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Kinder- und Jugendprogrammstudie: „TV-Sender setzen auf Lizenzware aus dem Ausland“

TV-Sender in Deutschland setzten bei Fernseh­pro­grammen für Kinder und Jugend­liche gerne auf Lizen­zware aus dem Ausland, berichtet Blickpunkt:Film unter Berufung auf die Studie „Kino- und Fernseh­pro­duk­tionen für Kinder und Jugend­liche in Deutschland“, die von der Produ­zen­ten­al­lianz und der Hamburg Media School in Auftrag gegeben und durch­ge­führt wurde. Demnach stammten bei Super RTL und Nickel­odeon nur 20 bis fünf Prozent der Produk­tionen aus Deutschland, bei 15 Prozent der ausge­strahlten Programme handele es sich um europäische Produk­tionen – „der Großteil des Programms stammt dagegen aus den USA und Japan.“ Damit verstießen laut Studie beide Sender gegen Vorgaben des Rundfunk­staats­ver­trages.

Beim öffentlich-recht­lichen Kinder­kanal betrage der Anteil des Programms deutscher oder europäi­scher Herkunft zwei Drittel, so Blickpunkt:Film weiter. Im Anima­ti­ons­be­reich schrumpfe dieser Anteil im Jahr 2009 jedoch auf knapp zehn Prozent (ohne Wieder­ho­lungen). Fazit der Studie: „Der zentrale Baustein Anima­ti­ons­pro­gramm des Kika besteht im Kern aus inter­na­tio­nalen Produk­tionen.“ Beim ZDF seien 2009 nur 15 Prozent der Erstaus­strah­lungen im Anima­ti­ons­be­reich deutsche Produk­tionen gewesen. Die Studie halte den hohen Anteil auslän­di­scher Anima­ti­ons­pro­gramme im Fernsehen für bedenklich: „Fernsehen sei nach wie vor Haupt­medium für Kinder bis 13 Jahre und das zweit­wich­tigste Medium für die 13- bis 15-Jährigen und trage wesentlich zur kultu­rellen Identi­täts­stiftung bei.“

Die Studie habe außerdem heraus­ge­funden, dass die Sender heute im Vergleich zu 2005 je Sende­minute 17,7 Prozent weniger ausgeben. Parallel dazu seien jedoch die Kosten vor allem wegen Mehrauf­wen­dungen im Perso­nal­be­reich gestiegen. Mit Produktion und Vertrieb von deutschem Kinder- und Jugend­fern­seh­pro­gramm wird ein Jahres­umsatz von 60 Mio. Euro erzielt.

Ein anderes Bild ergebe sich im Kinobe­reich: „Deutsche Kinder- und Jungen­d­filme basieren zu zwei Drittel auf deutschen Vorlagen und spiegeln ‚die hiesige Kultur und Lebenswelt‘ wider. Kinder- und Jugend­filme aus Deutschland sind außerdem an der Kinokasse deutlich erfolg­reicher als heimische Spiel­film­pro­duk­tionen für Erwachsene.“ Fernseh­sender betei­ligten sich im Schnitt mit rund zwanzig Prozent an der Finan­zierung von Kinder- und Jugend­filmen, sofern es sich um Realfilme handelt. Im Anima­ti­ons­be­reich liege der Anteil bei 12,8 Prozent: TV-Sender vernach­läs­sigen Kinder­pro­gramm „Made in Germany“

Die Studie mache deutlich, dass „ein Bündnis der Verant­wort­lichen aus Politik, der Gremien der ARDSender, des ZDF und privaten Sendern nötig ist, um die Rahmen­be­din­gungen der deutschen Produk­tions- und Kreativ­wirt­schaft erheblich zu stärken“, schreibe Michael Schmetz, Leiter der Sektion Animation in der Allianz Deutscher Produ­zenten im Vorwort, berichtet epd Medien. Ziel der Studie sei es, Daten zum Produk­ti­ons­markt von deutschen Kinder- und Jugend­pro­grammen zu gewinnen: „Der Sektor der TV- und Kinopro­duktion in Deutschland sei ein empirisch bisher kaum erforschtes Gebiet, heißt es in der Studie. Mit Ausnahme von Nickel­odeon hätten die angeschrie­benen öffentlich-recht­lichen und privaten Sender den Autoren keine Zahlen und Daten zugeliefert: Studie: Private Kinder­sender verstoßen gegen Quoten­vor­gaben (nicht online zugänglich, epd Medien Nr. 39 vom 30.09.2011, S. 18)