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Pressemitteilung

Tarifverhandlungen von Produzentenallianz mit ver.di und BFFS abgeschlossen

Planungs­si­cherheit bis Ende 2020 / Tarif­stei­ge­rungen / Erstmals tarif­liche Regelung für den Abschlussfilm / Aufnahme neuer Berufs­bilder in den Gagen-Tarif­vertrag

Berlin, den 1. Juni 2018 – Nach mehreren Monaten schwie­riger Verhand­lungen konnten die Tarif­partner am 29. Mai 2018 in Berlin die Verhand­lungen über einen neuen Mantel- und Gagen­ta­rif­vertrag für auf Produk­ti­ons­dauer beschäf­tigte Film- und Fernseh­schaf­fende (letztes Inkraft­treten: 1.3.2016) sowie den Tarif­vertrag für Schau­spie­le­rinnen und Schau­spieler (letztes Inkraft­treten: 2.7.2013) und den Tarif­vertrag für Klein­dar­steller (letztes Inkraft­treten: 1.3.2016) mit einem Kompro­miss­paket zum Abschluss bringen. Es steht auf allen Seiten unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zustän­digen Gremien.

Die Verhand­lungs­führer der Produ­zen­ten­al­lianz Christoph Palmer (Geschäfts­führer) und Johannes Kreile (stell­ver­tre­tender Geschäfts­führer) erklärten zum Tarif-Abschluss:

„Die nun gefun­denen Regelungen tragen Kompro­miss­cha­rakter. Die Arbeit­ge­ber­seite musste bei der Höchst-Arbeitszeit deutliche Zugeständ­nisse machen, konnte aber im Gegenzug viel weiter­ge­hende, überzogene Tarif­for­de­rungen der Arbeit­neh­mer­seite abwehren und eine ungewöhnlich lange Laufzeit der – nun synchron verab­re­deten – Tarif­ver­träge erreichen. Festzu­halten bleibt darüber hinaus, dass auch in Zukunft flexible und lange Arbeits­zeiten am Set möglich sind, die im inter­na­tio­nalen Vergleich dem Filmstandort Deutschland nützen. Eine echte Innovation stellt die gefundene Gesamt­re­gelung zum Hochschul-Abschlussfilm dar, die auf Initiative der UFA über mehrere Jahre verhandelt wurde. Die Aufnahme neuer Berufs­bilder in die Gagen-Tarif­ta­belle stärkt die Kalku­la­ti­ons­grund­lagen der Produk­ti­ons­un­ter­nehmen gegenüber den Auftrag­gebern. In der Gesamt­schau ist das Tarif­paket vertretbar.“

Im Einzelnen wurden nachfol­gende wesent­liche Überein­künfte getroffen:

1. Tarif­er­hö­hungen:

Zum 1.9.2018 werden die Wochen-Gagen um 2%, mindestens jedoch um 30,- € erhöht. Eine zweite Stufe erfolgt zum 1.7.2019 mit 2,5% und eine dritte Stufe zum 1.4.2020 um 2,25%.
Hierbei ist zu berück­sich­tigen, dass acht Monate des Jahres 2018 zu den Kondi­tionen des abgelau­fenen Tarif­ver­trages bezahlt werden. Rückwir­kende Zahlungen finden nicht statt. Die ungewöhnlich lange Laufzeit der neuen Tarif­ver­träge über 28 Monate bis 31.12.2020 gibt den Betrieben der Film- und Fernseh­pro­duk­ti­ons­wirt­schaft Planungs­si­cherheit und verläss­liche Kalku­la­ti­ons­grund­lagen.

Bei den Schau­spie­le­rinnen und Schau­spielern wird die Drehtags­min­destgage* ab 1.9.2018 von 775.- € auf 810.- € erhöht, ab 1.7.2019 auf 830.- € und ab 1.4.2020 auf 850.- €.

Erstmals sind alle Tarif­ver­träge nun synchron vereinbart.

2. Aufnahme neuer Berufs­bilder in den Gagen-Tarif­vertrag:

Die Tarif­partner haben sich darauf verständigt, die nachfol­genden, kalku­la­ti­ons­fä­higen zehn Berufs- bzw. Tätig­keiten-Gruppen in die Gagen­ta­belle aufzu­nehmen und dafür Referenz­gagen vereinbart:

  • 2. Regie-Assistenz, Set-AL-Assistenz, Oberbe­leuchter, Licht­tech­niker, Licht­as­sistenz (mit Produk­ti­ons­er­fahrung), 1. Kamera­bühne, Kamera­bühnen-Assistenz, Requi­siten-Assistenz, 2. Ton-Assistenz, Sound­design (soweit beim Produ­zenten angestellt)

3. Arbeits­zeiten:

Auch in Zukunft werden flexible und Film-spezi­fische Arbeits­zeiten am Set in Deutschland gesichert sein. Die Arbeit­ge­ber­seite musste sich jedoch dazu verstän­digen, die bislang – aller­dings mit Zustimmung des Filmschaf­fenden und hohen Zuschlägen – mögliche 13. Tages-Arbeits­stunde auf zwölf Stunden einzu­schränken. Die 13. Stunde wird in Zukunft aller­dings noch an einem Tag der Woche bei hochfre­quenten Fernseh-Serien-Produk­tionen möglich sein. Außerdem gelten weiterhin die beson­deren Bestim­mungen des Mantel-Tarif­ver­trages für flexible Arbeits­zeiten: Bei höherer Gewalt, nicht planbaren Ereig­nissen außerhalb des Verant­wor­tungs­be­reichs des Produ­zenten, bei erheb­lichem Aufwand bei Massen­szenen und zeitlich aufgrund Drittent­scheidung einge­schränkter Motiv­ver­füg­barkeit.

4. Hochschul-Abschluss / Debütfilm:

Eine spezi­fische Regelung von Hochschul-Abschluss­filmen konnte vereinbart werden. Nach mehrjäh­rigen Anläufen der Arbeit­ge­ber­seite wurde damit endlich eine Gesamt­ver­stän­digung auf (nach unten) abwei­chende Tarif­re­ge­lungen für den Hochschul-Abschlussfilm, der in Zusam­men­arbeit mit Produk­ti­ons­firmen entsteht, getroffen. Die nun gefundene tarif­liche Regelung kann wesentlich dazu beitragen, den Hochschulfilm aus einem infor­mellen, nicht dem Tarif­ge­schehen unter­wor­fenen Produk­ti­ons­prozess heraus­zu­lösen und verbindlich zu gestalten. Der Kompromiss wurde ganz wesentlich und nachhaltig vom Produ­zen­ten­al­lianz-Mitglieds­un­ter­nehmen UFA initiiert und von dem der Nachwuchs­arbeit ebenfalls besonders verpflich­teten Produ­zenten Stefan Schubert (Wüste Film Hamburg) erarbeitet.

5. Weitere Regelungen:

Darüber hinaus wurden Regelungen zur Pensi­ons­kassen-Anrechnung, Klein­dar­steller-Gagen, Anrechnung von Herrich­tungs­zeiten bei Schau­spie­le­rinnen und Schau­spielern bei der Arbeitszeit sowie der Verbind­lichkeit des Tarif­ver­trages getroffen.

Bis zur Fertig­stellung der Textfassung des neuen Tarif­ver­trags erschließt sich der Inhalt der Neufassung aus dem Vergleich des Verhand­lungs­pro­to­kolls mit dem Text des (alten) Tarif­ver­trags für auf Produk­ti­ons­dauer beschäf­tigte Film- und Fernseh­schaf­fende – TV FFS 2016.

* Durch ein redak­tio­nelles Versehen war in einer früheren Fassung statt des korrekten Begriffs „Drehtags­min­destgage“ von „wöchent­licher Mindestgage“ die Rede. Wir bitten, den Fehler zu entschul­digen.

Die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen ist die maßgeb­liche Inter­es­sen­ver­tretung der deutschen Produ­zenten von Film-, Fernseh- und anderen audio­vi­su­ellen Werken. Sie vereint rund 250 Produk­ti­ons­un­ter­nehmen aus den Bereichen Animation, Dokumen­tation, Kinofilm, TV-Enter­tainment, TV-Fiktion und Werbung.