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Interview mit Oliver Castendyk zur Produzentenstudie 2018

Im Interview mit Marc Mensch in der aktuellen Blickpunkt:Film spricht Oliver Castendyk, Direktor des Forschungs- und Komptenz­zen­trums Audio­vi­suelle Produktion (FoKo) der Hamburg Media School, über die neue Produ­zen­ten­studie 2018 sowie die aktuelle Situation und die Entwick­lungen in der audio­vi­su­ellen Produk­ti­ons­branche. Die Frage, ob sechs Jahre nach der letzten Studie bereits eine Neuauflage nötig sei bejaht er klar: „Schließlich unter­liegt der Markt einem ständigen Wandel, der sich gerade noch beschleunigt. Tatsächlich halte ich das Intervall noch für deutlich zu groß. Der britische Produ­zen­ten­verband PACT z.B. wertet solche Daten jährlich aus – und ich denke, dass der Trend in sämtlichen Medien­in­dus­trien in Richtung regel­mä­ßiger Erhebungen geht“.

Auf die Frage hin, ob man von einer „Verbes­serung der Lage der Produ­zenten sprechen“ könne, sagt der Wissen­schaftler: „Das lässt sich leider nicht pauschal sagen, auch wenn es durchaus Indizien für eine insgesamt eher positive Entwicklung gibt.“ So mahnt er mit Blick auf die positi­veren Renditen, dass „die Werte gerade 2012 teils extrem schlecht waren“, man es „mit einem hohen Prozentsatz“ an rendi­te­schwachen Unter­nehmen zu tun hatte und zudem eine relativ breite Spreizung („unabhängig von der Unter­neh­mens­größte“) vorhanden gewesen sei. Auch in Hinblick auf eine durch­schnitt­liche „Wachs­tumsrate von 1,6 Prozent“ mahnt Oliver Castendyk zu einer diffe­ren­zierten Betrachtung: „Die Umsätze der Kinopro­du­zenten sind … stabil geblieben, das heißt sie stagnierten praktisch auf dem Niveau von 2012. Das Wachstum wurde also auf Seiten der TV-Produ­zenten erzielt, die ihre Umsätze deutlich steigern konnten.“ Die Nachfrage im Thema „Kino-Neustarts“, ob es „zu viel Filme aus deutscher Produktion, die sich den Blick verstellen“ gäbe, bejaht er und fügt an, dass das eigent­liche Problem die „Ökonomie der Aufmerk­samkeit“ sei, da „die Konkurrenz um Aufmerk­samkeit … im digitalen Zeitalter ungleich höher geworden“ sei.

Die Studie sähe die Ursache in der „Diskrepanz“ zwischen der „Umsatz­ent­wicklung bei den deutschen Kinopro­du­zenten“ und den briti­schen Zahlen im „Rückgang hierzu­lande realisierte[n] Großprojekte[n]“, stellt Marc Mensch fest und fragt daraufhin „Indiz für eine Schwäche unseres Anreiz­systems?“. Darauf Oliver Castendyk: „Das kann man sicherlich so sagen. … Dennoch konnte der DFFF zunächst wichtige Impulse liefern. Das Problem ist, das seither etliche Länder auf den Zug aufge­sprungen sind und im Ausland stehende Förder­töpfe konti­nu­ierlich weiter­ent­wi­ckelt wurden.“ Die Deckelung des DFFF im Vergleich zu „automa­ti­schen Förde­rungen im Ausland“ stelle „eine große Hürde für Großpro­duk­tionen dar“. Die „im Vergleich zu ersten Studie tenden­ziell schlechtere Bewertung der großen Produk­ti­ons­standorte“ sei aus der Sicht Castendyks nicht gravierend. Zu den Ursachen würden aller­dings neben gestie­genen Mieten auch „ein zuneh­mender Perso­nal­mangel“ gehören. Dazu fügt er an: „So oder so: Ich glaube, man muss mehr in die Ausbildung inves­tieren.“

Die Erwart­barkeit steigender Auftrags­vo­lumina durch „neue Player“ betrachtet Oliver Castendyk als ein „noch gänzlich hypothetische[s] Szenario“, da auch „die Sender ihre Nachfrage ausbauen“, erlaubt sich jedoch eine Speku­lation: Zwar sei Vorstellbar, dass eine „Verschiebung auf der Umsatz­seite prinzi­piell ausge­glichen würde – aller­dings würde die Verteilung dann auch ganz anders aussehen, sprich: Es würden weniger Produk­tionen angeschoben, diese würden aber mit einem höheren Production Value ausge­stattet. Dementspre­chend würden weniger Produ­zenten profi­tieren.“

(nicht frei zugänglich/ Blickpunkt:Film Nr. 5 vom 28.1.2019)