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Pressemitteilung

Produzentenallianz zur Verwendung möglicher Mehreinnahmen durch die Haushaltsabgabe: „Investition ins Programm wäre ein Gewinn für alle“

Berlin, 9. Dezember 2013 – Angesichts mögli­cher­weise deutlich steigender Einnahmen durch die auf den Haushalts­beitrag umgestellte Finan­zierung der öffentlich-recht­lichen Sender fordern Politiker wie u. a. Malu Dreyer, Minis­ter­prä­si­dentin von Rheinland-Pfalz und Vorsit­zende der Rundfunk­kom­mission der Länder, oder Stanislaw Tillich, Minis­ter­prä­sident von Sachsen, eine Senkung der Rundfunk­ge­bühren. Minis­ter­prä­sident Tillich hält Mehrein­nahmen von bis zu 1 Mrd. Euro für die vierjährige Gebüh­ren­pe­riode für möglich und sieht darin eine Möglichkeit, die Rundfunk­ge­bühren im Prinzip bis zu einem Euro zu senken.

Dazu erklärt die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen:

„Sollten aus der Umstellung auf die Haushalts­abgabe tatsächlich nennenswert steigende Einnahmen entstehen, wäre das eine Chance für das deutsche Fernsehen, den deutschen Film und damit auch für die Zuschauer. Diese Mehrerlöse könnten dem jahre­langen Einfrieren der Programm­haus­halte und der fakti­schen Kürzung der Produk­ti­ons­mittel entge­gen­wirken und die konkret drohende Verarmung des audio­vi­su­ellen Schaffens in Deutschland verhindern.

Die Produ­zen­ten­studie hat nachge­wiesen, dass zum Beispiel beim ‚Tatort‘ die Minuten­preise seit 2004 nicht nur nicht gestiegen, sondern sogar gefallen sind. Standen 2004 für eine Folge noch durch­schnittlich 1,43 Mio. Euro bereit, waren es 2011 nur 1,27 Mio. Euro. Allein durch die jährliche Inflation hat der Euro in den letzten neun Jahren aber rund 15 % seines Wertes verloren – von Kosten­stei­ge­rungen wie Gagen­er­hö­hungen oder gestie­genen Kosten für Technik und Ausstattung ganz abgesehen. Die Produ­zenten liefern heute also einen ‚Tatort‘ für etwa 75 % des Budgets von vor neun Jahren aus. Dabei ist der ‚Tatort‘ als ‚Leuchtturm des deutschen Fernseh­films‘ von der Verknappung beim öffentlich-recht­lichen Fernsehen weniger betroffen als andere Programme, insbe­sondere Dokumen­ta­tionen, Kinder­ani­ma­ti­ons­filme und Kino-Kopro­duk­tionen.

Diese Entwicklung koppelt eine ganze Branche vom Wachstum in Deutschland ab. Schon heute müssen Schau­spieler, Kreative und andere Filmschaf­fende am Rande von prekären finan­zi­ellen Verhält­nissen leben. Ironi­scher­weise aber werden die Werke genau dieser Branche Tag für Tag von Millionen von Menschen gesehen, ihre Arbeit definiert in einem nicht zu hoch einzu­schät­zenden Grad das Bild, das sich die Deutschen von sich und das sich die Welt von Deutschland macht.

Deutsche Produ­zenten sind zu Spezia­listen für Effizienz und Sparsamkeit geworden, was ihnen sogar inter­na­tionale Anerkennung einbringt. In der Konkurrenz um die Aufmerk­samkeit und die Begeis­terung des Publikums aber können sie zum Beispiel gegen die in den letzten Jahren hoch gelobten ameri­ka­ni­schen („House of Cards“, „Homeland“), engli­schen („Downton Abbey“) oder auch dänischen („Borgen“) Serien kaum noch bestehen. Diese Produk­tionen sind aber auch deshalb so erfolg­reich und inter­na­tional vermarktbar, weil sie mit realis­ti­schen Budgets ausge­stattet sind, die eine sorgfältige Vorbe­reitung und eine hochwertige Reali­sierung erlauben. Demge­genüber ist absehbar, dass bei einem weiteren Einfrieren der für die Produktion in Deutschland zur Verfügung gestellten Mittel die heute von deutschen Produ­zenten nur noch mit aller­größten Kraft­an­stren­gungen gehal­tenen Quali­täts­stan­dards künftig nicht mehr möglich sein werden.

Daher fordert die Produ­zen­ten­al­lianz, durch die Umstellung auf die Haushalts­abgabe eventuell entste­hende Mehrein­nahmen der Sender in das Programm zu inves­tieren: in quali­täts­volle Serien, die dem inter­na­tional gesetzten Standard entsprechen könnten, in inter­na­tional wettbe­werbs­fähige Kinofilme sowie in hochwer­tiges fiktio­nales Programm. Diese zusätz­lichen Mittel könnten es auch ermög­lichen, endlich Dokumen­tar­filme mit ausrei­chendem Budget zu verwirk­lichen, Anima­ti­ons­filme nicht mehr möglichst billig im Ausland zu erwerben, sondern mit deutschen Produ­zenten Kinder­pro­gramme zu reali­sieren, die die Lebens­wirk­lichkeit der jüngsten Zielgruppe abbilden. Diese Mittel würden dazu beitragen, an frühere Quali­täts­stan­dards der Produk­tionen anzuknüpfen und durch die Ermög­li­chung ausrei­chender Drehzeiten und eine angemessene Vergütung unter Einschluss der Kreativ­leistung der Produ­zenten auch jene beschä­menden Verhält­nisse zu mildern, in denen zu viele Kreative und Filmschaf­fende leben.

Eine Senkung der Haushalts­abgabe, die Mehrein­nahmen von z. B. 250 Mio. Euro pro Jahr kompen­sieren würde, beliefe sich für jeden Beitrags­pflich­tigen auf ca. 50 Cent pro Monat. Die Entlastung der Zuschauer wäre also verschwindend gering. Würden die Mehrein­nahmen dagegen ins Programm fließen, wäre das ein für alle deutlich sicht­barer Gewinn. Bevor jetzt übereilt nach einer Reduzierung der Haushalts­abgabe gerufen wird, sollten etwa entste­hende Finan­zie­rungs­spiel­räume als Chance verstanden werden, die jahrelang einge­fro­renen oder sogar gekürzten Program­metats von ARD und ZDF so auszu­statten, dass diese die Programme und die Qualität in Auftrag geben und erwerben können, die die Bürger sehen wollen und die sie von ARD und ZDF auch erwarten können.“

Die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen ist die maßgeb­liche Inter­es­sen­ver­tretung der deutschen Produ­zenten von Film-, Fernseh- und anderen audio­vi­su­ellen Werken. Sie vereint ca. 220 Produk­ti­ons­un­ter­nehmen aus den Bereichen Animation, Kinofilm, TV-Enter­tainment, TV-Fiktion, Werbung und Dokumen­tation.