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Umfrage zur Debatte über Belästigung und Sexismus in der deutschen Filmbranche / Vorschläge für Maßnahmen

In der aktuellen Ausgabe von Blickpunkt:Film äußern sich verschiedene Personen der Film- und TV-Branche in einer Umfrage zur aktuellen Debatte um Beläs­tigung und Sexismus, die seit der Causa Weinstein losge­treten ist und prüft, wie die Situation in der deutschen Branche ist, und welche Maßnahmen jetzt als dringend nötig erachtet würden.
Auszüge:
Alexander Thies, Vorsit­zender des Vorstands und Sprachrohr der Produ­zen­ten­al­lianz
zeige "klare Kante": "Ein Nein ist ein Nein – auch bei Film- und Fernseh­pro­duk­tionen!" Aus Anlass der Enthül­lungen zu Harvey Weinstein und weiterer vor und hinter der Kamera stehender Exponenten der Filmwirt­schaft erklärt Alexander Thies, Vorsit­zender des Gesamt­vor­standes für die Allianz Deutscher Produ­zenten – Film & Fernsehen e.V.: „Sexuelle Beläs­ti­gungen und Übergriffe können – gleich ob gegen Frauen oder Männer gerichtet – in der Produktion nicht geduldet werden. Der Respekt vor der Würde jedes Menschen ist die Grundlage unseres Verständ­nisses gemein­samen künst­le­ri­schen Schaffens. Die Ausnutzung von tatsäch­lichen oder angenom­menen Macht­po­si­tionen zur Errei­chung sexueller Ziele ist wider­wärtig und zerstört das für die Erbringung kreativer Leistungen so wichtige angst­freie Umfeld. Die Produk­ti­ons­un­ter­nehmen trifft hier auch eine organi­sa­to­rische Verant­wortung, entspre­chenden Vorwürfen und Gerüchten umgehend und konse­quent nachzu­gehen und den Betrof­fenen Hilfe­stellung zu gewähren. Wegschauen und Schweigen lösen die Probleme nicht; durch eine passive Haltung in Form von Untätigkeit wird bestehendem Recht die Geltung genommen und weiterem Fehlver­halten Vorschub geleistet.
Sehr viele Mitglieder der Allianz haben schon 2010 die Charta der Vielfalt unter­zeichnet.  Darin verpflich­teten sie sich, „eine Organi­sa­ti­ons­kultur zu pflegen, die von gegen­sei­tigem Respekt und Wertschätzung jeder und jedes Einzelnen geprägt ist“, und die Voraus­set­zungen dafür zu schaffen, „dass Vorge­setzte wie Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter diese Werte erkennen, teilen und leben.“ Ausdrücklich betont wurde schon damals, dass dabei den Führungs­kräften bzw. Vorge­setzten eine besondere Verpflichtung zukommt. Dies gilt in gleicher Weise für die Anerkennung und den Schutz der sexuellen Integrität aller in und für die Produk­ti­ons­un­ter­nehmen tätigen Mitar­beiter."
Kultur­staats­mi­nis­terin Monika Grütters ist bestürzt über die Vorfälle und fordert zu mehr echter und gelebter Gleich­be­rech­tigung auf. Der VDA Verband der Agenturen will sich aktiv an der Schaffung an der vom Bundes­verband Schau­spiel (BFFS) angeregten Beschwer­de­stelle betei­ligen. Alfred Holighaus, Präsident der SPIO betont den Akt des Macht­miss­brauchs, der überall da möglich sei, wo Macht­miss­brauch eben möglich sei. Öffent­liche Debatten würden helfen diesen "zumindest einzu­dämmen". Irina Wanka, Vorsit­zende des Inter­es­sen­verband Deutscher Schau­spieler (IDS) sieht sexuelle Beläs­tigung als ein "äußerst gravie­rendes Problem" in der Branche an und listet einen Maßnah­men­ka­talog auf, der auf Opfer, wie Täter­seite betrifft. Der Bundes­verband Regie sieht sich als Berufs­verband als "hilfreiche Instanz" und fordert Kolle­ginnen und Kollegen dazu auf, sich an ihn zu wenden. Weiterhin spricht sich sein Vorstand Jürgen Kasten für die Einrichtung einer "Ombuds­stelle" aus. Seitens der Initiative ProQuo­te­Regie bemerkt Barbara Rohm, Mitbe­grün­derin und Vorstand positiv, "eine große Welle der Solida­rität" mit den Betrof­fenen. Sie sieht es aber als "Vermei­dungs­stra­tegie" an, wenn nun "mit dem Finger auf einzelne" gezeigt werde, "anstatt sich die Frauen- und Männer­bilder unserer Kultur anzuschauen, die sich in den Filmen spiegeln und stetig repro­du­ziert werden." Cornelia von Braun, Vorstands­vor­sit­zende des Bundes­verband Casting fordert den Dialog und Austausch mit den anderen Verbänden der Branche. Dieter Kosslick, Direktor der Inter­na­tio­nalen Filmfest­spiele Berlin weist auf Unter­schiede im ameri­ka­ni­schen und deutschen Finan­zie­rungs­system hin: "Die Macht ist anders verteilt und nicht bei einer Person gebündelt."  Grenz­über­schrei­tungen – Sexuelle Übergriffe in Film und Fernsehen sind seit der Causa Weinstein ein heißes Thema. (Blickpunkt:Film, Ausgabe Nr. 46 vom 13.11.2017, S. 22-28/ Link zum Livepaper für Abonnenten)

Weitere Presse zur Debatte:
Süddeutsche Zeitung: Ridley Scott dreht Szene mit Kevin Spacey (58) neu mit Schau­spieler Chris­topher Plummer (87) Regisseur schneidet Kevin Spacey aus neuem Film
(frei zugänglich)
Dazu ein Kommentar von Harald Schmidt in seinem Spiegel Daily Im Ausschnitt

Pro Quote Regie fordert Quote bei ARD und ZDF
Auf den promi­nenten Sende­plätzen bei ARD und ZDF würden Regis­seu­rinnen weiterhin nur wenig Sendezeit erhalten. Im Jahr 2016 hätten Frauen für die ARD 19,3 Prozent der Sende­mi­nuten insze­niert und beim ZDF sogar nur 14,4 Prozent. Der Zusam­men­schluss der Regis­seu­rinnen in Deutschland Pro Quote Regie, berichtet digitalfernsehen.de, fordere daher die Einführung einer Quote bei ARD und ZDF
Verein "Pro Quote Regie" fordert Quote bei ARD und ZDF
(Frei zugänglich)