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Pressemitteilung

Rückenwind für den Koalitionsvertrag | Filmschaffende, Urheber*innen und Produzent*innen begrüßen Aufnahme wichtiger Forderung im Koalitionsvertrag und bekräftigen Notwendigkeit der Investitionsverpflichtung für Streamingdienste

Berlin – In einem bemer­kens­werten Schul­ter­schluss sprechen sich die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film und Fernsehen (Produ­zen­ten­al­lianz) und der Produ­zen­ten­verband gemeinsam mit der AG Anima­ti­onsfilm, der Arbeits­ge­mein­schaft Dokumen­tarfilm e.V. (AG DOK), der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAfF), der Deutschen Filmaka­demie, der Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft ver.di, dem Bundes­verband Schau­spiel (BFFS), dem Verband Deutscher Drehbuch­au­toren (VDD), dem Bundes­verband Regie (BVR) und dem Verband für Film- und Fernseh­dra­ma­turgie (VeDRA) dafür aus, On-Demand Dienste zu Direkt­in­ves­ti­tionen in europäische Werke zu verpflichten, wie es der Artikel 13 der europäi­schen Richt­linie über audio­vi­suelle Medien­dienste (AVMD-Richt­linie) ermög­licht.

Angesichts des am Mittwoch veröf­fent­lichten Koali­ti­ons­ver­trags zwischen SPD, Grünen und FDP, der die Prüfung einer solchen Direkt­in­ves­tition anregt, betonen die elf Verbände, Insti­tu­tionen und Gewerk­schaften die besondere Notwen­digkeit dieser wichtigen, bereits auf europäi­scher Ebene vorver­han­delten Maßnahme und fordern die kommende Regierung zu schnellem Handeln auf.

Gerade auch in Deutschland herrscht ein Missver­hältnis zwischen den weltweiten Programm­investitionen der global operie­renden On-Demand Dienste und deren in Deutschland inves­tierten Programm­aus­gaben. Deshalb empfehlen die Verbände dem Beispiel der etwa in Frank­reich bereits geltenden Verpflichtung zur Herstellung europäi­scher, französisch­sprachiger Werke für On-Demand Dienste zu folgen und die in- und auslän­di­schen On-Demand-Dienste auch in Deutschland zu einer Inves­tition in die Herstellung europäi­scher audio­vi­su­eller Werke durch überwiegend unabhängige europäische Produk­ti­ons­firmen zu verpflichten. Gleich­zeitig soll in diesem Kontext eine faire Rechte­teilung und Erlös­be­tei­ligung ermög­licht werden.

Die Kernfor­de­rungen der Verbände für eine Inves­ti­ti­ons­ver­pflichtung sind:

  1. 25% des in Deutschland erzielten Umsatzes von in- und EU-auslän­di­schen On-Demand Diensten sollten in die Beauf­tragung der Herstellung europäi­scher Werke inves­tiert werden. Zur Förderung lokaler Vielfalt sollte hierbei ein Mindest­anteil von überwiegend in deutscher Sprache entwi­ckelten und gedrehten Produk­tionen in allen das Angebot eines Dienstes prägenden Programm­ka­te­gorien einge­führt werden.
  2. Zur Vermeidung einer Medien­kon­zen­tration sollte ein Großteil der Inves­ti­tionen in die Herstellung von europäi­schen Werken fließen, die von Produk­ti­ons­un­ter­nehmen herge­stellt werden, die vom jeweils auftrag­ge­benden On-Demand Anbieter unabhängig sind.
  3. Die Herstellung muss unter Beachtung von fairen Arbeits- und Auftrags­be­din­gungen erfolgen, wie sie bspw. durch Tarif­recht, gemeinsame Vergü­tungs­regeln oder angemessene Branchen­stan­dards gesetzt werden.
  4. Zur Wahrung des Innova­ti­ons­wett­be­werbs muss zugleich gewähr­leistet sein, dass die Produk­ti­ons­un­ter­nehmen werthaltige Rechte an diesen Produk­tionen und den zugrun­de­lie­genden Werken behalten und erfolgs­ab­hängige Erlös­an­sprüche für Produzenten*innen und Urheber*innen generieren.

„Wir freuen uns sehr, dass unsere Forderung der Inves­ti­ti­ons­ver­pflichtung der On-Demand-Dienste in die Herstellung neuer Werke durch von den On-Demand-Diensten unabhängige Produ­zenten eine so breite Unter­stützung der Kreativ­ver­bände erfährt. Die Umsetzung der Inves­ti­ti­ons­ver­pflichtung in deutsches Recht in der von dieser breiten Allianz gefor­derten Ausge­staltung ist eine maßgeb­liche Weichen­stellung, um eine vielfältige, innovative Medien­land­schaft in Deutschland zu gewähr­leisten“, heißt es von Seiten der Produ­zen­ten­al­lianz und des Produ­zen­ten­ver­bands.

In einem Forde­rungs­papier erläutern die Verbände Ihre Kernfor­de­rungen und die besondere Notwen­digkeit für eine Inves­ti­ti­ons­ver­pflichtung in Deutschland ausführlich.

Stimmen zur Inves­ti­ti­ons­ver­pflichtung:

Benjamin Herrmann, Vorstands­vor­sit­zender der Deutschen Filmaka­demie: „Wir begrüßen den Anstoß des Koali­ti­ons­ver­trags bzgl. der Einführung einer Inves­ti­ti­ons­ver­pflichtung für auslän­dische Strea­ming­dienste in Deutschland sehr. Die Wertschöp­fungs­kette des deutschen Marktes, an der die Strea­ming­dienste durch den kreativen Input der Produzent*nnen und aller betei­ligten Talents in hohem Maße parti­zi­pieren, basiert auf einem langjäh­rigen Investment in diese lokalen Talente. Wir erhoffen uns insbe­sondere eine Stärkung des deutschen Kinofilms und seiner Finan­zie­rungs­mög­lich­keiten durch eine solche Abgabe, die diesen Kreislauf schließen würde.“

Bundes­verband Regie e.V.: „Was die Filmnation Frank­reich schon seit einiger Zeit prakti­ziert, sollte für die deutsche Filmnation schnellst­möglich umgesetzt werden. Die Inves­ti­ti­ons­ver­pflichtung der Strea­ming­dienste in deutsche und europäische Filmpro­duk­tionen, die Stärkung des Standorts für unabhängige Filmpro­duktion durch dieje­nigen, die mit ihrem Programm in Deutschland und der Welt heraus­ra­gendes Umsatz­wachstum vermelden, sollte durch die neue Regierung rasch umgesetzt werden. Viele Jahre lang hat die schei­dende Regierung nur zugesehen, wie die großen Player im gesamten Medien- und Strea­ming­be­reich ihre Märkte in Europa und Deutschland immer weiter ausbauen und gewaltige Profite generieren, ohne nachhaltig und umfassend in den deutschen Filmstandort zu inves­tieren. Darunter leidet die Vielfalt und Kreati­vität der hiesigen Produk­tionen im inter­na­tio­nalen Vergleich und wird das Abwandern von Fachkräften aller filmi­schen Gewerke verstärkt. Der BVR regis­triert mit Freude die Bereit­schaft der neuen Bundes­re­gierung, diesen Missstand anzugehen.“

Prof. Peter Henning, geschäfts­füh­render Vorstand im Verband Deutscher Drehbuch­au­toren e. V.: „Der VDD unter­stützt die Forderung nach einer Inves­ti­ti­ons­ver­pflichtung und begrüßt, dass die Regie­rungs­ko­alition die Einführung dieses wichtigen Instru­ments prüfen wird. Denn die Inves­tition in die Entwicklung guter Drehbücher durch unabhängige Produzenten*innen schafft die entschei­dende Grundlage sowohl für die Urheber der Bücher, als auch für die Filmland­schaft. Ohne Drehbuch kein Film.“

Matthias von Fintel, Tarif­se­kretär Bereich Medien bei ver.di: „Global agierende Strea­ming­dienste müssen bei der Produktion von Serien und Filmen in Deutschland faire Arbeits- und Auftrags­be­din­gungen gewähr­leisten. Die Einhaltung von Tarif­ver­trägen, Urheber­ver­trags­recht und sozialen Branchen­stan­dards schafft Rechts­si­cherheit für Auftrags­pro­du­zenten und ist vor allem gut für die Filmschaf­fenden, am Ende stärkt es den gesamten Film-Arbeits­markt.“

Heinrich Schaf­meister, Vorstands­mit­glied im Bundes­verband Schau­spiel: „Ein Bekenntnis zu Inves­ti­ti­ons­ver­pflich­tungen am Filmpro­duk­ti­ons­standort Deutschland wie auch ein klares Bekenntnis zur Einhaltung fairer Arbeits­be­din­gungen, wie sie von den Tarif­partnern für den Filmstandort Deutschland gestaltet werden, sollte für inter­na­tionale Strea­ming­dienste, die am deutsch­spra­chigen Markt erfolg­reich parti­zi­pieren, eine Selbst­ver­ständ­lichkeit sein.“

Deutsche Akademie für Fernsehen (DAfF): „Die Deutsche Akademie für Fernsehen setzt sich ein, die Kreativen zu stärken und wünscht sich faire Bedin­gungen in ganz Europa, so dass das große Engagement der europäi­schen audio­vi­su­ellen Kreativ­wirt­schaft in Form von Re-Inves­tition Anerkennung findet.“

AG Anima­ti­onsfilm: „Die AG Anima­ti­onsfilm wünscht sich, dass Streaming Platt­formen ein starker Partner in der Herstellung und Distri­bution von deutschen Anima­ti­ons­filmen und -Serien für ein Publikum jedweden Alters, auf dem globalen Markt, werden. Wir setzen besonders große Hoffnungen in die künftige Regierung, um die Zusam­men­arbeit mit den Streamern zu stärken und für mehr Vielfalt in Form von Anima­ti­ons­pro­grammen zu sorgen.“

AG DOK: „Wir halten eine Inves­ti­ti­ons­ver­pflichtung für On-Demand Anbieter vor allem dann für sinnvoll, wenn von ihr lokale und unabhängige Produzent*innen und Kreative profi­tieren. Gerade sie werden dringend benötigt, um innovative und relevante Programm-Inhalte zu schaffen.“

Dr. Eva-Maria Fahmüller, Verband für Film- und Fernseh­dra­ma­turgie (VeDRA): „Der VeDRA unter­stützt die Initiative zur Inves­ti­ti­ons­ver­pflichtung. Sie zielt auch auf Stärkung und Ausbau einer profes­sio­nellen Stoff­ent­wicklung durch unabhängige Produzenten*innen mit fairen Arbeits­be­din­gungen. Das ist die erste und notwendige Voraus­setzung für inhaltlich vielfältige und hochwertige Filme und Serien aus Deutschland.“