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Pressemitteilung

Dialogue – Deutsch-französische Koproduktion für Film & Fernsehen: Uneinheitliche Lage bei Film- und Fernseh-Koproduktion

Berlin, 11. Juni 2015 – „Frank­reich und Deutschland sind zwei der stärksten Spieler der Kultur im digitalen Zeitalter“: Mit diesen Worten begrüßte Alexander Thies, Vorsit­zender des Produ­zen­ten­al­lianz-Gesamt­vor­stands, am heutigen Donnerstag die Gäste des fachöf­fent­lichen Teils der Produ­zen­ten­al­lianz-Gesamt­mit­glie­der­ver­sammlung. Unter dem Titel „Dialogue – Deutsch-franzö­sische Kopro­duktion für Film & Fernsehen“ gaben Experten aus Deutschland und Frank­reich einen Überblick über den Stand und die Entwicklung der Kopro­duk­tionen und der verschie­denen Förder­instru­mente.

„In unserem digitalen Zeitalter ist es mehr denn je notwendig, dass wir die deutschen und franzö­si­schen Positionen einander gegen­über­stellen und Fragen anpacken, die uns alle betreffen“, erklärte Emmanuel Suard, Leiter des Institut français d’Allemagne und für die Franzö­sische Botschaft Co-Gastgeber der Veran­staltung. „Die digitale Welt bietet unzählige Möglich­keiten, aber wir müssen – ich zitiere unsere Kultur­mi­nis­terin Fleur Pellerin – ‚den Künstlern ermög­lichen, Kunst­schaf­fende zu bleiben, daher muss das Urheber­recht an die neuen Techno­logien angepasst werden, die unsere neuen Kultur­träger sind‘.

Auch Peter Dinges, Vorstand der Filmför­de­rungs­an­stalt FFA, erwähnte in seiner Keynote „Kopro­duk­tionen zwischen Frank­reich und Deutschland im Kinobe­reich“ das Urheber­recht und stellte fest, dass der EU-Kommission bei den Plänen für einen digitalen EU-Binnen­markt eine Strategie für den Film völlig fehle. Die deutsch-franzö­sische Kopro­duktion im Kinobe­reich nannte er eine Erfolgs­ge­schichte, die unter anderem vom „Mini-Traité franco-allemand“ befördert wurde, das mit einem Budget von jährlich 3 Mio. Euro seit 2001 explizit deutsch-franzö­sische Kinofilme unter­stützt. Allein 2013 seien 32 deutsch-franzö­sische Kopro­duk­tionen entstanden, von denen 19 die Förderung gar nicht in Anspruch nehmen mussten.

Dass sich die Lage bei der Fernseh-Kopro­duktion vollkommen anders darstellt, erklärte Prof. Dr. Andreas Schreit­müller, Leiter der Haupt­ab­teilung Spielfilm und Fernsehfilm ARTE GEIE: Es gebe derzeit kaum echte TV-Kopro­duk­tionen, was bemer­kenswert sei, da Frank­reich und Deutschland fürein­ander ansonsten die wichtigsten Handels­partner seien und zum Beispiel mit Airbus gemeinsam den Weltmarkt­führer im Flugzeugbau geschaffen hätten. Hoffnung mache aber der deutsch-franzö­sische Förder­fonds für die gemeinsame Entwicklung fiktio­naler Fernseh­serien, der auf der franzö­si­schen Seite vom Centre national du cinéma et de l’image animée CNC und auf der deutschen Seite von FFF Bayern, Film- und Medien­stiftung NRW, Medien­board Berlin-Brandenburg und MfG Baden-Württemberg getragen wird. Medien­board-Förder­re­ferent Oliver Zeller erläu­terte, dass 200.000 Euro pro Jahr zur Verfügung stünden, pro Projekt maximal 50.000 Euro bewilligt würden, die Richt­linien Ende Juli veröf­fentlich werden sollten und mit Förder­ent­schei­dungen im Dezember 2015 zu rechnen sei.

Magalie Armand von der CNC-Abteilung inter­na­tionale Bezie­hungen stellte neben dem „Mini-Traité“ auch das Förder­pro­gramm „cinémas du monde“ vor, das vom CNC und dem franzö­si­schen Außen- und Kultus­mi­nis­terium getragen wird und durch das bisher 156 Langfilme von Regis­seuren aus 64 Ländern reali­siert werden konnten. Zielsetzung sei neben der Förderung von inter­na­tio­nalen Kopro­duk­tionen auch, ein Werte­system von Toleranz, Freiheit und Libera­lität zu vermitteln.

In Frank­reich gibt es mit dem „Crédit d‘impôt inter­na­tional“ auch ein Steuer­nach­lass­modell für inter­na­tionale Produk­tionen, das Mélanie Chebance, Beauf­tragte für Produk­ti­ons­an­ge­le­gen­heiten Film France, vorstellte. Im Gegensatz zum Deutschen Filmför­der­fonds DFFF hat es kein begrenztes Volumen und gilt nicht für inter­na­tionale Kopro­duk­tionen, sondern nur für auslän­dische Projekte. Derzeit erstattet es bei Kino-, TV-, Web-Filmen und Serien (Live-Action oder Animation) 20 % der anrechen­baren Kosten bis zu einer Höhe von 20 Mio. Euro, ab 2016 30 % bis zu einer Höhe von 30. Mio. Euro. Seit 2009 wurden damit 84 Projekte mit einem Volumen von 240 Mio. Euro gefördert, unter anderem die Produktion der Anima­ti­ons­ko­mödie „Minions“ oder des Action­films „Thor“.

Die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen ist die maßgeb­liche Inter­es­sen­ver­tretung der deutschen Produ­zenten von Film-, Fernseh- und anderen audio­vi­su­ellen Werken. Sie vereint ca. 230 Produk­ti­ons­un­ter­nehmen aus den Bereichen Animation, Dokumen­tation, Kinofilm, TV-Enter­tainment, TV-Fiktion und Werbung.