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Öffentlich-rechtliche Produktionsetats: „Die Branche basiert auf Selbstausbeutung“

Was in anderen Branchen die Regel ist, scheine bei Film und Fernsehen eher die Ausnahme zu sein: faire Produk­ti­ons­be­din­gungen mit Tarif- und Arbeits­zeit­regeln, schreibt Tilmann Gangloff in der Stutt­garter Zeitung. Dass ARD und ZDF jetzt mehr Geld fordern, sei vor diesem Hinter­grund verständlich.

„Verur­sacher der Misere sind ganz klar die Sender, allen voran die öffentlich-recht­lichen Anstalten, die keine Bereit­schaft zeigen, die Kosten­ent­wick­lungen, denen alle Wirtschafts­güter unter­liegen, auch auf den Bereich Fernsehfilm zu übertragen und seriös kalku­lierte Produk­ti­ons­mittel zur Verfügung stellen,“ wird Stephan Wagner, geschäfts­füh­render Vorstand Bundes­verband Regie, zitiert: Seit vielen Jahren werde es für selbst­ver­ständlich erachtet, „dass mit einge­fro­renen oder sogar gesun­kenen Budgets gearbeitet wird.“ Dem wider­spräche ZDF-Fernseh­filmchef Reinhold Elschot energisch: „Seit ich vor sechs Jahren hier Chef geworden bin, sind die Etats unserer Fernseh­filme nicht kleiner geworden, sondern konti­nu­ierlich gestiegen. Manche können damit besser und vernünf­tiger umgehen als andere.“ Gebhard Henke, Programm­be­reichs­leiter Fernsehfilm beim WDR, äußere sich ähnlich: „Ein Film kostet die Summe X, damit muss man klar kommen und einen Stoff eben dem Budget entspre­chend entwi­ckeln.“ Würden die Einzel­etats erhöht, müsse die Zahl der Filme reduziert werden. Das wiederum wecke die Empörung der Unter­nehmer. Uli Aselmann, Vorstands­mit­glied der Produ­zen­ten­al­lianz, nenne Henkes Drohung kurios: „Wofür steht der Sender denn, wenn er noch weniger Filme produ­zieren lässt?“

Für viele Produk­tionen dürfte in Zukunft sowieso gelten, was der Produk­ti­ons­leiter Peter Güde ganz generell formu­liere: „Die Branche basiert auf Selbst­aus­beutung. Das wird mit dem Gefühl belohnt, zu den Coolen zu gehören. Deshalb lässt man sich auf Arbeits­be­din­gungen ein, die sich Fabrik­ar­beiter nie gefallen lassen würden.“ Die Organi­sation eines Filmdrehs, bestätige der Regisseur Stephan Wagner, komme mittler­weile „einer Mangel­ver­waltung gleich“: Faire Arbeits­be­din­gungen sind selten (frei zugänglich)