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Pressemitteilung

EU-Plan zur territorialen Rechteverwertung: Wichtige Weichenstellung, aber noch keine Entwarnung für die deutsche Filmwirtschaft

Berlin – 23. Juni 2017. In ihren Beratungen über die Reich­weite geplanter Änderungen des Terri­to­ri­al­prinzips haben sich die Ausschüsse Kultur und Industrie des Europa­par­la­ments am Mittwoch gegen weitrei­chende Änderungen der bestehenden Rechte­ver­wertung entschieden. Der Entwurf der SatKab-Online-Verordnung war von der Europäi­schen Kommission als Teil des Urheber­rechts­pakets im September des vergan­genen Jahres vorge­schlagen worden. Zu diesen Regelungen, die etwa ein erwei­tertes Weiter­sen­de­recht und eine Ausdehnung des sogenannten Ursprungs­land­prinzips auch auf rundfunknahe Dienste wie beispiels­weise Media­theken von TV-Sendern umfassten, hatte es auch aus dem EU-Parlament in den letzten Monaten eine Vielzahl von Vorschlägen für sogar noch weiter­ge­hende Verschär­fungen gegeben. Diese hätten eine terri­to­riale Vergabe von Lizenzen im Online-Bereich faktisch unmöglich gemacht. Die Auswir­kungen auf unabhängig produ­zierte Film- und TV-Produk­tionen wären fatal, da diese auf einer Refinan­zierung durch terri­torial abgegrenzte Lizen­zie­rungen basieren.

„Wir begrüßen das Ergebnis der gestrigen Beratungen in den beiden Ausschüssen des Europa-Parla­ments. Es zeigt, dass sich die Erkenntnis durch­ge­setzt hat, dass es eine Vielfalt des audio­vi­su­ellen Schaffens in Europa nur geben kann, wenn die Voraus­set­zungen für eine Refinan­zier­barkeit der Produk­tionen – in Europa tradi­tionell in erster Linie durch die Vergabe terri­torial abgegrenzter Verwer­tungs­rechte – erhalten bleiben. Ebenfalls scheint erkannt worden zu sein, dass rein indivi­du­al­recht­liche Lösungen, d.h. die Verla­gerung der Durch­setzung begrenzter Verwer­tungs­mög­lich­keiten auf das Verhand­lungs­ge­schick der einzelnen Lizenz­geber, im Hinblick auf das Macht­ge­fälle zwischen TV-Sendern und kleinen und mittleren Produk­ti­ons­firmen keine realis­tische Schutz­mög­lichkeit für diese darstellen würden“, sagt Alexander Thies, Vorsit­zender der Allianz Deutscher Produ­zenten – Film und Fernsehen e.V. „Das gestrige Beratungs­er­gebnis ist jedoch nur ein Zwischen­schritt. Es bleibt abzuwarten, auf welche endgültige Formu­lierung sich die Kommission, das Parlament und der Minis­terrat verstän­digen werden. Die Gefahren für die europäische Produk­ti­ons­wirt­schaft und die kultu­relle Vielfalt von Film- und Produk­tionen in Europa sind noch keineswegs endgültig gebannt“ so Thies weiter.

Die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen ist die maßgeb­liche Inter­es­sen­ver­tretung der deutschen Produ­zenten von Film-, Fernseh- und anderen audio­vi­su­ellen Werken. Sie vereint ca. 250 Produk­ti­ons­un­ter­nehmen aus den Bereichen Animation, Dokumen­tation, Kinofilm, TV-Enter­tainment, TV-Fiktion und Werbung.