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Filmstiftung wird zur „Film- und Medienstiftung NRW“

Die Filmstiftung werde zum „integrierten Förderhaus für Film und Medien“, zur „Film- und Medien­stiftung NRW“, meldet Filmecho/Filmwoche. Der neue Name spiegele die neue Aufga­ben­stellung des Hauses, das sich in Zukunft neben der klassi­schen Filmför­derung auch dem Stand­ort­mar­keting und der Förderung innova­tiver Medien­in­halte widmen werde. Filmstiftung wird zur Film- und Medien­stiftung NRW (frei zugänglich)

Mit einem Budget von mehr als 35 Mio Euro pro Jahr sei die Filmstiftung NRW die finanz­stärkste Länder­för­derung in Deutschland, schreibt Elfriede Schmitt in der Funkkor­re­spondenz im Vorspann zu ihrem Interview mit Geschäfts­füh­rerin Petra Müller, die darin „zu ihren Visionen für die Filmstiftung NRW, zum einge­lei­teten Strate­gie­wechsel der Insti­tution und zum Potenzial des Medien­standorts Nordrhein-Westfalen auch als Impuls­geber für die Bundes­re­publik“ befragt wird: Gestal­tungs­spiel­räume (frei zugänglich)

Das Land Nordrhein-Westfalen unter­stützt aus seinem Haushalt die Medien­branche in diesem Jahr mit insgesamt.
Die nordrhein-westfä­lische Landes­re­gierung habe den Medienetat in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 450 000 Euro auf 21,7 Mio Euro leicht erhöht, meldet die Funkkor­re­spondenz. Die zusätz­lichen Gelder wolle Rot-Grün im Wesent­lichen einsetzen, um die Medien­kom­pe­tenz­ver­mittlung zu stärken und um die Filmstiftung NRW zu einer Art Medien­stiftung umzubauen: NRW-Medienetat steigt in diesem Jahr leicht auf 21,7 Mio Euro (frei zugänglich)

In einem Gastbeitrag für das medien­po­li­tische Magazin Promedia schreibt NRW-Medien-Staats­se­kretär Marc Jan Eumann, die Filmstiftung NRW solle nicht mehr nur Film- sondern auch Medien­stiftung sein. Ziel sei es, jungen Kreativ­un­ter­nehmen erfahrene Förder­partner zur Seite zu stellen. Gleich­zeitig sollen etablierte Unter­nehmen von der Vernetzung mit jungen Kreativen profi­tieren.

Der Beitrag im Wortlaut:

Wir wollen die Spitzenposition im Medienbereich ausbauen

Von Marc Jan Eumann, Medien-Staats­se­kretär in NRW, Vorsit­zender der SPD-Medien­kom­mission

Wer bei Nordrhein-Westfalen immer noch an Kohle und Stahl denkt, liegt schon seit langem schief. Nordrhein-Westfalen steht längst für eine moderne Industrie, für eine Bildungs­of­fensive, bei der alte Zöpfe abgeschnitten werden, für einen starken Mittel­stand mit innova­tiven Produkten. Und nicht zuletzt ist Nordrhein-Westfalen das Land der Kreativ­wirt­schaft und der Medien. Hier werden Fakten und Fiction für das Publikum mit enormem Erfolg aufbe­reitet.

Allein zahlen­mäßig liegt Nordrhein-Westfalen deutlich an der Spitze aller Bundes­länder. Das liegt natürlich an der Größe des Landes, aber vor allem an den Anstren­gungen, die die NRW-Landes­re­gie­rungen in diesen Sektor gesteckt haben und die unter der Regierung Hannelore Kraft noch einmal inten­si­viert werden.

Um nur ein paar Zahlen aufzu­listen: 52.000 Unter­nehmen agieren in NRW in der Medien- und Telekom­mu­ni­ka­ti­ons­wirt­schaft. Sie setzten 2009 rund 120 Milli­arden Euro um. Dies entspricht einem Anteil von 30 Prozent aller Umsätze dieser Branchen deutsch­landweit und einem Anteil von 9,1 Prozent an der Gesamt­wirt­schaft Nordrhein-Westfalens. Von 5.820.035 sozial­ver­si­che­rungs­pflichtig Beschäf­tigten in NRW im zweiten Quartal des Jahres 2010 arbei­teten 365.974 Beschäf­tigte (6,3%) in der Medien- und Kommu­ni­ka­ti­ons­branche. NRW stellt damit 20,3 Prozent aller in diesen Branchen beschäf­tigten Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter. Vergleicht man die Anzahl der Beschäf­tigten mit anderen Bundes­ländern, so liegt Nordrhein-Westfalen an erster Stelle.

Konvergenz bietet Chancen

Die Medien­branche durchlebt einen Struk­tur­wandel. Die Medien­nutzung wird zunehmend mobil, Telekom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­nehmen drängen ins TV-Geschäft, Verlage suchen nach neuen Geschäfts­mo­dellen im Internet und das Fernsehen ist kein lineares, sondern längst auch ein Abruf­medium geworden. Im Internet entstehen neue Anbieter, die um die Aufmerk­samkeit der Medien­nutzer werben. Vor allem aber ist der Struk­tur­wandel durch die zuneh­mende Konvergenz der Medien geprägt.

Für NRW bedeutet diese Konvergenz Heraus­for­derung und Chance. Rund 40 Print­verlage sind in der Region zwischen Rhein und Weser angesiedelt. Dazu zählen mit der Essener WAZ-Gruppe, der Kölner Medien­gruppe DuMont Schauberg und der Düssel­dorfer Medien­gruppe RP drei der größten Regio­nal­zei­tungs­verlage Deutsch­lands. Die Verlage kämpfen mit sinkenden Auflagen und zurück­ge­henden Werbe­etats. Wie das Geschäfts­modell Journa­lismus auch in Zukunft funktio­nieren kann, ist eine der großen Fragen, mit denen sich die Medien­po­litik nicht nur in NRW konfron­tiert sieht. Zugleich hat sich NRW für die Konvergenz der Medien gut aufge­stellt. Medien­un­ter­nehmen, die über den Tellerrand hinaus denken und nach neuen Koope­ra­ti­ons­partnern suchen, finden diese in NRW in der direkten Nachbar­schaft. Anders als andere Bundes­länder, die nur in einzelnen Teilbranchen der Medien- und Telekom­mu­ni­ka­ti­ons­wirt­schaft gut positio­niert sind, zeichnet sich NRW durch eine breite und gut aufge­stellte Medien­szene aus.

Für das Zeitalter der Konvergenz der Medien werden in NRW entspre­chende Impulse gesetzt. An die Seite klassi­scher Produk­ti­ons­för­derung ist die Förderung von innova­tiven Medien­for­maten wie 360-Grad-Produk­tionen getreten. Neue Ausbil­dungs­gänge, die dem Bedarf der Branche entsprechen, sind entstanden und die Förderung der Medien­kom­petenz, die jungen Menschen den Zugang zu neuen Medien­in­halten erleichtern soll, steht ganz oben auf der politi­schen Agenda.

Neue Rolle der Filmstiftung

Eine heraus­ra­gende Rolle spielt dabei die Filmstiftung NRW. Pro Jahr stellt sie 33 Millionen Euro Förder­gelder zu Verfügung und hat damit nicht nur Kinohits wie „Der Vorleser“, „Die wunderbare Welt der Amélie“ oder zuletzt Wim Wenders „Pina“ ermög­licht, sondern auch das von der Firma Zeitsprung entwi­ckelte Format „Alpha.07“. Bei dieser inter­ak­tiven Serie wurden erstmals neue Erzähl­formen im TV auspro­biert, die auch soziale Netzwerke, eigene Inter­net­seiten, Podcasts, Blogs und einen Youtube­kanal einschlossen.

Um die Förderung solcher Formate auszu­bauen, haben die Gesell­schafter WDR, ZDF, RTL, LfM und die Landes­re­gierung das Medien­cluster NRW in die Filmstiftung integriert. Diese ist damit nicht mehr nur Film- sondern auch Medien­stiftung. Ziel ist es, jungen Kreativ­un­ter­nehmen erfahrene Förder­partner zur Seite zu stellen. Gleich­zeitig sollen etablierte Unter­nehmen von der Vernetzung mit jungen Kreativen profi­tieren.

Zu den etablierten und wichtigen Medien­un­ter­nehmen zählen in NRW vor allem die Rundfunk­ver­an­stalter. Mit dem öffentlich-recht­lichen WDR sowie dem privaten Sender RTL haben zwei der größten Fernseh­sender Europas ihren Sitz in NRW. Der WDR trägt nicht nur rund 20 Prozent zum ARD-Gemein­schafts­pro­gramm „Das Erste“ bei, sondern veran­staltet mit den Hörfunk­sendern 1Live (3,3 Mio. Hörer pro Tag) WDR 2 (3,1 Mio.) und WDR 4 (2,2 Mio.) drei der reich­wei­ten­stärksten Hörfunk­pro­gramme überhaupt.

Starke Konkurrenz ist dabei der lokale Hörfunk. Das in NRW erfundene Zwei-Säulen-Modell hat dazu geführt, dass es in NRW mit 45 lokalen Sendern die höchste Vielfalt an Infor­ma­tionen aus der Region in ganz Deutschland gibt. Das Rahmen­pro­gramm Radio NRW ist mit 5,1 Millionen Hörern täglich die reich­wei­ten­stärkste Hörfunk­kette Deutsch­lands. Zudem ist der Hörfunk in NRW ein echter Jobmotor. Rund 9.000 Menschen arbeiten in diesem Bereich. Der Kölner Fernseh­sender RTL ist seit Jahren Markt­führer bei den Zuschauern von 14-49 Jahren und war 2010 mit 13,6 Prozent auch beim Gesamt­pu­blikum auf Platz 1. Wir setzen uns dafür ein, dass mit einem zu entwi­ckelnden Anreiz­modell neue Chancen eröffnet werden. Aber auch andere Sender wie etwa QVC oder Center.TV, das mit lokalem Fernsehen in verschie­denen Städten von Nordrhein-Westfalen erfolg­reich ist, haben hier ihre Heimat. Auch hier spielt Konvergenz eine wichtige Rolle: QVC wickelt seine Geschäfte zu einem großen Teil über das Internet ab. RTL positio­niert sich mit seiner Tochter RTL Inter­active ebenfalls stark im Internet. Die Video­plattform Clipfish gehört ebenso dazu wie der Gamechannel, mit dem RTL in den Wachs­tums­markt der browser-basierten Spiele einge­stiegen ist. RTL profi­tiert dabei vom Games-Know-How des Standorts NRW. Etwa 25 Prozent aller deutschen Unter­nehmen im Bereich der Compu­ter­spiele haben ihren Sitz an Rhein und Ruhr. Dazu zählen Branchen­größen wie Electronic Arts oder Ubisoft, die ihre Europa­zen­tralen in Köln und Düsseldorf haben. Aber auch viele Start-ups tummeln sich auf diesem Gebiet, wie etwa der Mittel­ständler Turtle Enter­tainment in Köln. Gerade im Entwick­ler­segment hat sich auch das Ruhrgebiet stark positio­niert. In Mülheim/ Ruhr wurde 2010 mit der Games Factory Ruhr ein Branchen­zentrum für Entwickler und Existenz­gründer ins Leben gerufen. Mit der gamescom findet Europas Leitmesse für Compu­ter­spiele in Köln statt.

Eine große Stärke von NRW ist auch die vielfältige Produ­zen­ten­szene, die sich rund um die Fernseh­sender entwi­ckelt hat. Ein Drittel aller in Deutschland produ­zierten Fernseh­mi­nuten stammt aus NRW. Die Grundy Light Enter­tainment etwa produ­ziert Erfolge wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Das Super­talent“. Das Unter­nehmen Brainpool ist für innovative Erfolge wie „Schlag den Raab“ oder die Sendung „Unser Star für Oslo“ verant­wortlich. Dauer­brenner wie die „Linden­straße“ (Das Erste) werden ebenso in NRW produ­ziert wie aktuelle Serienhits wie „Danni Lowinski“ (Sat.1) oder „Alarm für Cobra 11“ (RTL). Zu der starken Produ­zen­ten­szene passt, dass die beiden wichtigsten deutschen Fernseh­preise – der Grimme Preis und der Deutsche Fernseh­preis – jährlich in NRW verliehen werden.

Mobile ist Wachs­tums­markt

Ein großer Stand­ort­vorteil von NRW ist auch die tradi­tionell starke Telekom­mu­ni­ka­ti­ons­branche. 72 Prozent aller Umsätze dieser Teilbranche in Deutschland werden an Rhein und Ruhr generiert. Mit der Telekom in Bonn und Vodafone und E-Plus in Düsseldorf haben drei der vier größten Mobil­funk­kon­zerne Deutsch­lands ihren Sitz in NRW, rund 22.000 Beschäf­tigte arbeiten dort und anderen Unter­nehmen der Branche. Als Vorteil für die Telekom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­nehmen, die längst mit Nachrich­ten­an­ge­boten im Internet, mobilem Fernsehen und On-Demand-Angeboten im Medien­markt aktiv sind, zählt auch die Nähe zu den Inhal­te­an­bietern aus Film-, Fernsehund Print­branche. Die Telekom ist mir ihrem Angebot „Entertain“ inzwi­schen ins TV-Geschäft einge­stiegen, bietet wie im Fall der Deutschen Fußball-Liga um TV-Rechte für das IP-TV mit und lässt zum Teil schon eigene Sendungen produ­zieren. Auch das mobile Fernsehen gilt als Wachs­tums­markt.

Damit die nordrhein-westfä­li­schen Unter­nehmen auch in Zukunft gut ausge­bildete Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter finden, engagiert sich NRW stark für die Ausbildung junger Menschen in der Telekom­mu­ni­ka­tions- und Medien­branche. Beispiel dafür ist die Fachhoch­schule Köln mit ihrem Studi­engang für Medien­technik und dem neu gegrün­deten Cologne Game Lab, das sich um die Ausbildung für die Games­branche kümmert. Die Inter­na­tionale Filmschule Köln oder der Journa­lis­tik­stu­di­engang der Univer­sität Dortmund haben deutsch­landweit einen hervor­ra­genden Ruf. Hinzu kommen viele weitere Studi­en­gänge an den über 60 öffentlich-recht­lichen und privaten Hochschulen des Landes.

Ebenso kümmert sich das Land um die Förderung der Medien­kom­petenz, beispiels­weise mit Initia­tiven wie ‚mekonet’, das sich vor allem an Multi­pli­ka­toren richtet und Wissen über Medien­kom­petenz vermittelt. Damit unter­stützt NRW nicht nur die Bürge­rinnen und Bürger, die fit für die Zukunft gemacht werden und das nötige Know-how bekommen, um verant­wor­tungsvoll mit neuen Medien umzugehen.

Unter­stützt werden mit den Inves­ti­tionen in die Medien­kom­petenz auch die Unter­nehmen der Branche, die darauf vertrauen können, dass die Menschen einen Zugang zu ihren Produkten und Angeboten finden und nicht mit Abwehr auf neue Medien reagieren. Die Infra­struktur dafür hält NRW bereit: 96 Prozent aller Haushalte können mit Breitband versorgt werden.

Die Landes­re­gierung wird auch künftig alle Möglich­keiten der Förde­rungen ausschöpfen, mit dem Ziel, die Spitzen­po­sition im Medien­be­reich zu halten und weiter auszu­bauen.

Wiedergabe mit freund­licher Erlaubnis des Promedia-Verlags (frei zugänglich)