Skip to main content
News

Reitz, Weinges zu TV-Qualitätsdebatte

Anlässlich ihrer Auszeichnung mit dem Hans-Abich-Preis bringt der Kölner Stadt­an­zeiger ein Interview mit Bettina Reitz. Die BR-Fernseh­spiel­chefin empfinde das deutsche TV-Movie auf einem überdurch­schnitt­lichen Niveau und fordere mehr innovative und risiko­freudige Inhalte: Keine Kompro­misse (frei zugänglich)

Der Fall Doris Heinze habe zwei Diskus­sionen über das öffentlich-recht­liche System angestoßen, schreibt Philipp Weinges in der Süddeut­schen Zeitung. Die eine sei eine Debatte zum Thema Macht­miss­brauch, die andere zur Qualität im Fernsehen. Die Macht­dis­kussion sei schnell verstummt, „weil die Macht nicht auf der Seite derer war, die sich beklagt haben“. Die Quali­täts­dis­kussion sei noch nicht ganz am Ende, sie werde aber erstaunlich unpräzise geführt, weil „Qualität“ nicht definiert werde. „Wenn Qualität Nachhal­tigkeit bedeutet,“ fragt Weinges, und Nachhal­tigkeit durch Lustgewinn entstehe, „erkennt man dann höchste Qualität am höchsten Lustgewinn?“ Zur Klärung der Frage hat er einen zweiwö­chigen „Selbst­versuch bei ARD/ZDF auf der Suche nach fiktio­nalem Lustgewinn“ unter­nommen und kommt zu dem Schluss, dass an öffentlich-recht­lichen Serien im Haupt­abend­pro­gramm „tatsächlich die fiktio­nalen Entwick­lungen der letzten 30 Jahre spurlos vorüber­ge­gangen“ seien. „Egal, ob man der öffentlich-recht­lichen Fiktion nun Qualität zubilligt oder nicht, man kann auf jeden Fall konsta­tieren, dass sie lustfeindlich und retro daher­kommt. Es ist zu spüren, dass die Macher mit großer Vorsicht vorgehen, um ihr Publikum nicht zu verlieren und niemanden zu verärgern, der ihnen Schwie­rig­keiten machen könnte.“

„Wirkliche Verän­de­rungen“ hätten sich in der Vergan­genheit  fast immer mit der Gründung eines neuen Senders ergeben, schreibt Weinges weiter. „Wenn wir Verän­derung wollen, brauchen wir neue Sender mit genug Geld, frische Leute einzu­stellen und ungewöhn­liche Formate zu produ­zieren. Einen Sender, der nicht auf schnelle Quote angewiesen ist, der Wege gehen kann, die sich für einen kommer­zi­ellen Sender nicht lohnen.“ Wenn der neue Digital­kanal ZDF neo dies sein wolle, brauche er mehr Geld, eine größere Verbreitung und eigene, origi­nelle Fiktion: Wer Sex hat, stirbt