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Nachlese: „Der Spiegel“ über das schlechte deutsche Fernsehen (jetzt frei online zugänglich)

Ameri­ka­nische und skandi­na­vische Serien wie „Homeland“ oder „Borgen“ hätten das Fernsehen revolu­tio­niert, schreiben Georg Dietz und Thomas Hüetlin im Spiegel (Nr. 5/2013 vom 28.1.) und fragen, warum „ausge­rechnet die Deutschen die TV-Zukunft“ verschlafen. „Das Kino stirbt, das Internet hyper­ven­ti­liert, die konzen­trierte und komplexe Erzählung ist vor allem im Fernsehen möglich.“ Je besser die ameri­ka­ni­schen Serien seien, die Deutschland per DVD oder Internet erreichten, desto deutlicher werde, „wie schlecht das deutsche Fernsehen ist“. Die öffentlich-recht­lichen Sender gäben mit dem Hinweis auf Qualität und ihre kultu­relle Bedeutung jedes Jahr mehr als acht Milli­arden Euro aus und hätten mit dem neu einge­führten und umstrit­tenen Rundfunk­beitrag die „Frage nach der eigenen Existenz­be­rech­tigung“ selbst gestellt. Die öffentlich-recht­lichen Sender seien das finanz­stärkste Pay-TV der Welt, das man „leider nicht abbestellen kann“. Und so sei die Frage nach der Qualität kein ästhe­ti­sches Problem, sondern eine „politische Angele­genheit“.

„Mad Men“ koste mit 2,5 Millionen Dollar pro Folge viel Geld, schreiben Dietz und Hüetlin weiter, wenn ARD und ZDF ihre Millionen nicht für Fußball oder Olympia verschwen­deten, „was man bei den Privaten genauso gut sehen könnte“, oder in „Programm­gräbern“ wie „Gottschalk live“ am Vorabend versenkten, wäre auch dieses Geld da. „Mad Men“ verdiene Geld, denn hinter dem Erfolg stehe nicht Klein­geist, sondern Unter­neh­mer­geist, auf dem Weltmarkt sind diese Serien begehrte Produkte der Massen­kultur.

In deutschen Sendern operiere eine schier „unüber­wind­liche Quali­täts­ver­hin­de­rungs­kette“, es zeige sich „die Klein­geis­tigkeit von Menschen“, denen der Sinn für Qualität fehle und die sich deshalb an das Einzige klammerten, was messbar ist: „die Quote“. Das Reden über die Quote habe das Reden über Qualität ersetzt. Die Quote sei der Maßstab, an dem sich die öffentlich-recht­lichen Sender eigentlich nicht orien­tieren sollten: Damit sie frei sind von solchem Denken bekämen sie ja gerade ihr Geld vom Gebüh­ren­zahler: Im Zauderland (Spiegel Nr. 5/2013 vom 28.1., frei zugänglich)