Skip to main content
Pressemitteilung

Verbände-Kritik an Eckpunkten 2.0 „irreführend bis sachlich falsch“

Berlin, 30. März 2016 – Erwar­tungs­gemäß haben einige kleinere Filmver­bände und die Arbeits­ge­mein­schaft Dokumen­tarfilm AG DOK die „Eckpunkte für ausge­wogene Vertrags­be­din­gungen und eine faire Aufteilung der Verwer­tungs­rechte“ kriti­siert, zu denen sich die ARD Anfang des Jahres nach langen und substan­zi­ellen Konsul­ta­tionen mit der Produ­zen­ten­al­lianz verpflichtet hat. Die Verbände monieren unter anderem, das Eckpunk­te­papier sei „an manchen Stellen so passgenau auf die Inter­essen der großen und etablierten Unter­nehmen der Produ­zen­ten­al­lianz zugeschnitten, dass diese Passagen unmit­telbar zum Nachteil zahlreicher kleinerer und junger unabhän­giger Produ­zenten gereichen“.

„Es ist schlicht nicht zutreffend, dass Passagen der Eckpunkte 2.0 den großen Produ­zenten nutzen und den kleinen schaden“, erklärt Alexander Thies, Vorsit­zender der Produ­zen­ten­al­lianz. „Im Gegenteil: Große, verhand­lungs­mächtige Produ­zenten brauchen Eckpunkte weit weniger als die kleinen. Wesent­liche Elemente der neuen Eckpunkte bieten einen Minimal­standard, der vor allem die schwä­cheren kleinen Produ­zenten in die Lage versetzt, auskömm­li­chere Bedin­gungen zu vertreten. Zwar können auch die Eckpunkte 2.0 die Markt­ver­hält­nisse nicht umdrehen – die Sender werden auch in Zukunft die stärkere Position bei Verhand­lungen einnehmen. Aber die Eckpunkte helfen dabei, mehr Augenhöhe zu erreichen und damit helfen sie den Kleinen mehr als den Großen.“

„Festzu­halten ist, dass die durch die Produ­zen­ten­al­lianz voran­ge­trie­benen Eckpunkte 2.0 einen Paradig­men­wechsel in der deutschen Auftrags­pro­duktion einge­leitet haben“, so Alexander Thies weiter. „Die Verbände, die die Eckpunkte jetzt kriti­sieren, haben für ihre Mitglieder in Jahrzehnten – immerhin gibt es die AG DOK seit 1980, den Verband Deutscher Filmpro­du­zenten sogar seit 1966 – nicht ansatz­weise solche Verbes­se­rungen erreicht. Natürlich mussten wir Kompro­misse machen und haben nicht alles durch­setzen können. Fest steht aber: Durch die hartnä­ckige und ausdau­ernde Inter­vention der Produ­zen­ten­al­lianz hat sich die ARD bei den Grund­sätzen der Auftrags­vergabe, der Honorierung und der Erfolgs­be­tei­ligung in einem Maß bewegt, das noch vor kurzem nicht vorstellbar war. Die Eckpunkte 2.0 stellen alle Produ­zenten besser: größere und kleine, junge und etablierte. Und das ist kein Zufall, schließlich gehören zu den rund 230 Produ­zen­ten­al­lianz-Mitgliedern Unter­nehmen aller Genres und Größen­ord­nungen, die auch in unseren Eckpunkte-Fachgruppen entspre­chend reprä­sen­tiert waren.“

Einige Beispiele für die irrefüh­rende bis sachlich falsche Kritik: Die Verbände bemängeln, dass keine geson­derte und angemessene Vergütung der Media­the­ken­rechte vorge­sehen ist. Dies ist aber gar nicht Gegen­stand der Eckpunkte 2.0, sondern wird gesondert mit der ARD bzw. der Politik verhandelt.

Im Schich­ten­modell wird von den Kritikern das Kernrecht „Sende­recht“ mit 55 % der Herstel­lungs­kosten darge­stellt, die Online-Rechte mit 22 %. Diese Zahlen sind nicht nur falsch, auch bleibt die Struktur der Regelung unver­standen: Tatsächlich sind es Preis­kor­ridore, die mit dem Schich­ten­modell festgelegt werden. Für das Sende­recht reicht der Korridor von 55 % bis 90 % und bei den Online­rechten von 0,1 % bis 12 % des Budgets. Innerhalb dieser Korridore, die aus Produ­zen­ten­sicht deutlich günstiger sind, als die Stellung­nahme darstellt, gibt es zudem Verhand­lungs­spielraum. Im Übrigen gilt das Schich­ten­modell nur für teilfi­nan­zierte Auftrags­pro­duk­tionen, die vom Sender nicht vollständig budge­tiert werden können.

Am Leistungs­modell wird kriti­siert, dass es dieje­nigen bevorzugt, die Aufträge erhalten haben. Leistungs­prämien können aber logischer­weise nur Produk­tionen belohnen, die beauf­tragt und ausge­strahlt wurden. Auch das z. B. von der AG DOK gefor­derte Wieder­ho­lungs­ho­norar begünstigt in dieser Weise Unter­nehmen, deren Produk­tionen gesendet werden. Diese Logik ist zwingend, sie einem Prämi­en­modell vorzu­werfen, in sich wider­sprüchlich. Nicht nachvoll­ziehbar ist auch die Schluss­fol­gerung, dass sich daraus ein „closed shop“ ergeben würde. Jede Serie, ob klein oder groß, ob im Ersten oder in den Dritten ausge­strahlt, kann Preise gewinnen und häufig wiederholt werden. Warum das Leistungs­modell immer nur dieselbe Gruppe von Produ­zenten bevor­zugen sollte, ist unklar. Und auch die dritte Annahme der Kritiker ist falsch. Ihre Kritik insinuiert, dass „alle Entwick­lungs­auf­träge qua Leistungs­modell vergeben“ würden, dass also mit anderen Worten das Leistungs­modell aus Sender­budgets finan­ziert würde, aus denen bisher die Entwick­lungs­kosten gezahlt wurden. Die ARD hat jedoch bei der KEF eigene und zusätz­liche Mittel für die Erfüllung der Eckpunkte-Zusagen beantragt und auch erhalten. Wenn die Annahme der Kritiker richtig wäre, würde das Leistungs­modell bestehende Mittel lediglich umver­teilen, nicht neue Mittel schaffen.


Die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen ist die maßgeb­liche Inter­es­sen­ver­tretung der deutschen Produ­zenten von Film-, Fernseh- und anderen audio­vi­su­ellen Werken. Sie vereint rund 230 Produk­ti­ons­un­ter­nehmen aus den Bereichen Animation, Dokumen­tation, Kinofilm, TV-Enter­tainment, TV-Fiktion und Werbung.