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Harvey Weinstein: Erstes aus moralischen Gründen von der Oskar-Akademie ausgeschlossenes Mitglied

Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences habe in einer Sitzung ihres 54-köpfigen Vorstands den in einen Missbrauchs­skandal verwi­ckelten Filmpro­du­zenten Harvey Weinstein ausge­schlossen.

Die britische Filmaka­demie Bafta, die den wichtigsten briti­schen Preis der Branche vergebe, habe bereits am vergan­genen Mittwoch die Aussetzung von Weinsteins Mitglied­schaft bekannt gegeben. Weinstein aus Oscar-Akademie ausge­schlossen (Spiegel.de)

The Hollywood Reporter: "What’s at issue here is a deeply troubling problem that has no place in our society. The board continues to work to establish ethical standards of conduct that all Academy member will be expected to exemplify."  Academy Expels Harvey Weinstein

Ausführlich berichtet der Guardian dazu und betont, dass in der 90jährigen Geschichte der Akademie nur ein weiterer Fall bekannt sei, in dem jemand ausge­schlossen wurde, ein weniger bekannter Schau­spieler , wegen illegaler Weitergabe von Oscar-Sichtungs­kopien. Wegen morali­schem Fehlver­haltens sei bisher noch nie jemand ausge­schlossen worden. Stars welcome Academy move to expel Weinstein over sexual assault claims

Im Spiegel (Ausgabe Nr. 42/2017 vom 14.10.2017, S. 78-82, "Es ist doch nichts passiert") schreibt ein Autorenteam dazu, dass Weinstein die Filmin­dustrie verwandelt habe. "Er und seine Produk­ti­ons­firma Miramax standen für das andere, das wagemutige, das bessere Kino, das Kino jenseits des Mainstreams und der bewährten Erfolgs­re­zepte." Und daher und wegen seiner großen Erfolge habe es keine Rolle gespielt, dass er sich "wie der ewige Gossen­junge" benommen habe. Er habe als "Mann alten Schlags " gegolten. Er sei einer gewesen, die Hollywood "groß" gemacht hätten – im Gegensatz zu einer Welt "in der die Studios von Managern übernommen werden, die keine Ahnung vom Kino haben.." Autorin und Schau­spiel­agentin Heike-Melba Fendel äußert zu dem Fall Weinsteins: "Die mächtigen Produ­zenten von heute sind Techno­kraten oder mineral­was­ser­trin­kende Workaholics. Der Exzess als struk­tu­reller Teil der Filmbranche hat sich davon­ge­stohlen."
Der Artikel debat­tiert, ob es und was solche Struk­turen noch heute begünstigt und was diese aushebele: "Erst wenn die Frauen an die Öffent­lichkeit gehen", denn dann würden "der Druck und die Angst vor einem Image­schaden zu groß" werden.

Bill Cosby und Roman Polanski seien trotz ähnlicher Vorwürfe immer noch Academy-Mitglieder, schreibt dazu auch die Süddeutsche Zeitung in ihrem Artikel zum Thema. Und berichtet, dass nun auch anderen Männern sexuelle Übergriffe vorge­worfen werden würden, so bspw. Oliver Stone. (SZ Nr. 238 vom 16.10.2017, Feuil­leton, E-Paper:) "In unserer Zahl liegt Kraft"