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Leitbild Filmproduzent*in – eine Begriffsbestimmung

Leitbild Produzent*in von Animation, Dokumentation, Entertainment, Fiktion und Werbung – Filmproduzent*innen als Motor des kreativen und wirtschaftlichen Prozesses bei der Herstellung audiovisueller Werke

Eine Begriffsbestimmung

März 2019

 

Produ­zieren ist jeden Moment Teamwork. Und außerdem: Kunst ohne Geld ist und bleibt brotlos.
(Regina Ziegler)

Ich atme Film. Ohne Film würde ich aufhören zu existieren.
(Bernd Eichinger)

 

Der Begriff der*des Filmproduzenten*in: Angebotsvielfalt und Integrität

Die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen e.V., kurz: Produ­zen­ten­al­lianz, vertritt einen weiten Begriff der*des Filmproduzenten*in. Ihre Produk­tionen umfassen

  • bewegte Bilder jeglicher Genres wie Animation, Dokumen­tation, Enter­tainment, Fiktion und Werbung,
  • die auf verschiedene Arten ausge­wertet werden können, wie beispiels­weise im Kino, Fernsehen, auf Strea­ming­platt­formen oder über andere, zur Übertragung audio­vi­su­eller Inhalte geeig­neter Medien.

Filmproduzent*innen sind das Herz der deutschen Filmwirt­schaft. Sie sorgen für die verfas­sungs­rechtlich gebotene Meinungs­vielfalt: Ohne sie gäbe es die außer­ge­wöhnlich reich­haltige kultu­relle Vielfalt im audio­vi­su­ellen Angebot in Deutschland nicht, in dem sich unser Alltag und unsere Kultur im Wandel der Zeiten und Moden immer wieder neu spiegeln.

Deutsche Film- und Fernsehproduzent*innen stehen ein für

  • Kreati­vität und Innovation in der audio­vi­su­ellen Produktion,
  • Integrität und Unabhän­gigkeit unserer kreativen Partner*innen,
  • die Berück­sich­tigung der Vielfalt der Meinungen, Sicht­weisen, Stile und Ausdrucks­formen, sowie
  • ihre Verant­wortung für eine weltoffene und integrative Gesell­schaft in

In der Kombi­nation aus kreativem Input, Gestaltung der Finan­zierung und Refinan­zierung sowie der Führung des Filmpro­duk­ti­ons­pro­zesses reali­sieren Filmproduzent*innen das Werk nach ihren inhalt­lichen Vorstel­lungen und im engen Dialog mit allen schöp­fe­risch Betei­ligten.

Nur dieje­nigen, die am Ende die Gesamt­ver­ant­wortung für das ganze Produkt tragen, können Filmproduzent*innen genannt werden. Darunter fallen nicht Zulie­ferer von Teilen eines Programms, die „verlän­gerte Werkbank“ eines auftrag­ge­benden Senders, jemand, der oder die nur auf Rechnung Dritter arbeitet. Ebenso wenig sind Produzent*innen „Producer“, d.h. angestellte Mitarbeiter*innen eines Produk­ti­ons­un­ter­nehmens, die mit einzelnen der genannten Aufgaben von Produzent*innen betraut sind, jedoch keine finan­zielle Gesamt­ver­ant­wortung tragen.

 

Die Produ­zen­ten­al­lianz beruft sich in ihrem Leitbild auf Carl Laemmle. Der jüdische Unter­nehmer wanderte 1884 aus seiner schwä­bi­schen Heimat Laupheim aus, gründete 1915 die Universal Studios – und damit Hollywood. Universal Pictures übernahm unter seiner Leitung die kreative und finan­zielle Verant­wortung für mehr als 9000 Stumm- und Tonfilme, darunter „Im Westen nichts Neues“, der zwei Oscars gewann. Laemmle etablierte die Genres des Horror­films und des Western beim Massen­pu­blikum. Leider gibt es bis heute viel zu selten Auszeich­nungen für die Arbeit der Filmproduzent*innen. Deswegen vergibt die Produ­zen­ten­al­lianz gemeinsam mit der Stadt Laupheim seit 2017 den Carl Laemmle Produ­zen­ten­preis, um die Arbeit der Filmproduzent*innen zu wertschätzen und ins Bewusstsein zu rufen. Der Preis wird für das produ­zen­tische Lebenswerk vergeben und ist mit 40.000€ der höchst­do­tierte Preis für Filmprroduzent*innen in Deutschland.

2. Die fünf Merkmale von Filmproduzent*innen

Kreativer Motor

Filmproduzent*innen sind der kreative Motor in allen Phasen der Filment­stehung: von der ersten Idee, über die Entwicklung des Konzepts oder Formats, die Auswahl der Mitwir­kenden, die Drehar­beiten, den Schnitt, bis hin zur Endfer­tigung.

Filmproduzent*innen sind dabei auch der zentrale Faktor beim projekt­über­grei­fenden Kreativ­prozess. Mit Erfahrung, Markt- und Konsu­men­ten­kenntnis treiben sie die „Forschung und Entwicklung“ neuer Genres und Programme für alle Verbrei­tungswege und Endgeräte voran. Sie gestalten damit das Potential und die Zukunft der Bewegt­bild­medien. Syste­ma­ti­sches Innova­ti­ons­ma­nagement auf jeder Stufe der Wertschöpfung – der Ideen­ge­ne­rierung, dem Produk­ti­ons­prozess und der Geschäfts­mo­delle – ist Aufgabe der Produzent/innen.

Wirtschaftliche Verantwortung

Filmproduzent*innen tragen die wirtschaft­liche Gesamt­ver­ant­wortung. Sie sorgen für die Finan­zierung und tragen das Risiko, falls Finanzierungspartner*innen ihre verspro­chene Vorfi­nan­zierung nicht leisten. Außerdem tragen sie das Risiko, dass eine Produktion teurer wird als geplant. Häufig tragen sie schließlich auch das Risiko, dass die Produktion vom Publikum nicht angenommen wird und keine ausrei­chenden Erlöse erzielt werden, um die Inves­ti­tionen in den Film zurück­zu­ver­dienen.

Organisation, Steuerung und langfristige Planung

Filmproduzent*innen organi­sieren, steuern und verant­worten die Entstehung des Films von der Drehbuch­ent­wicklung bis zur Abgabe des fertigen Films an die Auswerter*innen (Verleih, Fernsehen, Strea­ming­plattform etc.) und überwachen dabei den gesamten Produk­ti­ons­prozess, inklusive der Budge­tierung und der Termin- und Ablauf­planung. Gleich­zeitig führen sie ihr Unter­nehmen als dauer­hafte wirtschaft­liche Einheit. Um dessen Zukunft langfristig zu sichern, müssen sie auch kommende technische und kultu­relle Entwick­lungen abschätzen, wie beispiels­weise die sich durch die Digita­li­sierung ständig weiter­ent­wi­ckelnden Auswer­tungs­formen und verän­derten Sehge­wohn­heiten der Zuschauer*innen.

Teambildung und -führung

Filmproduzent*innen stellen sich Teams für die Produktion zusammen, die über eine sehr intensive Produk­ti­onszeit nicht nur hochpro­fes­sionell und engagiert arbeiten müssen, sondern auch menschlich mitein­ander harmo­nieren müssen.

Auswertung / Vermarktung

Filmproduzent*innen müssen sich schon im Stadium der Konzeption und Entwicklung der audio­vi­su­ellen Produktion um deren mögliche Vermarktung kümmern: das anvisierte Publikum, die geeig­neten Auswer­tungs­formen, das erfolg­ver­spre­chende Marke­ting­konzept.

 

Eine PDF-Version des „Leitbild Filmproduzent*in“ kann hier herun­ter­ge­laden werden.