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Matthias Esche zur Produzentenallianz: „Mitgliederversammlung ist der Souverän“

Im Interview mit Blickpunkt:Film spricht Bavaria-Geschäfts­führer Matthias Esche über die Gründe für den Beitritt zur Produ­zen­ten­al­lianz, die Zukunft des „Altpro­du­zen­ten­ver­bandes“ und die Fortsetzung der Verhand­lungen über das Verhältnis der Produ­zenten zu den Auftrag­gebern: „Wir begrüßen sehr, was dort bislang erreicht wurde.“

Zum Interview auf den Seiten von Blickpunkt:Film: Matthias Esche zum Allianz­bei­tritt der Bavaria

Das Interview aus Blickpunkt:Film Nr. 10/2010 vom 8. März (Seite 13) im Wortlaut:

Matthias Esche zum Allianz­bei­tritt der Bavaria

„Enorme Entwicklung“

München – Auch wenn die angestrebte „enge Koope­ration“ zwischen den beiden Verbänden vom Tisch ist: Seit Januar zählt die Bavaria Film, ehemals größtes Unter­nehmen in den Reihen des Altpro­du­zen­ten­ver­bands, zu den Mitgliedern der Produ­zen­ten­al­lianz. Bavaria-GF Matthias Esche rückte Mitte Februar in ihren Vorstand auf.

Rund zwei Jahre nach Gründung der Allianz deutscher Produ­zenten ist nun auch die Bavaria Film dem Verband beigetreten. Ein lange überlegter Schritt?
Es ist für uns in der Tat ein großer Schritt, dem lange und intensive, vor allem aber auch vertrau­ens­volle Gespräche voran­ge­gangen sind. Ich habe in der Vergan­genheit mehrfach darge­stellt, wieso wir einem Beitritt skeptisch gegen­über­standen, das muss man heute nicht wieder­holen. Die Allianz hat sich seit ihrer Gründung enorm entwi­ckelt. Gerade ihre Struk­tur­reform hat uns Vertrauen in geordnete und straffe Abläufe gegeben, bei denen die Mitglie­der­ver­sammlung als höchster Souverän agiert. Vergessen sollte man auch nicht, dass die beiden Verbände schon seit geraumer Zeit Hand in Hand an gemein­samen Zielen gearbeitet haben, zum Beispiel in gemein­samen Kommis­sionen bei Tarif­ver­hand­lungen. Somit konnten wir uns ein gutes Bild von der Arbeit innerhalb der Allianz machen.

Was gab letztlich den Ausschlag für den Beitritt?
Besonders wichtig ist uns, dass die Mitglie­der­ver­sammlung der Souverän ist und dort auch die kleinen Unter­nehmen Gehör finden und Einfluss geltend machen können. Entscheidend war auch die Struk­tur­reform und damit einher­gehend eine überschaubare Budget­planung der Allianz. Ausschlag­gebend war selbst­ver­ständlich die Arbeit selbst. So hat sich beispiels­weise in den Verhand­lungen um die Rechte der Produ­zenten die von uns stets gefor­derte pragma­tische Sicht­weise durch­ge­setzt, die flexi­blere Lösungen erlaubt und reine Auftrags­pro­duk­tionen nicht ausschließt. Zudem haben wir uns in Bayern auch grund­sätz­liche Gedanken über die branchen­po­li­tische Zentrierung auf Berlin gemacht. Die Gründung einer Münchner Geschäfts­stelle mit eigen­stän­digem Aufga­ben­be­reich ist aus unserer Sicht stand­ort­po­li­tisch wichtig und hat uns die Entscheidung für einen Beitritt sehr erleichtert.

Gleich­zeitig verlief die Entwicklung im Verband Deutscher Filmpro­du­zenten nicht wie geplant?
Es ist uns dort leider nicht gelungen, in einem Maß neue Mitglieder zu gewinnen, wie dies aufseiten der Allianz der Fall war. Gleich­zeitig arbeitete man ohnehin bereits an gemein­samen Zielen. Letztlich waren die Bedin­gungen für einen Beitritt optimal. Es galt für uns, die Gunst der Stunde zu nutzen.

Ursprünglich sollte ja der komplette Altpro­du­zen­ten­verband näher an die Allianz heran­rücken. Weshalb sind diese Pläne gescheitert?
Es lag ein unter­schrifts­reifer Vertrag zwischen den Altpro­du­zenten und der Allianz vor. Die Mitglieder des Altpro­du­zen­ten­ver­bands haben aller­dings kurz vor der geplanten Verein­barung die Vorstands­mit­glieder, die den Vertrag ausge­ar­beitet haben, mit knapper Mehrheit abgewählt. Damit war die Geschäfts­grundlage für eine vertrau­ens­volle Zusam­men­arbeit nicht mehr gegeben. Der Altpro­du­zen­ten­verband wird dadurch wohl in die Bedeu­tungs­lo­sigkeit zurück­fallen.

Wird sich die Bavaria Film weiterhin im Altpro­du­zen­ten­verband engagieren?
Da die angestrebten vertrag­lichen Regelungen zwischen den Verbänden nicht zustande gekommen sind, hat die Bavaria Film mit ihren Tochter­firmen ihre Mitglied­schaft bei den Altpro­du­zenten gekündigt. Neben mir ist ja auch Michael von Wolken­stein in den Gesamt­vor­stand gewählt worden. Das filmpo­li­tische Engagement der Bavaria Film Gruppe findet nun ausschließlich in der Allianz statt.

Was erwartet man sich von der Arbeit innerhalb der Allianz?
Wir alle wissen, wie mühsam das Tages­ge­schäft ist. Selbst­ver­ständlich hoffen wir aber auf weitere Fortschritte in den Verhand­lungen über das Verhältnis der Produ­zenten zu den Auftrag­gebern. Wir begrüßen sehr, was dort bislang erreicht wurde. Der Sachver­stand und das Netzwerk, das wir einbringen – gerade mit Blick auf die öffentlich-recht­lichen Sender hat unsere Stimme ja durchaus Gewicht –, werden hoffentlich dazu beitragen, die Verhand­lungen noch frucht­barer zu gestalten. Ansonsten wird uns wohl in nächster Zeit auch das Verhältnis zu den Verleihern beschäf­tigen – und nicht zuletzt die Sicherung der FFA. Hier setze ich natürlich auf vertrau­ens­volle Zusam­men­arbeit mit den anderen Verbänden der Filmwirt­schaft. mab

Wiedergabe mit freund­licher Geneh­migung des Enter­tainment Media Verlags.