dokumen­tar­filme, sehe ich nicht, dass Produ­zenten das Filme­machen unattraktiv finden. Zumal sie sich im deutschen Förder­system ja auch wenig Gedanken um die Refinan­zierung machen müssen. Dieses Risiko tragen ja in erster Linie die Kinobe­treiber und Verleiher. Wenn man sich die ComScore Auswer­tungen anschaut, dann steuern die Mitglieder der AG Kino – Gilde bei vielen deutschen Filmen zwischen 60 und 80 Prozent aller Zuschauer bei. Bei Dokumen­tar­filmen zum Teil sogar noch mehr und über sehr lange Auswer­tungs­zeit­räume."
Weiterhin betont Bruder, dass er für den Arthouse-Bereich nicht sagen könne, dass "2016 so wenig Menschen in die Licht­spiel­häuser wie seit 20 Jahren nicht mehr" gegangen seien. Bruder: "Dieser Rückgang betrifft in erster Linie das Block­buster-Kino. Deutschland hatte letztes Jahr gegen den inter­na­tio­nalen Trend insgesamt sehr schlechte Besucher­zahlen. Vielleicht lassen sich die Menschen hier ja nicht so leicht von der x-ten Fortsetzung einer Story oder einer inter­na­tio­nalen Marke­ting­kam­pagne verführen. Für den Arthouse Bereich kann ich nur sagen, dass sich Qualität auch weiterhin durch­setzt. „Toni Erdmann“, „Vor der Morgenröte“ oder „Tschick“ sind Beispiele dafür. Davon bräuchten wir viel mehr."
Und zur Konkurrenz durch neue Platt­formen wie netflix und Amazon betont er: "Alle Kinos müssen sich heute in einer riesigen Medienflut verorten. Das Besondere ist aber, wenn Kinos mehr als bloße Abspiel­stätten von Filmen sind. Wenn sie Orte der Kultur und des Austau­sches werden, wenn sie mit Rahmen­pro­grammen, Reihen und Sonder­ver­an­stal­tungen mehr bieten, als das Internet. Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass Menschen immer das Bedürfnis haben werden, sich an echten Orten zu treffen und gemeinsam etwas zu erleben."
Weiterhin fordert er ein „anreiz­ori­en­tiertes Programm zum Ausbau der Kinovielfalt“ sowie einen „Zukunfts­fonds zur Verbes­serung der Infra­struktur der Kinos in Deutschland“ Bruder: "In Bezug auf Programm und Inhalte brauchen wir ein Anreiz­system, damit Kinos eben mehr tun, als Block­buster abzuspielen. Ein reines Arthouse-Programm, die Gestaltung von Filmreihen, Gespräche mit Filmschaf­fenden, die medien­päd­ago­gische Arbeit mit Kindern und Jugend­lichen. All das machen die Mitglieder der AG Kino – Gilde und gehen dabei oft ein hohes finan­zi­elles Risiko ein. Aber immer mehr stellen sich die Frage, wie lange sie sich das noch leisten und vor allem mit den vorhan­denen perso­nellen Mitteln stemmen können. Wir stellen uns hier ein System nach dem Vorbild des franzö­si­schen „classement art et eassai“ vor, das mit einem Punkte­system die Kinos belohnt, die sich besonders um Programm­vielfalt bemühen. Das ganz Interview frei zugänglich: „Uns fehlen Filme für Jugend­liche“