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Position

Wir kämpfen für ähnliche Ziele – aber mit anderen Mitteln: Zum Vorschlag der regionalen und kleinen Produzentenverbände für einen Verhaltenskodex für die Vergabe von Auftragsproduktionen durch öffentlich-rechtliche TV-Sender in Deutschland

Was uns verbindet:

Die Forde­rungen im nun vorge­legten Entwurf für einen Verhal­tens­kodex entsprechen in vielen Punkten den Forde­rungen der Produ­zen­ten­al­lianz:

1. Stichwort „Transparenz“

Die Forderung nach mehr Trans­parenz bei der Auftrags­vergabe gerade auch beim gebüh­ren­fi­nan­zierten Fernsehen wurde bei unserem letzten Produ­zen­tentag erstmals öffentlich aufge­stellt und begründet. Die Forderung nach einem jährlichen „Produ­zen­ten­be­richt“ wurde auf Anregung der Produ­zen­ten­al­lianz gestern mit führenden Medien­po­li­tikern öffentlich auf den Münchener Medien­tagen disku­tiert. Unser Ziel ist es, größere Trans­parenz bei der Auftrags­vergabe öffentlich- recht­licher Sender herzu­stellen. Das bedeutet konkret: Der Produ­zen­ten­be­richt soll die Programm­stunden und die Aufwen­dungen in den Bereichen Auftrags- sowie Kopro­duktion, Eigen­pro­duktion und Lizenz­pro­duktion sowie nach Genres im Sinne von § 15. Abs 1 Nr. 1 RStV darstellen.

2. Stichwort „Rechteteilung“

Die Produ­zen­ten­al­lianz ist bzgl. der Verteilung der Verwer­tungs­rechte mit sehr ähnlichen Forde­rungen gestartet. Zu Beginn der Eckpunkte-Gespräche hatten wir – entspre­chend dem briti­schen Modell – gefordert, den Sendern nur zeitlich und räumlich begrenzte Sende­rechte zu belassen und die Erlöse aus den übrigen Verwer­tungs­rechten hälftig zu teilen.

3. Stichwort „Modernisierung der Terms of Trade“

Auch bei den sonstigen Punkten finden sich erstaunlich viele Paral­lelen, etwa bei der Übernahme von Entwick­lungs­kosten, dem Wunsch nach Verein­heit­li­chung der Vertrags­muster, dem Versuch der Beschleu­nigung von Vertrags­ab­schlüssen, dem Ziel der Produ­zen­ten­bindung, der Anpassung der HU-Sätze und der Verrin­gerung der Bürgschafts­kosten.

Einige der Forde­rungen wurden ganz oder teilweise reali­siert, andere waren – zumindest im Verhand­lungsweg – noch nicht durch­setzbar.

Was uns trennt:

Manche Forde­rungen haben wir nicht erhoben, weil wir sie für unrea­lis­tisch oder – mit Bezug auf Preise – sogar für kartell­rechts­widrig halten: etwa die Forderung nach einem gänzlichen Verzicht auf Bürgschaften, nach der Veröf­fent­li­chung von Preis­spannen für bestimmte Programme, einem einheit­lichen Vertrags­muster für Auftrags­pro­duk­tionen vom ZDF und allen ARD-Sendern oder nach einer viertel­jähr­lichen Veröf­fent­li­chung der Programm­planung. Eine Auftrags­vergabe, die nach dem Modell öffent­licher Ausschrei­bungen erfolgt, halten wir für unprak­ti­kabel und weder im Interesse der Sender noch der Produ­zenten.

Wir haben die Forde­rungen nach Trans­parenz der Auftrags­vergabe, nach fairer Aufteilung der Rechte und nach Moder­ni­sierung der Terms of Trade für alle Produk­ti­ons­un­ter­nehmen gestellt. Nicht nur die unabhän­gigen Produk­ti­ons­un­ter­nehmen, sondern auch die mit den Sendern verbun­denen Unter­nehmen haben die Produ­zen­ten­al­lianz dabei vorbe­haltlos unter­stützt. Die Produ­zen­ten­al­lianz ist nicht an einer Front­stellung der Standorte, der Genres (z.B. Kinofilm versus TV-Film), der unabhän­gigen und der sender­ab­hän­gigen Unter­nehmen gegen­ein­ander inter­es­siert.

Im Kern liegt der Unter­schied in der Heran­ge­hens­weise: Die Produ­zen­ten­al­lianz hat sich nicht damit begnügt, Forde­rungen aufzu­stellen, sondern hat Eckpunkte mit ARD und ZDF verhandelt. Dabei musste sie Kompro­misse eingehen und konnte sich in einigen, zum Teil auch sehr wichtigen Punkten, wie dem der Rechte­teilung, nicht gegenüber den Sendern durch­setzen. Die AG DOK und die anderen Verbände haben bisher nur Forde­rungen aufge­stellt.

Wie es weiter geht:

Die Produ­zen­ten­al­lianz sieht sich auf einem langen Weg, bei dem sie auch in Zukunft auf Unter­stützung der Politik angewiesen sein wird. Das bisher Erreichte ist nur ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen, um langfristig in Deutschland eine vielfältige und inter­na­tionale wettbe­werbs­fähige Produ­zen­ten­land­schaft zu erhalten und auszu­bauen. Weil die Forderung nach einem „Verhal­tens­kodex“ für öffentlich-recht­liche Sender uns auf diesem Weg hilft, ist es gut, dass sie gestellt wird. Aber sie ersetzt den mühsamen Weg nicht.

 

25. Oktober 2012