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Filmförderungsdebatte: „Erfolg und Anspruch sind keine Feinde“

Nachdem Lars Henrik Gass, Leiter der Inter­na­tio­nalen Kurzfilmtage Oberhausen, in der Frank­furter Allge­meinen einen radikalen Wandel der deutschen Filmför­derung gefordert hat, „damit nicht nur kommer­zielle Filme profi­tieren“, antwortet ihm Martin Moszkowicz in der FAZ vom vergan­genen Wochenende und betont: „Erfolg und Anspruch sind keine Feinde“. Der Vorschlag von Gass zu einem „System­wandel“ bestehe darin, „‚künst­le­rische‘ und ‚kommer­zielle‘ Filmpro­jekte bei der Förderung strikt vonein­ander zu trennen und Letztere eigentlich gar nicht mehr zu fördern.“ Ein solches Schub­la­den­denken erscheine nicht nur „so vorgestrig wie Omas und Opas Trennung zwischen U- und E-Musik“, sondern ist darüber hinaus völlig imprak­ti­kabel: „Wo hätte Gass denn gerne Filme wie zum Beispiel ‚Das Leben der anderen‘, ‚Goodbye Lenin‘ oder ‚Wer früher stirbt ist länger tot‘ einsor­tiert? Dies waren zunächst ausge­sprochen riskant ausse­hende Projekte von nicht erfolgs­er­probten Regis­seuren mit sperrigen und zudem scheinbar regional begrenzten Themen. Erst im Nachhinein erscheint es so, als seien sie schon immer ultra­kom­mer­ziell konzi­pierte Block­buster gewesen. Der kommer­zielle Erfolg nimmt ihnen auch nichts vom kultu­rellen Gehalt.“ Erfolg­reiche Produk­tionen zahlten also nicht nur die ihnen gewährten Produk­ti­ons­hilfen vollständig zurück, sondern darüber hinaus insgesamt mehr in das Solidar­system ein. Beim Verleih und Vertrieb würden im Übrigen Erfolge und Misserfolge aggre­giert, ein Erfolg wie „Fack ju Göhte“ müsse die Verluste der weniger großen Erfolge und Flops ausgleichen.

„Die Filmför­derung ist kein perfektes System“, so Moszkowicz weiter, es gebe viel zu verbessern. Aber: „Filme werden von Produ­zenten, Autoren und Regis­seuren gemacht – nicht von Förder­sys­temen. Und deren Ziel muss es sein, gute und erfolg­reiche Filme zu machen.“ Keine gespaltene Filmför­derung! (FAZ vom 21.3.2015, S. 14 – Feuil­leton)

Zum Gastbeitrag von Lars Henrik Gass: Wider die Diktatur des Mittel­maßes (frei zugänglich)