Skip to main content
News

ZDF strebt „besseren Cashflow“ für Produzenten an

epd Medien über ZDF-Programmchef Bellut bei Produ­zen­ten­al­lianz-­Mitglie­der­ver­sammlung: „ZDF will Produ­zenten schneller honorieren“ / Gespräche über Erlös­be­tei­ligung – Der Beitrag im Wortlaut:

Bellut: ZDF will Produzenten schneller honorieren

„Besserer Cashflow“ angestrebt – Gespräche über Erlös­be­tei­ligung

Berlin (epd). Das ZDF will externe Produk­ti­ons­firmen schneller mit Geld ausstatten als bisher. Das stellte Programm­di­rektor Thomas Bellut am 11. Februar auf der Jahres­ver­sammlung der Produ­zen­ten­al­lianz in Berlin in Aussicht. Außerdem teilte er mit, dass das ZDF an den Produk­ti­ons­kosten spare und künftig voraus­sichtlich weniger Aufträge erteilen werde.

Bellut sagte, sein Sender wolle bei Auftrags­pro­duk­tionen einen „besseren Cashflow gewähren“. Dafür plane das ZDF, in Zukunft bereits unmit­telbar mit der Auftrags­vergabe 20 Prozent des verein­barten Budgets an die Unter­nehmen auszahlen. Bei Drehbeginn würden den aktuellen Plänen zufolge weitere 40 Prozent folgen. Bellut: „Wir werden alles nach vorne schieben.“

Wie der Programm­di­rektor weiter sagte, hat das ZDF im Jahr 2009 etwa 553 Millionen Euro in den freien Produ­zen­ten­markt inves­tiert. Zehn Jahre zuvor seien es lediglich 350 Millionen Euro gewesen. Bellut kündigte jedoch mit Blick auf die prognos­ti­zierten Gebüh­ren­aus­fälle an, dass diese Steige­rungsrate bei allen öffent­lich­recht­lichen Sendern zu Ende sei: „Wir sind hier ,on the top’, es wird eher wieder runter­gehen.“

Das Volumen für Auftrags­pro­duk­tionen sei bereits im vergan­genen Jahr nicht gestiegen, erklärte Bellut. Das ZDF habe bei gleichem Budget insgesamt 19 Prozent mehr Sende­mi­nuten einge­kauft. Der Trend zum kosten­güns­tigen Produ­zieren sei aber endlich. Der Weg, den RTL insbe­sondere bei den Nachmit­tags­strecken voran­ge­trieben habe, könne das ZDF nur zum Teil nachgehen. „Ein kompletter System­wechsel ist bei uns nicht zu erwarten“, so Bellut.

Derzeit verhandelt Bellut mit der Produ­zen­ten­al­lianz über Regeln für die Aufteilung von Verwer­tungs­er­lösen, die der Sender etwa mit der Auslands-Lizen­zierung oder dem Einzel­verkauf von Auftrags­pro­duk­tionen einnimmt. Im Dezember hatte bereits die ARD mit der Produ­zen­ten­al­lianz Eckpunkte für ausge­wogene Vertrags­be­din­gungen vereinbart (epd 96/09). Diese regeln unter anderem, dass Erlöse aus On-Demand-Rechten oder dem Verkauf von DVDs zur einen Hälfte an die Produ­zenten fließen und zur anderen Hälfte beim Sender bleiben. Das Papier steht jedoch unter dem Vorbehalt, dass das ZDF vergleich­baren Kondi­tionen zustimmt.

Verwer­tungs­rechte

Bellut beteuerte in Berlin, seine Revision habe für die Jahre 2003 bis 2007 festge­stellt, dass nach Abzug aller Kosten nur zehn Prozent aller Vertriebs­erlöse beim ZDF hängen­ge­blieben seien. Dies sei „erschre­ckend“ und könne nicht hinge­nommen werden. Genauere Angaben dazu machte Bellut nicht. Der Produ­zen­ten­al­lianz schlug er für die Zukunft vor: „Unser Angebot ist, dass die Erlöse zur Hälfte bei den Produ­zenten und zur Hälfte bei den Produ­zenten hängen­bleiben.“

Uneins mit Bellut zeigte sich der Vorstand der Produ­zen­ten­ver­ei­nigung jedoch in der Frage, was mit Verwer­tungs­rechten passiere, die vom Sender einige Jahre lang nicht genutzt würden. Das ARD-Papier sieht vor, dass diese Rechte nach fünf Jahren wieder von den Produ­zenten genutzt werden können – gegen eine Erlös­be­tei­ligung für den Sender. Das ZDF will diese Möglichkeit offenbar nicht gewähren.

Der Geschäfts­führer der Produ­zen­ten­al­lianz, Christoph E. Palmer, sagte in Berlin zu Bellut: „Wir werden Ihnen keinen Vertrag vorlegen, der in der Substanz hinter dem zurück­liegt, was wir mit der ARD vereinbart haben.“ Im Zweifel werde mit dem ZDF „härter und länger“ verhandelt als mit der ARD. Die ARD sei mit dem Eckpunk­te­papier zu einem großen Schritt bereit gewesen, jetzt müsse das ZDF folgen.

Auch der Bundes­verband Regie (BVR) will das ZDF in die urheber­ver­trags­recht­liche Verant­wortung nehmen. Wie der Verband bei der Mitglie­der­ver­sammlung am 16. Februar in Berlin mitteilte, hat er beim Oberlan­des­ge­richt München die gericht­liche Einsetzung eines Vorsit­zenden der Schlich­tungs­stelle beantragt. Das ZDF habe sich den Bemühungen um die Einrichtung einer Schlich­tungs­stelle zur Aufstellung einer Gemein­samen Vergü­tungs­regel nach § 36 a des Urheber­rechts­ge­setzes bislang verweigert. Auch die Versuche, mit den Produ­zen­ten­ver­bänden Gemeinsame Vergü­tungs­regeln zu verhandeln, seien gescheitert. dan/dir

Erschienen in epd Medien Nr. 12 vom 17. Februar 2010. Wiedergabe mit freund­licher Geneh­migung von epd Medien.