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Ergebnis

„Ein kraftvoller Schritt“: ZDF verpflichtet sich zu Rahmenbedingungen einer fairen Zusammenarbeit mit den Fernsehproduzenten

Nach ersten „Eckpunkten der Zusam­men­arbeit“ von ARD (2009) und ZDF (2010) und weiter­rei­chenden „Eckpunkten 2.0“ der ARD aus diesem Jahr hat sich nach umfas­senden und inten­siven Konsul­ta­tionen mit der Produ­zen­ten­al­lianz nun auch das ZDF zu verbes­serten „Rahmen­be­din­gungen einer fairen Zusam­men­arbeit“ mit den Fernseh­pro­du­zenten verpflichtet. „Die Moder­ni­sierung der Terms of Trade mit den öffentlich-recht­lichen Fernseh­sendern auf dem Weg zu ausge­wo­genen Vertrags­be­din­gungen und einer fairen Aufteilung der Verwer­tungs­rechte erreicht damit eine neue Qualität“, erklärt der Produ­zen­ten­al­lianz-Vorsit­zende Alexander Thies.

 

Berlin, 13. Dezember 2016 –  Das ZDF hat sich nach umfas­senden und inten­siven Konsul­ta­tionen mit der Produ­zen­ten­al­lianz zu verbes­serten „Rahmen­be­din­gungen einer fairen Zusam­men­arbeit“ mit den Fernseh­pro­du­zenten verpflichtet. Bausteine der ZDF-Rahmen­be­din­gungen sind unter anderem:

  • Verbes­se­rungen der Kalku­la­ti­ons­be­din­gungen
  • Rechte­teilung zwischen Sender und Produzent durch Teilfi­nan­zierung
  • Förderung von Innovation, Stoff­ent­wicklung und Vielfalt durch einen neuen Innova­ti­ons­fonds
  • Erhöhter Gewinn­auf­schlag bei längerer Online-Nutzung
  • Erhöhung Erlös­be­tei­ligung

Die neuen ZDF-Rahmen­be­din­gungen gelten während der nächsten KEF-Gebüh­ren­pe­riode 2017–2020 für vollfi­nan­zierte und – neu: – auch für teilfi­nan­zierte Auftrags­pro­duk­tionen aller Genres.

Kalkulationsrealismus

Überstunden-, Sonn- und Feier­tags­zu­schläge sind künftig auch bei Produk­tionen für das ZDF kalku­la­ti­ons­fähig, ebenso Rechts­be­ra­tungs­kosten und angemessene produk­ti­ons­be­zogene Aufwände für Arbeits­schutz. Abhängig von Genres gehören zu den jetzt anerkannten Stab-Positionen zum Beispiel Producer, Herstel­lungs­leiter und Headau­toren (bei Reihen und Serien), bei  histo­ri­schen Themen oder sehr umfang­reichen Produk­tionen eine Szenen- oder Kostüm­bild­as­sistenz, eine Filmge­schäfts­führung und deren Assistenz, Locati­ons­couts und Motiv­auf­nah­me­leiter. Bei Dokumen­ta­tionen werden Postpro­duk­ti­ons­ko­or­di­na­toren und bei Dokumen­ta­tionen mit Spiel­szenen und hochfre­quenten Projekten Herstel­lungs­leiter anerkannt. Bei Enter­tainment-Produk­tionen werden Herstel­lungs­leiter und Executive Producer zu markt­üb­lichen Bedin­gungen kalku­la­ti­ons­fähig, Kosten für den Erwerb vorbe­stehender Formate abgegolten.

Teilfinanzierung

Wenn sich zwischen Kalku­lation und Sender­budget eine Lücke zeigt, kann sie der Produzent durch eine Teilfi­nan­zierung schließen und bekommt dafür eigene Verwer­tungs­rechte. Voraus­setzung ist eine einver­nehm­liche Budget­be­stimmung. Übertragen werden können alle Rechte, die das ZDF nicht zur Erfüllung seines Funkti­ons­auf­trages benötigt.

Innovationsfonds

Das ZDF will die Entwicklung erfolg­reicher Programme und die Kreativ­wirt­schaft – besonders kleine und mittel­stän­dische Produk­ti­ons­un­ter­nehmen – fördern und schafft dafür einen Innova­ti­ons­fonds in Höhe von jährlich 2 Mio. Euro. Damit sollen Projekt- und Stoff­ent­wick­lungs­ver­träge für Entwick­lungs­vor­stufen (z.B. Exposés, Treat­ments, Konzepte)  und Projekt­ent­wicklung in allen Genre­be­reichen finan­ziert werden.

Mediatheken-Gewinnzuschlag

Wenn eine vollfi­nan­zierte Auftrags­pro­duktion länger als einen ununter­bro­chenen Zeitraum von 30 Tagen in ZDF-Teleme­di­en­an­ge­boten zugänglich ist, wird der Gewinn­auf­schlag des jewei­ligen Produk­ti­ons­ver­trages einmalig um bis zu 1 Prozent­punkt erhöht, die Kappungs­grenze liegt bei einem Volumen von 1,5 Mio. EUR (Netto­fer­ti­gungs­kosten zzgl. HU). Bei teilfi­nan­zierten Auftrags­pro­duk­tionen, Ko- und Förder­pro­duk­tionen bleibt es bei einzel­ver­trag­lichen Regelungen.

Erhöhung Erlösbeteiligung

Produ­zenten werden an den Erlösen aus den Auslands-, Pay-TV-, Kino-, DVD- und VoD-Verwer­tungen mit bis zu 20 % an sämtlichen Brutto­er­lösen (abzüglich einer Verwal­tungs­kos­ten­pau­schale von bis zu 10 % und nachge­wie­senen Synchro­ni­sa­ti­ons­kosten) beteiligt.

Fazit

Überschlägt  man die Einzel­posten und stellt in Rechnung, dass das ZDF auch die anerkannten Mittel zur rundfunk­spe­zi­fi­schen Teuerungsrate von 2,01 % pro Jahr berück­sichtigt, kommt man auf eine jährliche Verbes­serung in zweistel­liger Millio­nenhöhe, die dem deutschen Produk­ti­ons­markt durch die neuen ZDF-Rahmen­be­din­gungen zusätzlich zu Gute kommt. Diese Steigerung ist vergleichbar mit den geschätzten Effekten durch die Eckpunkte 2.0 bei der ARD.

„Auch wenn aus Produ­zen­ten­sicht noch längst nicht alles erreicht ist, kann man ohne falsche Beschei­denheit sagen, dass sich die Arbeit gelohnt hat“, erklärt der Produ­zen­ten­al­lianz-Vorsit­zende Alexander Thies. „Mit den ‚Rahmen­be­din­gungen einer fairen Zusam­men­arbeit‘ bewegt sich das ZDF einen kraft­vollen Schritt auf die angestrebten ausge­wo­genen Vertrags­be­din­gungen und eine faire Aufteilung der Verwer­tungs­rechte zu. Auch hier wird aller­dings entscheidend sein, wie die neuen Regelungen gelebt werden, also von den Produ­zenten und den Sender­ab­tei­lungen angewendet werden. Denn das ist die Voraus­setzung dafür, dass die weiterhin nötige Fortent­wicklung der Terms of Trade von Sendern und Produ­zenten voran­ge­trieben und das nach wie vor herrschende Macht­ge­fälle zwischen Nachfragern und Anbietern ausge­glichen wird. Der Weg dorthin ist bereitet.“


Zum Download: ZDF-„Rahmenbedingungen einer fairen Zusam­men­arbeit“